Eichstätt
"Win-win-Situation" für Bank und Uni

Der Mietvertrag für das Volksbankgebäude am Marktplatz läuft ab 1. Januar 2015 und gilt zehn Jahre

29.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

 

Eichstätt (EK) Der Mietvertrag ist unterschrieben, es steht fest: Am 1. Januar 2015 zieht die Katholische Universität in das Volksbankgebäude am Marktplatz ein. Für Bank und Uni sei es eine „Win-win-Situation“, erklären Bankvorstand Herbert Zopp und Kanzler Thomas Kleinert im Gespräch mit unserer Zeitung.

Das Bankgebäude am Marktplatz ist nicht nur markant, sondern es ist auch ein geschichtsträchtiges Baudenkmal: Hier ist noch Gemäuer der früheren gotischen Stadtpfarrkirche „Zu unserer lieben Frau“ sichtbar, die seinerzeit das aufkommende Selbstbewusstsein des Bürgertums gegenüber dem benachbarten Klerus am Domplatz betonen sollte. In der jüngeren Stadthistorie spiegelte das stattliche Bankhaus das Selbstverständnis der Volksbank wider. Die Fusion 2007 mit der damaligen Raiffeisenbank Ingolstadt-Pfaffenhofen nagte bekanntlich stark am Selbstbewusstsein der Eichstätter Genossen.

Deshalb wurde als Signal, dass die neue Volksbank Raiffeisenbank Bayern-Mitte Eichstätt weiterhin als wichtigen Niederlassungsstandort betrachtet (neben den Niederlassungen in Weißenburg, Pfaffenhofen und Ingolstadt), unverzüglich nach der Fusion das etwas abgewirtschaftete Gebäude generalsaniert. „Wir wollten gleich nach der Fusion ein Zeichen setzen, um den Kunden und Gewerbetreibenden klar zu machen: In Eichstätt geht es weiter“, erklärt Herbert Zopp gestern im Pressegespräch mit unserer Zeitung. Denn die Fusionspartner aus Ingolstadt hätten sofort gemerkt, wie stark dieses Gebäude in Eichstätt verwurzelt sei, sagt Zopp.

Vier Millionen Euro hatte die Genossenschaftsbank in die 2010 abgeschlossene Generalsanierung investiert, und Zopp stellt stolz fest: „Wir haben hier eines der schönsten Bankgebäude in ganz Bayern.“ Warum dann der Auszug? Zopp erklärt das mit betriebswirtschaftlichen Gründen: Neben dem Gebäude am Marktplatz unterhält die Bank bekanntlich noch das Gebäude der früheren Raiffeisenbank am Domplatz, ebenfalls ein Denkmal – und zwei so große Häuser in „Steinwurfweite“ seien auf Dauer nicht sinnvoll.

Deshalb ist die Bank vor einem Jahr auf die Suche nach einer anderen Nutzung gegangen – und war vorigen November im zwanglosen Erstkontakt beim Dies Academicus der Universität fündig geworden. Die Raumnot der Universität ist ja stadtbekannt.

Vor zwei Wochen wurden nun die Verhandlungen zur beiderseitigen Zufriedenheit erfolgreich abgeschlossen. Uni-Kanzler Thomas Kleinert zeigt sich „froh und dankbar“ darüber. Der Mietvertrag gilt für zehn Jahre, und weil für die Uni keine größeren Umbauten nötig sind, soll der Einzug am Jahreswechsel wohl zügig über die Bühne gehen.

Welche Uni-Mitarbeiter nun konkret in das Volksbankgebäude einziehen, steht noch nicht fest: „Da haben wir verschiedene Szenarien, die wir in den nächsten Wochen durchdenken.“ Es wird wohl eine Mischung aus Forschung, Lehre und Verwaltung am Marktplatz geben. Als sicher gilt, dass die Uni die imposante Schalterhalle für Vorträge und Ausstellungen nutzen wird: „Das bleibt also schon öffentlich zugänglich“, sagt Kleinert. Auch die Büros im zweiten Obergeschoss, die bis Jahresende noch an ein Architekturbüro vermietet sind, wird die Uni unverzüglich nutzen.

Die etwa zehn Firmenkunden- und Versicherungsberater der Bank werden zum Jahreswechsel ausziehen und – ebenso wie die beiden Berater der Filiale in der Weißenburger Straße – im Gebäude am Domplatz neue Büros beziehen: „Wir konzentrieren unseren persönlichen Kundenservice am Domplatz“, sagt Zopp, die Selbstbedienungsautomaten bleiben aber, wo sie sind.

Und die 15 Mitarbeiter des Kundenservicecenters, die vom ersten Stock des Volksbankgebäudes am Marktplatz aus den kompletten telefonischen Erstkontakt der Bank zwischen Pfaffenhofen und Weißenburg abwickeln? Sie dürfen vorerst bleiben, wo sie sind. Denn die Genossenschaftsbank sucht noch geeignete neue Räume für ihre neue Telefonzentrale, wobei Zopp Befürchtungen der überwiegend Teilzeit arbeitenden Telefonistinnen beschwichtigt: „Weißenburg oder Pfaffenhofen kommen nicht in Frage“, da seien die Anfahrtswege unzumutbar sein. Es müsse schon ein Standort im Zentrum des Einzugsgebiets der Bank sein – Eichstätt oder Ingolstadt kämen da in Betracht.

Für diese Suche hat die Volksbank allerdings noch zwei Jahre Zeit, denn aus dem ersten Stock will sie erst zum Jahreswechsel 2017 ausziehen. Eine Nachmieterin dafür ist auch schon in Sicht: Die Uni würde den ersten Stock natürlich gerne ebenfalls übernehmen.