Hilpoltstein
Wiener Wabe für Metropolregion

Junge Kommunalpolitiker fordern 365-Euro-Ticket im 1-2-3-Tarif- Maximal 1095 Euro pro Jahr

15.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:34 Uhr
Junge Kommunalpolitikerinnen und -politiker setzen sich für einen Drei-Stufen-Tarif im VGN ein. Auch Moritz Krug (2. von links) und Christoph Raithel (3. v. li.) aus Hilpoltstein begrüßen die Idee. −Foto: JU

Hilpoltstein - Junge Stadt- und Kreisräte aus ganz Mittelfranken setzen sich nach einem Treffen in Erlangen für ein Drei-Stufen-Preismodell im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) ein.

Ein Wabensystem soll gerechte Tarife bringen und die ländlichen Gebiet nicht abhängen, wenn Nürnberg wie beschlossen, spätestens 2023 für alle Nutzer ein 365-Euro-Ticket einführen will.

Den jungen Kommunalpolitikern - darunter auch die Hilpoltsteiner Stadtratsmitglieder Moritz Krug und Christoph Raithel (beide CSU), schwebt ein an die Metropolregion angepasstes Wiener Modell vor. So soll es ein großzügiges Wabensystem im VGN-Gebiet geben: Eine Wabe würde 365 Euro im Jahr kosten. Der durchschnittliche Pendler brauche zwei bis drei dieser Waben und habe dann maximal 1095 Euro im Jahr zu zahlen. Teurer werde es aber nicht mehr, denn ab der dritten Stufe sei das gesamte VGN-Gebiet enthalten.  

"Für die meisten Strecken entspricht das einer Preissenkung von über 50 Prozent, damit wird der ÖPNV auf jeden Fall günstiger als das eigene Auto", sagte Christoph Raithel, der auch im Rother Kreistag sitzt.  Dieser 1-2-3-Tarif werde in Österreich bereits eingeführt, um das Wiener 365-Euro-Ticket auf das Umland zu erweitern. Mit einer Einführung in der Region schaffe man "die größte Preissenkung für den öffentlichen Nahverkehr aller Zeiten", sagte Moritz Krug.

Gerade mit Hinblick auf die Corona-gebeutelten Finanzen von Freistaat und Kommunen müsse man aber realistisch bleiben. "Einmal 365 Euro für jede Fahrt von Haßberge bis Treuchtlingen ist unbezahlbar, unrealistisch und auch unnötig", sagte der JU-Bezirksvorsitzende Konrad Körner.

"Es nützt uns nicht, wenn wir extrem günstige Preise haben, im ländlichen Raum dann aber kein Bus mehr fährt", erklärte Christoph Raithel. Für ihn steht fest, dass ein günstiges Preismodell im öffentlichen Personennahverkehr nur dann etwas bringe, wenn auch das Angebot passe. Gerade im ländlichen Raum und insbesondere im südlichen Landkreis Roth seien die Anbindung einzelner Orte und die Taktung des Angebots durchaus verbesserungswürdig. "Darüber hinaus müssen die Angebote barrierefrei, bekannt und verständlich sein", ergänzte Moritz Krug.

Für beide stellt die Durchbindung der S-Bahn-Linie 2 über den Bahnhof Roth bis nach Hilpoltstein eine einmalige Chance für die Erschließung des südlichen Landkreises dar. Für den Ausbau der Angebote bedürfe es aber einer guten finanziellen Ausstattung, eine extreme Verringerung der Einnahme führe zur Verknappung des Angebots, befürchten Krug und Raithel, das Waben-Modell könne da einen wirtschaftlichen Kompromiss darstellen.

Allerdings müsse es auch für Gelegenheitsfahrer, die kein Abo abschließen wollen, attraktive und vor allem einfache Möglichkeiten geben, den ÖPNV zu nutzen. Hierzu solle die vom VGN schon vorgeschlagene Möglichkeit einer einfachen kilometerbezogenen Abrechnung mit Kilometerrabatt, das sogenannte Degressionsmodell, schnell umgesetzt werden. Langfristig könne so dann digital eine kostengünstige nutzenbezogene Abrechnung die starren Einzelticket- und Abo-modelle ablösen.

HK