Rohrenfels
Wigbert Kramer zieht den Schlussstrich

Rohrenfelser Bürgermeister schließt erneute Kandidatur aus - Kommt jetzt ein hauptamtlicher Nachfolger?

10.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:43 Uhr
Er würde gerne nochmal, doch die Familie geht bei Wigbert Kramer vor. Deshalb tritt der Rohrenfelser Bürgermeister im März nicht erneut an. −Foto: Janda

Rohrenfels (DK) Ums Wollen geht es bei Wigbert Kramer nicht.

Denn der Bürgermeister von Rohrenfels würde gerne noch eine weitere Wahlperiode absolvieren. Doch nach langen Überlegungen entschied sich der 69 Jahre alte CSU-Politiker doch dagegen - aus mehreren Gründen.

Einfach hat sich Kramer diese Entscheidung allerdings nicht gemacht. Wochen-, gar monatelang brütete er über einem Entschluss. Doch der stressige Bürgermeisterjob, der in Rohrenfels nach wie vor ehrenamtlich ist, und sein eigentlicher Beruf als Immobilienmakler ließen ihm nur wenige Momente, um die nötige Ruhe zum Nachdenken zu finden. Nachdem die Entscheidung lange in ihm reifte, steht nun aber fest: Kramer kandidiert nicht erneut als Bürgermeister. "Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle", sagt er und nennt auch sein Alter. Würde er im kommenden März erneut antreten und auch gewählt werden, könnte er erst mit knapp 76 aufhören. Noch fühlt sich Wigbert Kramer zwar gesund und dynamisch, doch was bis 2026 ist? Da muss selbst er mit den Schultern zucken.

Entscheidend war für den langjährigen Kommunalpolitiker, der von 1990 bis 2002 unter dem damaligen Bürgermeister Herbert Heckl bereits dem Gemeinderat angehört hatte, jedoch seine Familie. Dazu zählt Kramer nicht nur seine Frau, die er in den vergangenen Jahren zwangsläufig im Haushalt alleine lassen musste. "So wenig wie ich daheim war, blieb leider alles an ihr hängen", sagt er nicht ohne Wehmut. Das soll sich nun ebenso ändern wie die wenige Zeit, die er mit seinen beiden Enkeln verbringen konnte. "Jetzt sind sie neun und sechs Jahre alt und unser ganzes Glück", erklärt der scheidende Bürgermeister. In einigen Jahren könnten die beiden Buben mit ihrem Großvater womöglich nicht mehr so viel anfangen wie jetzt - und das will Kramer nutzen.

Dass er vieles, was er seit 2014 als Bürgermeister angestoßen hat, nicht mehr abschließen kann, ärgert ihn allerdings schon. Kramers Wunsch wäre deshalb, dass sich ein eingearbeitetes Mitglied des Gemeinderats um seine Nachfolge bewirbt. "Jemand, der in der Materie und in den Details drin ist, wäre ideal", sagt er. Gespräche in diese Richtung habe es zwar schon gegeben, konkret sei aber noch nichts - im Gegenteil. Womöglich droht Rohrenfels erneut eine längere Zitterpartie, bis sich doch noch ein Kandidat findet. So jedenfalls ist Kramer selbst vor mittlerweile fünfeinhalb Jahren als Nachfolger von Karin Schäfer zu seinem Amt gekommen. "Das war damals kurz vor Fristende", erklärt er sein Engagement, das er in einem Alter begonnen hat, in dem andere Menschen längst über den Ruhestand nachdenken.

Seine eigene Motivation ist es auch, wegen der Kramer am liebsten weitermachen würde. "Der Umgang mit den Bürgern und mit ihnen zu sprechen, ist für mich die größte Freude", erklärt er und verweist auf seine jahrzehntelange Erfahrung als Selbstständiger. Das habe ihm als Bürgermeister enorm viel gebracht und ihm vieles leichter gemacht. Das gilt ebenso für die Mitglieder des Gemeinderats. Die Zusammenarbeit mit den zwei Frauen und zehn Männern bezeichnet Kramer als "Genuss". Im Gremium habe es nie ein böses Wort gegeben, "es war eine richtige Freude mit diesem Gemeinderat".

