Willi Weiß blüht bei den Lilien auf

20.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:31 Uhr

„Oh Lilie, oh Lilie, oh Lilie, ohohoh! Tor, Tor, Tor, Lilien vor . . .“ In die Vereinshymne des SV Darmstadt 98 hat es Willibald Weiß nicht mehr geschafft. 1987 wurde das Lied aufgenommen – da hatte Weiß seine Karriere bereits beendet. Dennoch sind dem Ingolstädter die Lilien ans Herz gewachsen. Von 1974 bis 1982 erlebte der Mittelfeldspieler die beste Zeit seiner Karriere in Darmstadt.

Sieht man vom noch aktiven Christian Träsch ab (176 Einsätze für den VfB Stuttgart und VfL Wolfsburg), ist Weiß der Schanzer mit den meisten Bundesliga-Spielen. 72-mal stand der Mittelfeldakteur für Rot-Weiß Essen (1973/74) und Darmstadt (1978/79 und 1981/82) auf dem Platz und erzielte insgesamt fünf Tore.

Gelernt hat er das Fußballspielen aber beim ESV Ingolstadt. Zusammen mit Walter Zieglmeier und Herbert Hufsky kickte Weiß bereits in der Jugend bei den Eisenbahnern und schaffte mit 18 Jahren den Sprung in die erste Mannschaft. 206-mal trug der offensivstarke Spieler das ESV-Trikot und erzielte 66 Tore. Danach lockte Regionalligist Rot-Weiß Essen und Weiß stieg mit dem Traditionsklub in die Bundesliga auf. Willi Lippens, Werner Lorant und Günter Fürhoff hießen einige prominente Mitspieler.

Schon damals stand für den Lehramtsstudenten aber fest: „Ich wollte später keinen Kiosk betreiben. Darum habe ich mir einen Verein gesucht, wo ich das Studium und den Fußball verbinden konnte. Das war in Darmstadt der Fall.“ Mit den Lilien, für die er 238-mal auflief (25 Tore), traf er in der 2. Bundesliga Süd auch noch viermal auf seinen Ex-Verein und feierte einmal sogar einen 9:2-Heimsieg. Bei den beiden Duellen gegen den MTV Ingolstadt (2:2 und 5:0) erzielte er sogar je ein Tor.

Zur damaligen Zeit sieht Weiß aber gravierende Unterschiede. „Obwohl das Stadion am Böllenfalltor noch genauso aussieht und statt 30 000 nur noch 16 000 Zuschauer reindürfen, herrscht heute eine ganz andere Euphorie. Die Fans schreien auch, wenn auf dem Platz nichts los ist. Wir wurden damals nach zwei Fehlpässen ausgepfiffen“, sagt Weiß und versteht das nicht.

Ins Stadion geht der Sport- und Mathematiklehrer, der auch mit 67 Jahren noch an einem Privatgymnasium unterrichtet, deshalb selten. „Nur zu besonderen Spielen, wenn also der FC Ingolstadt nach Darmstadt kommt.“ Denn zu seiner Heimatstadt hat er wegen seiner Schwester Isabella und den einstigen Mitspielern Hufsky und Zieglmeier noch immer eine besondere Verbindung.

Text: gst, Foto: Imago