Hilpoltstein
Wiesen, Wälder und Felder leiden schon unter der Trockenheit

Besonders Rinder- und Pferdehalter fürchten bereits Futterknappheit - Bis jetzt sind im April erst 2,8 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen

24.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:08 Uhr
Staubtrocken sind die Böden im Landkreis Roth. Ein Traktor wirbelt hier bei der Bodenbearbeitung in Thalmässing die Erde auf. −Foto: Karch

Hilpoltstein/Roth (bhm) Sommerliche Temperaturen, starker Wind und kaum Regen. Dieses Wetter setzt den Landwirten und Waldbauern zu. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth erwartet schon jetzt Hitze- und Borkenkäferschäden im Wald und ist besorgt wegen des langsamen Wachstums auf den Wiesen und beim Getreide. Besonders die Sandböden im nördlichen Landkreis Roth trocknen wegen des ausbleibenden Regens schnell aus.


Gerade einmal 2,8 Liter pro Quadratmeter hat es in Roth im April bisher geregnet. Die Regenmenge entspricht damit nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts nicht einmal fünf Prozent des Monatsdurchschnitts, denn das langjährige Mittel für April liegt bei 56,8 Litern pro Quadratmeter.

Zum letzen Mal geregnet hat es vor zwei Wochen, sagt Guido Wolz vom Deutschen Wetterdienst, nachdem er einen Blick auf die Messwerte der Wetterstation in Roth geworfen hat. Am 9. April habe es zwei Liter pro Quadratmeter geregnet, einen Tag später nur noch getröpfelt und seitdem sei kein Regen mehr gefallen.

Der April sei aber nicht nur "viel zu trocken", sondern gleichzeitig auch "zu mild". Die Temperaturen im Tagesmittel liegen aktuell bei 9,7 Grad und damit um fast zwei Grad höher als das langjährige Temperaturmittel von 1961 bis 1990. Allerdings betont Wolz, dass es im vergangenen Jahr um diese Zeit sogar noch wärmer war. 2018 lag das Monatsmittel bei 13,0 Grad. Wolz geht davon aus, dass in den kommenden Tagen die Wetterlage zunehmend von Tiefausläufern beeinflusst wird und die Temperaturen ab Freitag deutlich sinken werden, zunächst auf Höchstwerte um 17 Grad, am Wochenende wird es voraussichtlich in Mittelfranken noch etwas kühler. Ab Freitag nehme auch die Wahrscheinlichkeit von Regenschauern zu. Wolz hält es für denkbar, dass bis zum Monatsende noch fünf Liter Regen pro Quadratmeter fallen könnten. Bisher hält der April 2007 den Negativrekord, mit 5,2 Litern pro Quadratmeter.

Regen - darauf hoffen die Landwirte und Waldbauern. Werner Wolf, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Roth, sagt: "Die aktuelle Trockenheit ist ein großes Problem. Ich bin sehr besorgt. " Bereits im vergangenen Jahr habe es eine extreme Dürre und Ernteausfälle gegeben. Von Mitte April bis Oktober sei es zu warm gewesen und es habe viel zu wenig geregnet. Und aktuell sieht es nicht besser aus: "Es hat schon lange keinen Niederschlag mehr gegeben, dafür sommerliche Temperaturen von bis zu 26 Grad. Das trocknet die Böden aus und der Wind verstärkt das Problem noch", klagt Wolf.

Die Auswirkungen der Trockenheit spüren viele Landwirte schon jetzt. Wolf sagt: "Die Wiesen bringen nicht den nötigen Ertrag. Wasser ist der Wachstumsmotor Nummer eins und ohne Wasser kein Wachstum. " Bereits zwischen Ende April und Mitte Mai stehe der erste Schnitt an, hier komme es auf die Menge und die Qualität des Futters an. Einige Rinder- und Pferdehalter hätten schon jetzt schlaflose Nächte.

Auch beim Getreideanbau seien die Auswirkungen der Trockenheit schon spürbar, erklärt Werner Wolf. Das Wachstum sei langsamer als es sein sollte. Besonders stark seien die Bauern im nördlichen Landkreise Roth betroffen, denn hier seien die Böden sandiger. "Bei Sandböden ist die Wasserhaltefähigkeit nicht so groß. Sie trocknen schneller aus", sagt Wolf. Trotzdem bleibt er für die diesjährige Ernte optimistisch: "Es ist noch nicht alles verloren. " Wolf gibt außerdem zu bedenken, dass Mittelfranken schon von Natur aus - verglichen mit dem Alpenraum - ein niederschlagsärmeres Gebiet sei, aber "der Klimawandel verstärkt das Problem".

Nicht nur für die Landwirtschaft, auch für den Wald ist die Trockenheit problematisch. Peter Tretter vom AELF, zuständig für den Bereich Forsten, sagt, bereits in den letzten drei Monaten habe es zu wenig geregnet. "Wir erwarten ein großes Borkenkäfer-Jahr. Die Fichten werden leiden und wir erwarten große Schäden bei den Kiefern, denen wird die Hitze zu schaffen machen. "

Die Schäden der Trockenheit seien - anders als auf den Feldern - im Wald erst im Folgejahr sichtbar, erklärt Tretter. Den Bäumen fehle es dann an Widerstandsfähigkeit und sie seien anfälliger für Insekten, Pilzkrankheiten und Virusinfektionen. Um den Auswirkungen der Trockenheit entgegenzuhalten helfe nur ein "Umbau" des Waldes, sagt Tretter, das gehe jedoch nicht von heute auf morgen. Ziel sei es, im Schutz des bestehenden Waldes, den zukünftigen Wald anzupflanzen, aber: "Es besteht die Gefahr, dass uns der Klimawandel überholt und es zu großflächigen Ausfällen von Waldbeständen kommt. " Tretter fürchtet, dass im Wald Freiflächen entstehen könnten, die das Anpflanzen von neuen Bäumen erschweren könnten.

Er empfiehlt den Waldbesitzern, so schnell wie möglich mit dem Waldumbau zu beginnen. Laubbäume wie Eichen, Buchen oder Ahorne vertragen Trockenheit besser als die anfälligen Fichten und Kiefern. Bei den Nadelbäumen kommen Douglasie und Schwarzkiefer gut mit hohen Temperaturen und wenig Regen zurecht. Aber auch Exoten wie Esskastanie oder Zeder könnten die Zukunft der mittelfränkischen Wälder sein.

Im Unterschied zu den Landwirten und Waldbauern spürt das Wasserwirtschaftsamt die Auswirkungen der Trockenheit noch nicht. Bei den Grundwasserbeständen seien bisher keine großen Veränderungen spürbar, sagt Norbert Galambos. Durch die Niederschläge im Winter hätten sich die Grundwasserbestände nach dem trockenen Sommer im vergangenen Jahr wieder erholt. Ein Absinken des Grundwasserspiegels drohe nur, wenn die Trockenheit im Laufe des Jahres weiter anhalte.