Ingolstadt
Winter hält Einzug

15.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

Der neue Chef der FOS/BOS freut sich auf die Aufgabe. Der Niederbayer Erich Winter hat das Amt zum 1. Dezember angetreten. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Jetzt herrschen wieder klare Verhältnisse: Erich Winter hat sein Amt als Direktor der Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) angetreten. Der 45- Jährige erlebte mehrere Monate der Ungewissheit, weil ein Schulleiter gegen die Berufung geklagt hatte. Doch der Konkurrent scheiterte nun in zweiter Instanz.

Die Situation war alles andere als beneidenswert: Im Sommer hatte Erich Winter den Ruf nach Ingolstadt erhalten. Er freute sich sehr, zumal er hier schon von 1997 bis 1999 gelehrt und die FOS/BOS in bester Erinnerung behalten hatte. Dann kam der Rückschlag. Ein Konkurrent klagte gegen Winters Ernennung, interessanterweise der Direktor einer großen Schule. Winter, bis dato stellvertretender Leiter der FOS Kelheim, musste in Niederbayern bleiben. Im Juli gab ihm das Verwaltungsgericht Recht, doch der Gegner ging in Berufung. Die FOS/BOS Ingolstadt startete unter kommissarischer Führung in das neue Schuljahr. Vor Februar, hieß es damals, werde keine Entscheidung fallen.

Und plötzlich ging alles doch ganz schnell: Mitte November erfuhr Winter, dass die Konkurrenzklage abgewiesen worden ist, am 1. Dezember trat er das neue Amt an. Die juristische Auseinandersetzung – keine Seltenheit bei der Besetzung von Führungsposten – habe ihm nie den Schlaf geraubt, versichert er. "Ich bin die ganze Zeit relativ locker geblieben und habe alles nicht so verbissen gesehen." Er hätte es natürlich akzeptiert, wenn das Gericht zu der Auffassung gekommen wäre, "dass der andere besser ist als ich". Das tat es aber nicht.

Winter weiß, worauf er sich einlässt: Mit 1500 Schülern gehört die FOS/BOS Ingolstadt zu den größten in Bayern. 700 Absolventen jedes Jahr, die Abiturprüfungen finden in der Saturn-Arena statt. Das sei schon noch ein paar Nummern größer als an der FOS Kelheim mit ihren 500 Schülern, meint Winter, der dort fünf Jahre lang als Stellvertreter des Direktors amtierte. "Da wurden die Klausuren immerhin in der Dreifachturnhalle geschrieben."

Winter ist ein euphorischer Anhänger dieser Schulart. "Ich wollte immer an eine FOS/BOS – und bin dort bis heute gern." Die Zeiten, da die beruflichen Oberschulen in der Öffentlichkeit nur als Bildungsalternative mit recht mäßigem Prestige angesehen wurden, seien schon lange vorbei. "Dafür ist die Zahl der FOS- und BOS-Absolventen einfach zu hoch und ebenso das Leistungsniveau."

Geboren wurde Erich Winter 1964 in Neustadt an der Donau. Nach dem Abitur in Mainburg studierte er Wirtschaftspädagogik in Regensburg und Nürnberg. Einige Stationen später landete er 1997 an der FOS in Ingolstadt. Nach zwei Jahren ereilte ihn ein Ruf des Kultusministeriums. Hier wirkte Winter bis 2004 in der Abteilung für berufliche Oberschulen – "eine Erfahrung, von der ich bis heute stark profitiere", erzählt er. Besonders sein damaliger Chef habe ihn ebenso fasziniert wie geprägt. Schreibstil und Rhetorik waren die bevorzugten Disziplinen des Mentors, Fähigkeiten, die Winter bei sich gerne verfeinert hat. "Außerdem habe ich gelernt, dass ich bei allen juristischen Entscheidungen immer die menschliche Komponente im Blick behalten muss." Eine Maxime, der er als Schulleiter unbedingt folgen will.

Einen Anlass, gütige Strenge walten zu lassen, gab es für ihn in Ingolstadt bislang ohnehin noch nicht. "Ich habe ein tolles Team vorgefunden", betont der neue Direktor, "sympathische Schüler und eine Menge engagierter Lehrer, mit denen man was machen kann."

Jetzt steht erstmal die Einarbeitung im Vordergrund. Mittelfristig will Winter die Profilbildung der Oberschulen weiter vorantreiben und insbesonders die Kontakte mit der Ingolstädter Hochschule für angewandte Wissenschaften vertiefen. Dass die nicht mehr Fachhochschule heißt, findet er fast ein wenig schade. "Schließlich ist der Begriff FH kein Stigma, sondern vielmehr ein Gütesiegel."

Noch etwas gilt es bald zu erledigen: die Familienzusammenführung. Eigentlich wohnt Winter mit seiner Frau und der viereinhalbjährigen Tochter in Bad Abbach. Derzeit pendelt er von Neustadt nach Ingolstadt, der Umzug steht auf der Agenda. Langfristiges Planen war der Familie aus genannten Gründen zuletzt nicht vergönnt.