stadtgeflüster
Wieso Kritik? Hier bedarf es Lob

16.11.2020 | Stand 19.01.2021, 3:34 Uhr

Was wird nicht alles kritisiert.

In Zeiten von Corona hat man ja auch massig Zeit. Da zerreißt man sich das Maul - wie man so schön sagt - eben auf der heimischen Couch. In Jogginghose und die Fernbedienung in der Hand, haut man einen dollen Otto nach dem anderen raus. Sieht und hört ja niemand. Steilvorlagen bieten die Fernsehsender: Mit Bildern und Zitaten, die das Haupthaar der Frauen ergrauen, das der Männer gleich ausfallen lassen.

Nein, wir wollen an dieser Stelle keine Trump-Witze reißen. Obwohl. Kommt Trump zu Petrus an die Himmelspforte. . . Nein, und nochmals nein. Wir wollen auch keine Corona-Statistiken kommentieren. Und wir pochen auch nicht mehr darauf, dass wir der bessere Bundestrainer sind. Dabei ist es so. Na, was sagen Sie zu den jüngsten Aufstellungen unseres Bundes-Jogi? Ja Hilfe! Sie müssen zugeben: Tendenziell dominieren unser Leben momentan negative Schlagzeilen der Nachrichten, tendenziell wird in den sozialen Medien nur gestänkert und gemotzt, prinzipiell macht gefühlt jeder, der etwas macht, nur Fehler. Ach wie schön ist es doch auf der Couch. Ein, zwei Gläschen Rotwein - schon ist der Nebel nicht mehr so dicht.

Hat uns dann das Gefühl, dass doch nicht alles schlecht ist, übermannt, schwimmen wir gegen den Strom: Es wird mal ordentlich gelobt. Zum Beispiel: die Stadt, die Stadtverwaltung, die Hersteller von Warnbarken, die Lieferanten von Asphalt, die Bagger-, Planierraupen- und Lkw-Fahrer, die Planer und Ingenieure. Ach, wir nehmen Euch alle in Gedanken in den Arm. Zumindest die, die 20 Meter nordwestlich der Haunwöhrer Straße im Einsatz sind - wenn auch mit einer Pause bis zum heutigen Dienstag. Es geht um den Deich (oder ist es ein Damm? ), der asphaltiert wird.

HALT. Jetzt keine Schimpfkanonaden. Ingolstadt, wo das Auto sozusagen unser täglich Brot ist, braucht mehr Asphaltbänder. Und was machen die Stadtoberen? Sie erkennen dies und lassen das Schotterband, das staubige, asphaltieren, nachdem vorher die Deich-Damm-Krone verbreitert wurde. Wozu? Ja sicher nicht für die Radfahrer oder gar Jogger. Die können den holprigen Baggerweg nutzen. Freie Fahrt für Autos! Was Busspuren in Großstädten, ist die Dammkrone in Bälde in Ingolstadt. Aber pst! Öffentlich ist es noch nicht, vielleicht nur bis zur heutigen Sondersitzung. Dann sickert sicher durch, dass auf dem Damm Audi-Modelle mit Benzinmotor Vorfahrt genießen (Diesel sind ausgeschlossen) und Radfahrer von diesen auf die Seite gehupt werden dürfen. Jedwede Kritik an diesem Leuchtturmprojekt ist mit diesem Wissen ja wohl fehl am Platz.

ok