Ärger um Handelfmeter
Wildes Remis zum Jahresabschluss

FCI kommt in Saarbrücken nach Führung nicht über 3:3 hinaus

19.12.2020 | Stand 23.09.2023, 16:05 Uhr
Drängt zurück in die Startelf: FCI-Torjäger Dennis Eckert-Ayensa. −Foto: Bösl

Saarbrücken/Ingolstadt - Der FC Ingolstadt hat einen erfolgreichen Jahresabschluss in der 3. Liga verpasst. In einer äußerst turbulenten Partie mussten sich die Schanzer beim 1. FC Saarbrücken mit einem 3:3 (1:3) begnügen. Der FCI verspielte eine Zwei-Tore-Führung und ärgerte sich über eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichters, die zum Endstand einer wilden Drittliga-Partie führte.

"Ich bin sauer. Wenn man 3:1 führt, muss man dafür sorgen, dass wir das Spiel gewinnen", sagte Dennis Eckert-Ayensa, der trotz seines Doppelpacks auch zum Pechvogel mutierte. Schließlich war der Angreifer ebenfalls am Saarbrückener Ausgleich zum Endstand beteiligt, als der Unparteiische Timo Gerach im Strafraum ein Handspiel des Deutsch-Spaniers ahndete - eine klare Fehlentscheidung.

"Das ist ein Brett. Wenn er das pfeift, dann bin ich gespannt, was der Schiri dazu sagt. Das ist echt bitter", meinte Eckert-Ayensa. "Das war gar nichts", ergänzte Ingolstadts Trainer Tomas Oral. Und selbst Saarbrückens Coach Lukas Kwasniok, den Oral aus gemeinsamen Zeiten beim Karlsruher SC bestens kennt, musste feststellen: "Den (Handelfmeter, d. Red.) hätte man nicht geben müssen."

Trotz Nasenbeinbruch und Sprunggelenksproblemen bissen Kapitän Stefan Kutschke, der sogar auf eine Gesichtsmaske verzichtete, und Spielgestalter Marc Stendera im letzten Spiel des Jahres auf die Zähne und standen in der Startelf. Oral vertraute damit derselben Mannschaft wie drei Tage zuvor beim Heimsieg gegen Hansa Rostock (1:0). Kwasniok brachte mit Nicklas Shipnoski und Timm Golley zwei frische Kräfte bei den Gastgebern, die unter der Woche aufgrund eines Corona-Falls beim 1. FC Magdeburg spielfrei gewesen waren.

Von fehlender Frische war bei den Schanzern in der äußerst turbulenten ersten Halbzeit aber nichts zu sehen - im Gegenteil. Denn gleich mit dem ersten Angriff brachte Eckert-Ayensa (3.) die Gäste in Führung. Der Vorjahres-Topscorer köpfte nach Flanke von Rechtsverteidiger Michael Heinloth platziert zum 0:1 ein. Torwart Daniel Batz, der sich im DFB-Pokal der Vorsaison mit fünf gehaltenen Strafstößen gegen Fortuna Düsseldorf einen Namen als "Elfmeterheld" gemacht hatte, blieb keine Abwehrchance. Das Ingolstädter Duo baute damit seine starke Serie aus: Eckert-Ayensa war zum fünften Mal an den letzten sieben Treffern des FCI beteiligt, Heinloth gelang seine vierte Torvorlage in den vergangenen fünf Partien.

Kurz darauf setzte sich beim FCI jedoch eine weitere Serie fort: Im siebten Auswärtsspiel in Folge musste Torwart Fabijan Buntic einen Gegentreffer hinnehmen. Shipnoski (6.) überwand den Ingolstädter Schlussmann mit einem platzierten Foulelfmeter sicher zum 1:1. Die Entstehung des Strafstoßes war jedoch diskussionswürdig. Innenverteidiger Nico Antonitsch traf Stoßstürmer Sebastian Jacob nach einer Ecke zwar etwas am Fuß, Schiedsrichter Gerach zeigte sich in der Regelauslegung jedoch sehr kleinlich und entschied sofort auf Strafstoß.

Die Partie sollte sich auch in der Folge nicht beruhigen. Das lag vor allem an Eckert-Ayensa, der mächtig Betrieb machte und den FCI mit seinem zweiten Abschluss wieder in Führung schoss. Nach einem Freistoß von Marcel Gaus und Kopfballverlängerung von Kutschke stand der Deutsch-Spanier am langen Pfosten völlig frei und knallte den Ball sehenswert zum 1:2 in den Winkel (12.).

