Wildverbiss "unbefriedigend"

09.11.2006 | Stand 03.12.2020, 7:21 Uhr

Eichstätt (EK) "Weit gehend unbefriedigend": So lautet die Bilanz, die das Amt für Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt über die Situation beim Wildverbiss in den Wäldern im Landkreis Eichstätt zieht.

Die gerade vom Amt für Landwirtschaft und Forsten (ALF) Ingolstadt für 17 Rehwildhegegemeinschaften fertig gestellten Vegetationsgutachten zeigen zwar zwischen den Hegegemeinschaften und den einzelnen Baumarten und -größen ein differenziertes Bild, insgesamt aber haben viele Kleinpflanzen standortsgerechter Baumarten ohne Zaunschutz stark eingeschränkte bis keine Verjüngungschancen. Das teilt Forstdirektor Michael Strixner mit.

Die Geländeaufnahmen an knapp 600 Stichprobenpunkten im Frühjahr 2006 durch Mitarbeiter der Forstbehörde und die Auswertung der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) bringen es zu Tage.

In den Hegegemeinschaften Ingolstadt, Altmannstein und Pondorf gibt es gegenüber dem Aufnahmejahr 2003 durchwegs Verschlechterungen und zwar bei einigen Baumarten gravierende. Hier empfiehlt Forstdirektor Michael Strixner als Gutachtensfertiger, den Rehwildabschuss in den nächsten drei Jahren zu erhöhen, bei Verbissschwerpunkten sogar deutlich zu erhöhen.

Ganz anders zeigt sich die Situation in den Hegegemeinschaften Gungolding, Stammham, Kösching und Beilngries-Nord. Dort haben sich die Verjüngungschancen praktisch aller relevanten Baumarten trotz eines langen und relativ schneereichen Winters verbessert. Die Verbissbewertung lautet hier "tragbar" und der Abschuss kann aus forstfachlicher Sicht beibehalten werden.

In den anderen Hegegemeinschaften haben sich bei manchen Baumarten Verbesserungen, bei anderen Verschlechterungen ergeben. Das Niveau des Gesamtverbisses liegt gebietsweise trotz leichter Verbesserungen noch so hoch, dass weiterhin eine Abschusserhöhung gefordert werden muss. Genauso lautet die Empfehlung, wenn über die Jahre hinweg erkennbar ist, dass Fichtenanteile auf problematischen Böden ansteigen, wenn die Verbissbelastung steigende Tendenz aufweist und generell dort, wo sich Verbissschwerpunkte zeigen.

In einer Reihe von Hegegemeinschaften wurde zwar ein zu hoher Verbiss festgestellt, jedoch eine Beibehaltung des Abschusses empfohlen. Dies ist immer dann der Fall, wenn kontinuierlich steigende Laubholzanteile erkennbar sind oder die Verbissbelastung ausgehend von einem problematischen Niveau stetig abnimmt.

Als Indiz für eine zu hohe Verbissgefahr wird auch die Anzahl der durch Zäune geschützten Verjüngungsflächen gewertet. Strixner: "Wenn in Hegegemeinschaften wie Titting und Altmannstein fast jede zweite Fläche als gezäunt erfasst werden musste, deutet dies auf wesentlich zu hohe Rehwildbestände hin."

Bereichsleiter Strixner weist eindringlich darauf hin, dass der Klimawandel eine rasche Anpassung der Schalenwildbestände an die Verjüngungsnotwendigkeit der Wälder erfordert. Eine großflächige standortsgerechte, baumartenreiche und vitale Waldverjüngung ist die ökonomische und ökologische Lebensversicherung für den Wald. Solche Verjüngungen müssen sich aus Kosten- und Kontrollgründen ohne Zaunschutz realisieren lassen. Zur zügigen Absenkung zu hoher Schalenwilddichten wäre das gesamte jagdrechtliche Instrumentarium auszuschöpfen. "Daneben wäre die Fütterung des Wildes, die überwiegend missbräuchlich erfolgt, einzustellen, da sie nur zu einer künstlichen Anhebung der ohnehin weit gehend überhöhten Rehwilddichte führt", stellt Forstdirektor Strixner in seiner Analyse des Vegetationsgutachtens klar.