Eichstätt
Wildverbiss an Beispielen gezeigt

Waldbegehung mit Förster Peter Wohlfahrt macht deutlich, welchen Schaden zu viele Rehe anrichten

22.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:18 Uhr
Um sich Schäden durch starken Wildverbiss genauer anzusehen, streift eine Gruppe von Frauen und Männern in der Nähe von Herlingshard durch den Wald. −Foto: Bauer

HerlingshardEine Waldbegehung für Frauen, an der jedoch auch Männer teilnahmen, hat das BBV-Bildungswerk in der Nähe von Herlingshard, Marktgemeinde Titting, organisiert. Unter dem Motto "Der Wald zeigt, ob die Jagd stimmt" marschierte die Gruppe mit der stellvertretenden Kreisbäuerin Irmgard Pfaller und dem Förster Peter Wohlfahrt in den Wald bei Herlingshard. Hintergrund dieser Veranstaltung ist die Klage der Waldbesitzer, dass vielerorts aufgrund von Wildverbiss keine Naturverjüngung stattfinden kann. Das Nachwachsen von jungen Bäumen zu einem stabilen Mischwald sei somit nur schwer möglich.

Die Auswirkungen der Überpopulation an Rehwild zeigte der Förster an mehreren Beispielen auf. So kommt das Waldweidenröschen im Wald kaum noch zum Blühen. Die Rehe bezeichnete er als "Nascher", die gerne solche Pflanzen sowie feine Knospen und Triebe mögen. Wie die Naturverjüngung ohne Verbiss aussieht, erklärte Wohlfahrt an den so genannten "Weiserzäunen": "Erstaunlich, was da alles wächst, was durch die Natur alles möglich ist. Hier ist alles da, was für den Waldumbau notwendig ist." Innerhalb dieser Einzäunungen, so die Beschreibung des Försters, wachsen oft Eichen, Birken, Vogelbeeren und Weiden, die es außerhalb der Zäune nicht gibt. Der Förster zeigte aber auch an zwei Verjüngungsflächen, wie durch eine ordentliche Jagd ein gesunder Mischbestand aus bis zu fünf verschiedenen Baumarten ohne Schutzmaßnahmen nachwachsen kann.

Der Wildverbiss verursacht laut Wohlfahrt Wachstumsstörungen und damit Qualitätsverluste. Dies zeigte er an einer Buche, die aufgrund des Verbisses eine Bonsaiform habe. Ein weiteres Beispiel war ein Bergahorn, der sich durch den Verbiss in zwei Triebe teilte. Das größte Problem sei aber, dass durch permanenten Wildverbiss eine starke Entmischung der Naturverjüngungen entsteht. Verbissunempfindliche Baumarten wie die Fichte setzten sich durch, verbissempfindliche Baumarten wie Tanne und Eiche blieben zurück.

Zu der Behauptung, die Rehwildbestände seien stark zurückgegangen, es gebe kaum noch Rehe, erklärte Peter Wohlfahrt: "Es gibt genug Rehe, sie breiten sich in Mitteleuropa sogar immer mehr aus. Das Verbissgutachten durch die Bayerische Forstverwaltung dokumentiert seit Jahrzehnten die Verbissschäden, aber es hat sich noch zu wenig getan." Jagd sei laut Wohlfahrt praktizierter Waldschutz und deswegen hoffe er, dass die Jäger vermehrt angreifen.

Der Förster hatte auch noch einen praktischen Tipp, Arbeit zu sparen und damit die natürlichen Waldverjüngung zu fördern: Man sollte weniger ausgrasen, denn die Dornen von Schlehen und Brombeeren halten die Rehe ab und lassen die Bäumchen wachsen.

zba