Eigentlich stellten die Ingolstädter vor dem Jahresabschluss die schwächste Offensive des Spitzenquintetts, doch im Ludwigspark-Stadion strafte der FCI seine Kritiker Lügen. Wiederum nur wenige Minuten nach der erneuten Führung legte Robin Krauße (19.) nämlich mit dem nächsten Traumtor das 1:3 nach. Der Mittelfeldarbeiter zirkelte den Ball aus rund 18 Metern in den Winkel, nachdem Caniggia Elva mustergültig hatte abtropfen lassen.

In die Halbzeitpause nahmen die Gäste trotzdem nur einen knappen Vorsprung mit. Erneut gelang Shipnoski (27.) der Anschlusstreffer für das Gründungsmitglied der Bundesliga. Innenverteidiger Thomas Keller und Krauße gewährten ihm zu viel Platz und der Topscorer der Saarländer köpfte zum 2:3 ein - eine äußerst wilde Halbzeit!

Mit Wiederbeginn beruhigte sich die Partie zunächst etwas. Beide Mannschaften rieben sich auf dem tiefen Boden in Zweikämpfen und Wortgefechten auf. Auf den ersten Aufreger musste man allerdings wieder nur wenige Minuten warten - und dieses Mal hatten die Schanzer ordentlich Glück. Heinloth stieß Shipnoski nach einem weiten Schlag im Strafraum regelwidrig von hinten um, Schiedsrichter Gerach ließ die Aktion unter heftigen Protesten der Gastgeber aber ungeahndet.

Nach Halbchancen durch Keller (55.) und auf der Gegenseite durch Tobias Jänicke (67.) sollte der Unparteiische aber erneut in den Mittelpunkt rücken - und leistete sich die nächste Fehlentscheidung, dieses Mal zum Leidwesen der Schanzer. Bei einem Luftduell zwischen Eckert-Ayensa und Jänicke sprang dem Doppeltorschützen der Ball auf den Rücken. Gerach erkannte aber ein Handspiel, obwohl er nur wenige Meter entfernt stand und Eckert-Ayensa die Arme noch zurückzog und an den Körper anlegte. Shipnoski (73.) nahm das vorweihnachtliche Geschenk des Schiedsrichters dankend an und glich mit seinem dritten Treffer an diesem Samstagnachmittag zum 3:3 aus.

Von diesem Nackenschlag erholten sich die Ingolstädter in der Schlussphase nicht mehr. Vielmehr hatten sie Glück, dass Buntic einen wuchtigen Distanzschuss von Shipnoski (81.) mit einer Hand zur Seite abwehrte und Minos Gouras (83.) nach einem Ballverlust von Elva knapp neben den Pfosten zielte.

Trotz der verpassten Dreiers verteidigte der FCI seinen zweiten Tabellenplatz und geht als "Vize-Herbstmeister" in die kurze Winterpause. Spitzenreiter Dynamo Dresden liegt mit einem Spiel mehr jedoch bereits sieben Punkten vor den Schanzern. Nach ein paar freien Tagen über Weihnachten bittet Oral seine Mannschaft am 28. Dezember wieder zum Training. Die erste Partie im neuen Jahr wartet am 10. Januar mit dem Heimspiel gegen den MSV Duisburg.

Das Spiel im Ticker zum Nachlesen. 

1. FC Saarbrücken: Batz - Barylla (46. Bösel), Zellner, Sverko, Müller (46. Uaferro) - Zeitz - Shipnoski, Jänicke, Goley, Gouras (88. Vunguidica) - Jacob.

FC Ingolstadt: Buntic - Heinloth, Antonitsch, Keller, Gaus - Elva, Krauße, Stendera (57. Kotzke), Röhl (66. Bilbija) - Eckert-Ayensa (84. Niskanen), Kutschke. - Tore: 0:1 Eckert-Ayensa (3.), 1:1 Shipnoski (6./Foulelfmeter), 1:2 Eckert-Ayensa (12.), 1:3 Krauße (19.), 2:3 Shipnoski (27.), 3:3 Shipnoski (73./Handelfmeter).

Schiedsrichter: Gerach (Landau).

 

Julian Schultz