Böhmfeld
Windkraft auf Abstand halten

Böhmfelder Initiative fordert 1400 Meter – Petition mit 230 Unterschriften

08.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:18 Uhr

In Böhmfeld formiert sich Widerstand gegen den geplanten Standort für die Windkraftanlage im Südwesten mit 1000 bis 1200 Metern Abstand zur Wohnbebauung: Diese Bürger haben eine Petition verfasst, in der sie einen größeren Abstand zur Wohnbebauung fordern - Foto: Feldmann

Böhmfeld (EK) In Böhmfeld ist eine Diskussion um den richtigen Standort für die geplanten Windkraftanlagen im Gange. Eine Gruppe von Bürgern um Gerd und Birgit Hamilton sowie Peter Käufler hat in fünf Tagen 230 Unterschriften gesammelt. Es geht um einen größeren Abstand zur Wohnbebauung.

Wie die Initiatoren der Petition betonen, seien die Unterzeichner der Petition ausdrücklich für erneuerbare Energien und für saubere Windkraft, jedoch „bei gleichzeitig minimierten Gefahren, Risiken und Belästigungen durch niederfrequenten Schall, hörbaren Schall und Schattenschlag“.

Die Gruppe betont, dass die Gemeinde Böhmfeld mit Bürgermeister Alfred Ostermeier gerade mit der Ausweisung von Konzentrationsflächen beschäftigt sei und den Bürgern im aktuellen Gemeindeblatt mitgeteilt werde, es gebe elf geeignete Flächen, und nichts sei bis jetzt entschieden. Die Energiegenossenschaft Böhmfeld (EGB) mit Ostermeier als Aufsichtsratsvorsitzendem erkläre jedoch zeitgleich, nur zwei dieser Flächen kämen überhaupt für die Errichtung von Windkraftanlagen infrage.

Die Verfasser der Petition verweisen darauf, dass der Unterschied zwischen den von der EGB favorisierten Standorten und dazu alternativen Standorten bei der erwarteten Windhöffigkeit, also dem durchschnittlichen Windaufkommen, lediglich bei drei bis fünf Prozent liege. Das bedeute bei 5,5 Meter/Sekunde einen Unterschied von 19 und 20 Stundenkilometern.

Inzwischen seien durch die EGB bereits Nutzungsverträge mit den Eigentümern dieser beiden Grundstücke in einer Entfernung von 1000 und 1200 Metern und in einer Ausrichtung nach Südwesten zur Wohnbebauung abgeschlossen worden. Die jetzt gestellte Bauvoranfrage zur Klärung der Überflugrechte bezieht sich auf einen Anlagentyp mit rund 207 Metern Gesamthöhe (Nabenhöhe 149 Meter, Rotordurchmesser 115 Meter).

„Vor diesem Hintergrund wird nun im Dorf darüber diskutiert, welche Opfer wir für den wünschenswerten Ausbau der erneuerbaren Energien zu erbringen bereit sind, und was den Anwohnern zuzumuten ist“, erklären Hamilton und Käufler. Einigkeit bestehe wohl noch dahingehend, dass, wie auch der Bund Naturschutzvorsitzende Hubert Weiger erklärt habe, „nur eine gute Standortwahl Windkraft umwelt- und naturverträglich macht“ und nicht nur die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund stehen dürften.

Die Initiatoren der Petition verweisen darauf, dass es „durchaus signifikante Gefährdungspotenziale für die Gesundheit“ geben könne, insbesondere durch Infraschall. Es gebe praktisch keine neueren wissenschaftlichen Studien, die die Ungefährlichkeit von Windkraftanlagen belegen, nahezu alle warnten vor möglichen Gefahren bei zu geringen Abständen zu Wohngebieten. Nicht umsonst fordere die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Mindestabstand von zwei Kilometern zur Wohnbebauung. „Infraschall steht im Verdacht, das Gehirn im Schlaf anzuregen und dadurch Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorzurufen“, sagen die Initiatoren der Petition. Daher fragten sie sich, weshalb bei einer Ausrichtung der Böhmfelder Windkraftanlage in der Hauptwindrichtung Südwest solche Risiken in Kauf genommen werden sollten. Auch die zu erwartende Belastung durch den hörbaren Schall und durch Schattenschlag werde durch die Standortwahl der EGB im Südwesten Böhmfelds auf dem Reisberg maximiert. Bemerkenswert finden die Initiatoren auch, wie die Nachbargemeinden Hitzhofen/Hofstetten und Wettstetten mit der Ausweisung von Konzentrationsflächen umgehen. Dort seien die Flächen im Waldgebiet im Norden der Ortschaften geplant, und Windkraftanlagen seien dort sehr wohl wirtschaftlich darstellbar.

Die Böhmfelder Initiative verweist auf Bürgerinitiativen aus Unterfranken, die sich im März an Ministerpräsident Horst Seehofer mit der Bitte gewandt hätten, die Mindestabstandsempfehlung von 800 Metern zur Wohnbebauung auf den Prüfstand zu bringen. Sie kritisieren: „Während die Windkraftanlagen inzwischen enorme Größen erreichen, blieben Richt- und Grenzwerte bisher unverändert.“

Auch dem Infraschall müsse nun endlich Rechnung getragen werden, da in der aus Sicht der Böhmfelder Initiative veralteten, aber einschlägigen Technischen Anleitung zum Schutz von Lärm (TA-Lärm) die Meinung vertreten werde, „Infraschall ist nicht hörbar, deshalb kann er auch nicht schaden“. Von einer Nichtschädlichkeit mangels Wahrnehmung sei man Anfang des 20. Jahrhunderts aber auch bei der Radioaktivität ausgegangen.

Den Bitten der unterfränkischen Bürgerinitiativen schließen sich die Unterzeichner der Böhmfelder Petition an. Die Abstandsforderung der Petition mit 1400 Metern (zehnfache Nabenhöhe) liege dabei sogar noch unter der Forderung von Anwohnern, die Praxiserfahrung hätten und die zehnfache Gesamthöhe als Abstandsfläche fordern.

Die Initiatoren der Petition erklären: „Es ist unabdingbar, dass die Böhmfelder Gemeindevertreter nochmals ihre Pläne für die Ausweisung der Konzentrationsflächen überprüfen, damit bei der Umsetzung der Bürgerwindräder nicht nur wirtschaftlichen Interessen Rechnung getragen wird, sondern auch die Sozialverträglichkeit sichergestellt ist.“