Pfaffenhofen
"Wir dachten, wir werden vor die Tür gesetzt"

Auch Urlauber aus Pfaffenhofen sind von der Pleite des Reiseunternehmens Thomas Cook betroffen

24.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:43 Uhr
Marion Weidner
Durch die Insolvenz des Reiseveranstalters Thomas Cook wurde die Reisewelt erschüttert. Viele Urlauber strandeten im Ausland. −Foto: Eberl

Pfaffenhofen (DK) Ein lang ersparter Traumurlaub in Kalabrien sollte es werden, doch daraus wurde am Montagmorgen ein Albtraum.

Die Pfaffenhofenerin Johanna Hösl und ihr Freund Sebastian Steiger urlauben gerade in einer Kleinstadt an der südlichen Spitze des italienischen Stiefels, doch nach Entspannung ist ihnen nicht mehr zumute: Am Montag kam der Schock, als in den Nachrichten bekannt wurde, dass das britische Reiseunternehmen Thomas Cook - über das auch Hösl und Steiger gebucht hatten - insolvent ist.

"Wir haben uns zuerst große Sorgen gemacht, weil wir dachten, wir werden vor die Tür gesetzt", erzählt die 20-Jährige. Sofort versuchten sie, sich mit dem Reiseveranstalter und dem Versicherer in Verbindung zu setzen - gaben aber nach langen Warteschleifen auf. "Am Abend hat dann jemand vom Hotel an der Zimmertür geklopft und uns einen Zettel gegeben auf dem stand, dass wir nochmal zahlen müssen. " In der Bekanntgabe informierte das Hotel über die Insolvenz von Thomas Cook und ließ dabei verlauten: "Dies hat zur Folge, dass Thomas Cook die übernommenen Verpflichtungen auch gegenüber unserem Unternehmen nicht erfüllen kann. Wir bitten Sie daher, den uns zustehenden Betrag für Ihren Aufenthalt beim Check-In zu zahlen. " Eine Alternative zur Direktzahlung der ausstehenden Beträge gibt es laut Hotel nicht. Draußen auf dem Gang trafen Johanna Hösl und Sebastian Steiger andere Urlauber aus Bayern. Auch diese Touristen haben das gleiche Problem, da sie mit Thomas Cook oder Tochterunternehmen verreist sind. Auf einer Informationsveranstaltung des Hotels - am nächsten Morgen eigens für betroffene Touristen angesetzt - wird es traurige Gewissheit, dass der Hotelbetreiber vom Reiseveranstalter kein Geld bekommen hat. "Dabei hat der Hoteldirektor gesagt, dass er die Zahlung nochmal fordern muss. Sie wollen den gesamten Betrag, wir sollen bei der Abreise bezahlen", so Hösl.

Eigentlich kein Grund zur Unruhe, dachte die Studentin, da sie bei der Buchung im Tui-Reisebüro am Pfaffenhofener Hauptplatz einen Sicherungsschein erhalten haben, der den Insolvenzfall des Reiseveranstalters abdeckt. Das Problem: Die Pfaffenhofener haben den Urlaub über Bucher Reisen gebucht, einer Tochtergesellschaft von Thomas Cook. Diese ist zum jetzigen Zeitpunkt noch liquide - und das bringt die 20-Jährige und ihren Freund nun in die Zwickmühle. "Bevor die deutsche GmbH Insolvenz angemeldet hat, dürfen wir nicht zahlen, weil sonst keine Versicherungsansprüche geltend gemacht werden können", erklärt die Studentin. "Von einem anderen Gast haben wir aber erfahren, dass wir ohne Insolvenz rein rechtlich gar nichts bezahlen müssen. " Auf die beiden Studenten könnte im schlimmsten Fall eine erneute Zahlung von 300 bis 500 Euro pro Person zukommen sowie zusätzliche Flugkosten, da noch unklar ist, ob ihr Rückflug am Donnerstag gesichert ist. "Wir loten schon Alternativen für den Flug oder für die Rückreise mit dem Bus aus", so die Pfaffenhofenerin.

Das Chaos ist groß, das weitere Vorgehen unklar. Kunden des Reisunternehmens können nicht einmal aus dem Urlaub auf ihre Unterlagen zurückgreifen, da die Website abgestellt ist, dort ist nur ein kurzer Informationstext zu finden. Die einzige Unterstützung, die die beiden 20-Jährigen bis jetzt erhalten haben, kommt aus Pfaffenhofen "Wir haben mit dem Tui-Reisebüro telefoniert. Sie haben sofort versucht zu helfen, uns über unsere Rechte informiert und stehen uns mit Rat und Tat zur Seite. Bis dahin hatten wir niemanden vom Veranstalter erreicht", so Hösl.

Marion Weidner