Willkommensprämie mit Einschränkungen?

Erzieherinnen aus Nachbarlandkreisen sollen nicht abgeworben werden - Diesen Dienstag Entscheidung

01.12.2020 | Stand 05.12.2020, 3:33 Uhr
  −Foto: Uwe Anspach/dpa

Ingolstadt - Mit ihrer geplanten Willkommensprämie von 4000 Euro für Erzieherinnen hat sich die Stadt Ingolstadt gewaltig in die Nesseln gesetzt.

Nach Protesten des Eichstätter Landrats Alexander Anetsberger (CSU) haben sich jetzt auch Gemeindevertreter aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen über die "unsägliche Entwicklung" beklagt. Diesen Dienstag entscheidet der Finanz- und Personalausschuss über das Maßnahmenbündel gegen den Mangel an pädagogischem Personal.

In Ingolstadt ist man längst um Schadensbegrenzung bemüht: Aus dem Rathaus verlautete bereits vergangene Woche, dass es Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) wichtig, sei, "kein pädagogisches Personal im Kita-Bereich aus den Nachbarlandkreisen der Region 10 abzuwerben".

Die Freien Wähler waren von Anfang an gegen die Idee: "Die Zusammenarbeit in der Region 10 ist wichtig und darf nicht für kurzfristige Erfolge aufs Spiel gesetzt werden", ließ Fraktionsvorsitzender Hans Stachel in einer Pressemitteilung verlauten, nachdem der Vorschlag im Jugendhilfeausschuss erstmals diskutiert worden war. In der Sitzung hatte FW-Stadträtin Angela Mayr jedoch als einzige aus Reihen der Politik gegen die Prämie gestimmt - neben Vertretern freier Kita-Träger. Andere Stadträte in dem Gremium hatten zwar ihre Bedenken artikuliert, aber dennoch für den Maßnahmenkatalog gestimmt.

Nun lenkt auch die CSU ein: "Wir gehen bei der Förderprämie mit", sagt Fraktionschef Alfred Grob gegenüber unserer Zeitung. Allerdings müssten Fachkräfte aus den Umlandgemeinden Ingolstadts ausgeklammert werden. Die Christsozialen wollen lieber günstigen Wohnraum als Lockmittel anbieten - zum Beispiel in der Anlage der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft an der Stinnesstraße.

Aktuell fehlen 39 Erzieherinnen und 27 Kinderpflegerinnen, um den vollständigen Betrieb aller städtischen Kita-Einrichtungen, inklusive der neu geschaffenen Plätze in den Häusern an der Gustav-Adolf-Straße (geöffnet seit November) und in der Waldeysenstraße (ab März 2021) zu gewährleisten. Eine Umfrage unter den freien Kita-Trägern hat ergeben, dass noch mindestens 20 Erzieherinnen und 12 Kinderpflegerinnen gesucht werden.

Aber der Markt an Fachkräften ist leer gefegt, vorhandene Kita-Plätze in städtischen Einrichtungen können aktuell wegen fehlenden Personals nicht belegt werden. Eltern haben aber die Möglichkeit, ihren Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für ihren Nachwuchs einzuklagen.

smr