Freising
Wildnis erlebbar machen

Debatte über dritten Nationalpark: Bayerns Umweltministerin Scharf steht in Freising Rede und Antwort

24.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr
Wunderschöne Landschaften: Die Isar-Auen – das Bild entstand nahe Unterföhring – und die Donau-Auen könnten zusammen einen Nationalpark bilden. Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf diskutierte gestern über diese Möglichkeit mit Bürgern und Kommunalpolitikern. −Foto: Sven Hoppe (dpa)

Freising (DK) Er wäre der erste seiner Art in Deutschland: ein Auwald-Nationalpark. Gebiete an der Donau und an der mittleren Isar könnten ihn gemeinsam bilden. Doch bei einem Dialogforum in Freising regte sich bei Jägern, Fischern und Bauern Widerstand.

Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf wusste schon, was da auf sie zukommen würde. Schließlich war die Informationsveranstaltung am Montagabend in Freising nicht die erste ihrer Art in Bayern, in der Scharf über Pläne für einen dritten Nationalpark in Bayern redete. Und auch wenn Kritik geäußert wurde, so war es doch eine Veranstaltung, bei der es fachlich und sachlich zuging - ohne lautstarke Proteste mit Traktoren und Trillerpfeifen wie andernorts. Ob damit die Chancen steigen, dass aus den Donau-Auen (zwischen Marxheim im Kreis Donau-Ries und Kelheim) sowie den Isar-Auen (im Bereich des Landkreises Freising) ein Nationalpark wird, wird die Zukunft zeigen.

Scharf legte vor den geladenen Vertretern diverser Verbände und Organisationen dar, dass ein Nationalpark "keine Käseglocke" sei, sondern das Ziel verfolge, Wildnis erlebbar zu machen. Wichtig: Die Staatsregierung wolle keinen Nationalpark verordnen, sondern gemeinsam mit der jeweiligen Region einen "maßgeschneiderten" Nationalpark hinbekommen. Und: Nur staatliche Flächen seien derzeit im Fokus, private und kommunale Waldbesitzer könnten freiwillig mitmachen. "Das wäre ein wunderbarer Schulterschluss", warb Ministerin Scharf.

Ursula Schuster vom Umweltministerium betonte, dass Donau- und Isar-Auen nach fachlichen Kriterien für die "Premiummarke des Naturschutzes" geeignet seien. 2300 Hektar würde die derzeit ins Auge gefasste Gebietskulisse der Mittleren Isar betragen, an der Donau hat man Flächen zwischen 3500 und 4500 Hektar im Blick. Nur beide Auwälder zusammen sind allein schon von der erforderlichen Größe her als Nationalpark denkbar, sie müssen sich gegen die Rhön als weitere Option durchsetzen. In der zweistündigen Diskussion war es vor allem der Zuschnitt der Gebietskulisse an der Isar, der für Skepsis sorgte - nicht nur bei Vertretern der Landwirtschaft: ein schmaler Streifen, immer wieder auch unterbrochen, "zerfleddert", so FW-Landtagsabgeordneter Benno Zierer aus Freising. Die Gebietskulisse sei freilich "eine Herausforderung", erklärte Ulrike Scharf. Die Wertigkeit der Flächen sei aber so hoch, dass sie diesen Nachteil aufwiege.

Andere kritische Nachfragen drehten sich um Fischereirechte und Jagd. Scharf betonte, Fischereirechte, im Auwald angesiedelte Kindergärten, Fußballplätze und Kläranlagen würden Bestandsschutz genießen. Bei der Jagd müsse man auf ein Wildmanagement umstellen.

Und noch eine Tatsache rief teilweise Skepsis hervor: Da plane der Freistaat einen Nationalpark in großer Nähe zum internationalen Flughafen München, wolle mit der geplanten dritten Startbahn sogar noch näher bis auf einige Hundert Meter an die Isar-Auen heranrücken. Scharf, die aus ihrer Ablehnung der Startbahn auch am Montag keinen Hehl machte, verwies allerdings darauf, dass gerade in der Nähe des Airports so ein Nationalpark einen gewissen Charme besitze. Und der andere Auwald-Nationalpark an der Donau bei Wien liege schließlich auch in der Nähe des Flughafens Schwechat.

Vertreter des Landesbunds für Vogelschutz, der Bayerischen Staatsforsten und des Bund Naturschutz stehen hinter dem Projekt, würden einen Nationalpark Donau-/Isar-Auen begrüßen: BN-Kreisvorsitzender und Grünen-MdL Christian Magerl fände so einen Auen-Nationalpark, inzwischen gerne "np3" genannt, "innovativ". Anregungen, auch das Mündungsgebiet der Isar in die Donau als möglichen Teil des Nationalparks zu prüfen, wurden vom Ministerium aufgenommen, aber eher kritisch gesehen. Der Freisinger CSU-Landtagsabgeordnete Florian Herrmann fand die Idee eines solchen Auen-Nationalparks auch "sehr spannend". Aber er sehe "gewaltige Zielkonflikte" und könne sich nur schwer vorstellen, "dass am Ende alle happy sind".

Doch genau das will Scharf mit weiteren Informationsveranstaltungen erreichen. Freisings Landrat Josef Hauner hat sich noch nicht entschieden: Welch großer Schatz die Isa-Auen seien, das wisse er. Aber er wisse auch um die Probleme. Und deshalb werde man das "Angebot" des Umweltministeriums "ergebnisoffen" prüfen, versprach er.