Wiesn-Bedienung: Traum- oder Knochenjob?

19.09.2013 | Stand 01.02.2017, 13:23 Uhr

−Foto: ©Flickr - pfatter / CC BY 2.0

Unzählige Liter Bier, Tausende Brezeln und zahlreiche Souvenirs wollen jedes Jahr auf dem Oktoberfest an den Mann und an die Frau gebracht werden. Dass das Bedienen auf der Wiesn knochenhart ist, daran denken nur die wenigsten. Der Job steht ganz weit oben auf der Beliebtheitsskala.


 
Der Countdown für die diesjährige Wiesn hat bereits begonnen, die Vorbereitungen laufen sowohl bei den Veranstaltern als auch bei den Besuchern auf Hochtouren: Das passende Outfit für das Wiesn-Spektakel muss gefunden werden - ein Dirndl für die Madln und eine Lederhose für die Buam soll es ja schon sein. Ein Make-up muss her, dass den Strapazen im Festzelt standhält, und schlafen möchte selbst das feierwilligste Volk irgendwo. Auch wenn es stressig klingt: Schon allein die Vorbereitungen machen „a mords Gaudi“. Jetzt fühlen sich die meisten wie als Kind beim Warten auf den Weihnachtsmann.
 
Der Wiesn-Job ist gefragter denn je
Doch was als Riesensause und Partyspaß weltweit bekannt ist, erfordert hart arbeitende Leute, die das größte Volksfest der Welt erst zu dem machen, was es ist. Wiesn-Bedienung zu sein ist ein knochenharter Job – und trotzdem begehrter denn je. Dabei haben es Neulinge enorm schwierig, einen Fuß auf dem Festzeltparkett zu fassen: Auch wenn das Oktoberfest für den Großteil der 2000 Bedienungen nur ein Nebenjob ist, so bleiben sie ihren Arbeitgebern treu. Ohne Vitamin B geht hier nichts, Neulinge werden nur auf Empfehlung eingestellt. Gefragt sind ausschließlich Profis, die beim ersten Paukenschlag direkt loslegen können. Bis zu 300 Bewerbungen erhält ein Wiesn-Wirt pro Tag. Die Konkurrenz ist also groß.
 
Doch warum eigentlich der Riesenhype um diesen Job? Über die Festwirte heißt es, sie würden nach dem Oktoberfest neue Geldverstecke graben müssen. Um den Verdienst ihrer Angestellten hingegen wird ein Geheimnis gemacht. Dabei sind die Zahlen heutzutage bekannt: 5200 Euro verdient eine Bedienung im Durchschnitt auf 16 Tagen Wiesn. Davon weg gehen Steuer, Miete für eine Unterkunft, Verpflegung und S-Bahn-Ticket. Zudem plant der Gesetzgeber eine Änderung des Steuerrechts, was für die Betroffenen mit heftigen Einbußen verbunden wäre.
 
Die einzigartige Atmosphäre gibt den Kick
Auch wenn der Verdienst für das Häuschen auf den Malediven oder den Jaguar in der Garage nicht reichen wird - das Geld ist schnell verdient, und was noch mehr zählt: Die Stimmung am Arbeitsplatz ist einzigartig, das Flair sorgt für einen angenehmen Grundpegel Adrenalin im Blut. Wer kann schon von sich behaupten, als Bedienung auf dem größten Volksfest der Welt zu arbeiten?
 
Trotzdem sind viele der Bedienungen am Ende des Oktoberfestes auch am Ende ihrer Kräfte. Sie haben tausende Maßkrüge geschleppt, sind einige hundert Kilometer gelaufen, haben bis zu 14 Stunden am Stück gearbeitet, unter chronischem Schlafmangel gelitten und die Gesundheit strapaziert. Profis bereiten sich daher schon Wochen vorher körperlich auf ihren Einsatz vor, gehen joggen, schwimmen und stemmen Gewichte im Fitnessstudio. Denn die Armmuskulatur muss top trainiert sein: Bis zu 24 Kilo wollen von der Bedienung getragen werden. Doch für ihre Arbeit braucht es mehr als Kraft – viele Bodybuilder würden hier schlapp machen. Entscheidend ist der richtige Griff, und der ist reine Übungssache.
 
Was eine Wiesn-Bedienung außerdem braucht, ist eine dicke Haut und resolutes Auftreten. Betrunkene Männer, die ihre Finger nicht bei sich lassen können oder Besucher, die zu tief ins Glas geschaut haben und über die Stränge schlagen, sind keine Seltenheit. Die eine oder andere Watschen hat es da schon einmal gegeben.