Roth
Wildes Ausprobieren auf offener Bühne

Michael Mittermeier testet seine "Todes-Wuchtel" in der voll besetzten Kulturfabrik

28.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr
Eine Auswahl seiner Witze für das kommende Programm "Lucky Punch - Die Todes-Wuchtel schlägt zurück" präsentierte Michael Mittermeier in der Rother Kulturfabrik. −Foto: Tschapka

Roth (HK) "Lucky Punch - Die Todes-Wuchtel schlägt zurück!" heißt Michael Mittermeiers neues Programm. Was aber noch nicht ganz fertig ist. Deshalb bekamen die Besucher der voll besetzten Kulturfabrik ein "Try Out" als Testpublikum vorgesetzt, was es trotz aller Unausgereiftheit, in sich hatte.

Ein bisschen verzettelte sich der bayerische Komiker dann doch beim wilden Ausprobieren seiner Witze, wenngleich er nicht in Zetteln wühlte, sondern sich hin und wieder auf einem iPad am Bühnenrand bediente, um nicht den Überblick zu verlieren. Bei seiner zehnjährigen Tochter kommen seine Gags jedenfalls nur bedingt an. "Egal welchen Witz ich zu Hause auch reiße, bei ihr heißt es immer nur ‚sehr witzig Papa‘, gefolgt von einem lauten Seufzen", so Mittermeier, der das mangelndes Feingefühl seiner Tochter für Komiker auf ihre früh einsetzende Pubertät schob.

Beim Rother Publikum stieß er da auf mehr Verständnis und landete nicht immer, aber ziemlich oft einen "Lucky Punch". Unter anderem ließ er die sprachgesteuerten Betriebssysteme Siri und Alexa verbal gegeneinander antreten, machte Witze über Chuck Norris und hässliche Engländer (die gehen bekanntlich immer), berichtete über eine Begegnung bei einer Fernsehshow mit einem original "Bachelor", bei der er zum Schluss kam, dass alle Klischees stimmen würden - "ich konnte durch seine Augen hindurch das Studiopublikum erkennen" - und ließ sich wortgewaltig über das Für und Wider von Schamlippen-OPs aus.

Ein heiteres Durcheinander also, einen roten Faden durch das Programm gab es (noch) nicht. Auch keine Trump-Nummer, wie bei vielen seiner Kollegen. "Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, weil ich inzwischen einfach anerkennen muss, wer der besserer Komiker ist", sagte Mittermeier - und fiel theatralisch auf die Knie vor den komödiantischen Leistungen des Mannes im Weißen Haus, zu dessen jüngsten Gags der Vorschlag zählt, man solle Lehrer in der Schule bewaffnen, um auf diese Weise Amokläufe zu verhindern. "Das ist wie Bier trinken zum nüchtern werden."

Für den größten Lacher des Abends sorgte dann jedoch eine Besucherin aus Österreich. Mittermeier wollte wissen, ob jemand im Saal wissen würde, was denn eine Wuchtel sei, die seinem Programm ihren Namen leiht? Der Begriff stamme aus Österreich, soviel verriet der Comedian. "Ist das nicht so was Gebackenes zum Essen?", schlug die Dame vor, die offensichtlich Buchtel verstanden hatte. Mittermeier klärte auf: Unter Wuchtel verstünde man einen ganz besonderen Witz oder Pointe. Davon hat er in Roth ziemlich viel auf sein Publikum abgeschossen. Ein bisschen konzeptlos vielleicht, aber das wird bis zum nächsten Auftritt aufgrund der Erfahrungen in Roth sicherlich besser.