Spielberg
Wieder nur Fünfter

Kunstflugpilot Florian Bergér landet beim Air Race in Österreich erneut auf dem vorletzten Platz – ist aber nicht unzufrieden

08.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:50 Uhr

Spielwiese Spielberg: Der Eichstätter Florian Bergér kam ohne Strafen durch den Parcours über der Formel-1-Rennstrecke in der Steiermark, schaffte es aber nur auf Platz fünf - Foto: Schaad/Red Bull

Spielberg (DK) Der fünfte Platz scheint an Kunstflugpilot Florian Bergér zu kleben. Im sechsten Rennen des Red Bull Air Race ist der Eichstätter am vergangenen Sonntag in Spielberg/Österreich schon zum zweiten Mal in Folge auf dem fünften und damit vorletzten Rang in der Challenger-Klasse gelandet. Doch etwas ist anders als sonst.

Direkt nach seiner Ankunft in Eichstätt am Montag strahlt Bergér. Braun ist er geworden, sehr braun. „Ein Rückbleibsel von der Weltmeisterschaft in Frankreich“, sagt er und streckt wie zum Beweis den gebräunten Arm von sich weg. Seine stahlblauen Augen blitzen, er lacht, macht Scherze. Noch nie hat man ihn nach einer Pleite beim Red Bull Air Race so gut gelaunt erlebt. Warum also jetzt? Oder täuscht der Eindruck etwa?

„Nein, nein, das stimmt schon“, sagt Bergér. „Ich habe an den schlechten Platzierungen der Vergangenheit immer hart zu knabbern gehabt.“ Der 26-Jährige belegte zweimal den vierten, einmal den sechsten und zweimal den fünften Platz in der Rennserie. Die Teilnahme an der WM, wo er sich mit Platz 27 als bester deutscher Kunstflieger bewies, habe ihm gewissermaßen die Augen geöffnet.

„Ich bin anscheinend der beste aktive Kunstflieger, den Deutschland gerade hat. Also zumindest laut WM-Wertung“, sagt er. „Und das war trotzdem ,nur’ Platz 27. Beim Air Race war meine beste Platzierung der vierte Platz. Ich habe jetzt begriffen, dass nicht ich so schlecht bin, sondern die anderen einfach so gut. Das mag jetzt seltsam einfach klingen, aber es ist so.“ Nach einer kurzen Pause ergänzte Bergér: „Ich fliege so gut, wie es mir mit meiner Erfahrung gerade möglich ist.“

Er sei erfolgsverwöhnt. Weil er im Wettstreit mit anderen deutschen Piloten so oft als Sieger hervorging. Der internationalen Konkurrenz sei er dagegen noch nicht gewachsen. „Ich habe oft vergessen, mit wem ich mich da eigentlich messe. Das Air Race ist kein kleiner Wettbewerb, der über Dorfflugplätzen ausgetragen wird. Da fliegen nur die Besten. Also sollte ich nicht über den vorletzten Platz traurig sein.“ Das sei dann nämlich ein bisschen so, als würde man Riesengarnelen serviert bekommen und sich darüber aufregen, dass es kein Hummer ist, wie der Eichstätter vergleicht.

„Ich habe mich in Spielberg nach dem Rennen mit einem Coach von Red Bull unterhalten“, erzählt er weiter. Der habe seinen Stil gelobt und ihm prophezeit, dass er es noch weit bringen könne – mit der nötigen Erfahrung, die ihm die anderen Piloten in der Challenger, die zweite Liga in der Rennserie des österreichischen Brausegiganten, gerade noch voraushätten.

Beim Rennen über der Formel-1-Strecke in der Steiermark mussten ein Training und das Qualifying entfallen. „Es wollte einfach nicht aufhören, zu regnen. Also gab es nur zwei Trainings und dann am Sonntag das Rennen.“ Im zweiten Qualifying flog Bergér die zweitbeste Zeit. „Für mich war klar, dass ich es im Rennen mit derselben Linie versuchen werde“, sagt er – die falsche Entscheidung. Denn im Gegensatz zum Training bei Windstille wehten den Piloten am Wettkampftag rund 25 Knoten um die Ohren, was einer Windgeschwindigkeit von rund 45 Kilometern pro Stunde entspricht. „Darauf muss man seine Linie abstimmen. Hab ich nicht gemacht, ich dachte es geht auch so, dem Wind werde ich schon Herr“, gibt der 26-Jährige zu. „Da muss ich noch viel lernen. Ich weiß einfach noch nicht so genau, wie man auf die Umwelteinflüsse reagieren muss, um den Track schnellstmöglich fliegen zu können. Das hat nämlich nichts mit dem klassischen Kunstflug zu tun, den ich ja schon seit acht Jahren mache.“

Profitieren kann er davon aber trotzdem: Beim klassischen Kunstflug kommt es auf die Präzision an, mit der die Figuren geflogen werden. Saubere Winkel und Kurven zählen. Kurven gibt es beim Air Race auch, und wer nicht genau mittig durch die Tore aus den großen Pylonen fliegt, riskiert diese zum Platzen zu bringen und damit Strafsekunden zu kassieren. „Und das ist mir immerhin noch nie passiert“, stellt Bergér fest.

Eine Chance hat der Berufspilot noch, bevor es zum Saisonfinale nach Las Vegas/USA geht. Am 25./26. September steigt das letzte reguläre Rennen im texanischen Forth Worth/USA. In der Gesamtwertung belegt Bergér mit zehn Punkten den sechsten von sieben Plätzen. An der Spitze liegen weiter mit jeweils 28 Punkten Daniel Ryfa (Schweden) und Petr Kopfstein (Tschechien).