In Zukunft wird sich in Rohrenfels aber womöglich etwas ändern. Denn die knapp 1600 Einwohner zählende Gemeinde, immerhin die zweitkleinste Kommune im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, bekommt ab 2020 womöglich erstmals einen hauptamtlichen Bürgermeister. "Wir haben uns schon nicht öffentlich darüber unterhalten, die Tendenz geht tatsächlich in diese Richtung", sagt Kramer, der nicht ausschließt, dass es in einer nächsten Sitzungen eine Entscheidung darüber geben wird. Ein positiver Aspekt davon wäre aus Sicht des scheidenden Bürgermeisters, dass der Posten für jüngere Leute attraktiver wird. "Denn als hauptamtlicher Bürgermeister habe ich die Sicherheit, dass ich meine Familie problemlos ernähren kann", findet er. Mehr Arbeit dürfte es seiner Meinung nach hingegen kaum werden, über zu wenig konnte sich Kramer nie beklagen.

Er selbst schließt übrigens ein weiteres politisches Engagement nicht kategorisch aus. "Wenn jemand auf der CSU-Liste für den Gemeinderat fehlt, kann es sein, dass ich es mache", erklärt der Noch-Rathauschef und schiebt verschmitzt nach: "Ein bisschen bin ich schließlich schon bearbeitet worden. " Darüber hinaus gilt für ihn, dass er nach wie vor ein offenes Ohr haben wird. "Ich werde gerne helfen, wenn ich kann, das ist mir als Christ ins Herz geschrieben worden", betont er.

Einzige Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Wigbert Kramer in Rohrenfels ist. Denn schon jetzt steht für ihn fest, dass er nicht nur Zeit mit den Enkeln verbringen, sondern mit seiner Frau auch wieder verstärkt in der Natur unterwegs sein will. "Wir sind beide große Wanderfans", sagt er. Doch dazu habe er zuletzt leider nur sonntags Zeit gehabt - wenn überhaupt. Auch auf dem Fahrrad will er wieder mehr Kilometer zurücklegen, und auch gerne mal reisen. Südtirol ist ein beliebtes Ziel der Familie, ebenso Bremen, wo die Kramers selbst einst gewohnt haben und wo die Verwandtschaft seiner Frau lebt.

 

KOMMENTAR

von Stefan Janda

Jetzt sind die Bürger von Rohrenfels gefragt. Denn sie müssen sich in den nächsten Monaten ernsthaft darüber Gedanken machen, wer für die Position des Bürgermeisters geeignet wäre. Diese anspruchsvolle Aufgabe in der gerade mal 1600 Einwohner zählenden Kommune darf die Bevölkerung allerdings nicht auf die Mitglieder des Gemeinderats schieben. Vielmehr steht jeder einzelne Bürger in der Pflicht, eine Lösung zu finden.

Zurücklehnen und abwarten wäre dabei der falsche Weg. Denn dass sich jemand wie Wigbert Kramer findet, der 2014 im Alter von damals immerhin schon 63 Jahren die Verantwortung in Rohrenfels übernommen hat, ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit und dem scheidenden Bürgermeister hoch anzurechnen. Nun muss allerdings die nächste Generation beweisen, wie wichtig ihr ihre Heimatgemeinde ist.

Die zwölfköpfige Runde der Gemeinderäte könnte - falls sich niemand aus ihrer Mitte findet - mit einer Entscheidung für einen hauptamtlichen Bürgermeister das Amt deutlich attraktiver machen. Denn, mal ehrlich: Eine solche Verantwortung heutzutage als Nebenjob auszuüben, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Stefan Janda