Jetzendorf
Wie will der Jetzendorfer wohnen?

Rege Beteiligung bei Themenabend der Gemeinde und große Pläne für die Zukunft

25.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:36 Uhr
Viel Platz für Ideen: Beim Themenabend "Wohnen und Leben in Jetzendorf" konnten die Bürger frei ihre Ideen und Fragen besprechen. −Foto: Ostermair

Jetzendorf (ost) Rund 50 Bürger folgten der Einladung von Bürgermeister Manfred Betzin (CSU) zum Themenabend "Wohnen und Leben in Jetzendorf". Hier ging es im Ottilinger-Saal um mögliche Wohnformen wie Single-Wohnungen und Mehrgenerationenhäuser. Auch die Mobilität für Ältere, Netzwerke und Unterstützung beziehungsweise Pflege spielten bei diesem Diskussionsabend eine Rolle.

Bei dem Termin stand auch Linda Martin von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung Rede und Antwort. Martin arbeitet in dem Projekt der Bayerischen Staatsregierung "Wohnen im Alter" mit und hat schon Anfang September den "Experten-Workshop" für Jetzendorf zusammen mit Bürgermeister Manfred Betzin vorbereitet. Hier haben sich vier Themen abgezeichnet, die nun in vier Gruppen diskutiert wurden.

Unter anderem ging es um das Themengebiet Wohnanlage, die sich mit möglichen Wohnformen im Alter beschäftigte. Da gab es viele offenen Fragen hinsichtlich Wohnungsgröße, Miet-und Kaufmodelle und das Leben von Jung und Alt im Quartier. "Die Älteren bleiben mit ihrem Wissen auf der Strecke", sagte eine ältere Dame, die sich für Mehrgenerationenhäuser ausgesprochen hatte. Einig war man sich, dass es einen Familienverbund wie früher in der heutigen Zeit nicht mehr gibt.

So diskutierte man auch, Mehrgenerationenhäuser in Genossenschaftsform anzubieten. Im Alter in einem Haus mit Kindern zu leben, die nicht aus der eigenen Familie kommen, wollten etwa ein Drittel der Diskussionsteilnehmer. Die Frage an Eigenheimbesitzer, ob sie sich vorstellen könnten, hier mit fremden Familien und deren Kindern zusammenzuleben, begeisterte dagegen nur wenige. Eher vorstellen können sich Jetzendorfer mit viel Wohnraum einen Teil ihres Hauses zu vermieten, wenn ihnen Hilfe oder gar Pflege im Alter zugesichert wird.

Der Seniorenbeauftragte, Jochen Lojewski erklärte, dass es bei den herkömmlichen Häusern schwierig sei, Häuser für eine Teilung umzugestalten. "Wo bekommt man da Unterstützung? Sonst wirds mit der Finanzierung schwierig", so Lojewski.

Nur wenige im Saal konnten sich vorstellen, dass Jetzendorf eventuell mit einer Nachbargemeinde ein Seniorenheim betreiben könnte. Die Frage nach Kurzzeitpflege fand dagegen starkes Gehör. Auch ambulant betreute Wohngemeinschaften fanden durchaus Interesse. Besorgt, ob sie im Alter die hohe Miete noch aufbringen kann, falls ihr Mann vor ihr versterben sollte, zeigte sich eine Rentnerin.

Gemeinderat Stefan Gottschalk fasste die Ergebnisse zum Thema Mobilität zusammen. Das Angebot an Bussen sei relativ gut, Barrierefreiheit lasse aber größtenteils noch zu Jetzendorfern.

Vorschläge hier auch ein Tanzcafe und Kegelbahnen zu realisieren blieben nicht aus. Kritik wurde wegen fehlender Toiletten am kirchlichen Friedhof geäußert. Dass auch das Schloss mehr für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollte, ließ der Bürgermeister mit dem Hinweis auf Privatbesitz nicht gelten. Im übrigen sei das Schloss von mehreren Familien nun wieder fast komplett bewohnt.

Was den nicht denkmalgeschützten Bereich des alten Brauereigebäudes angeht, sollte nach den Vorstellungen des Bürgermeisters ein Abriss möglich sein. "Dieser Bereich wäre ein Riesenpotenzial in der Ortsmitte, da kann sich durchaus was für die Gemeinde tun", so Betzin. Mit einem Fragebogen werden nun alle Gemeindebürger gebeten, aufzuzeigen, was ihnen fehlt, wo sie der Schuh drückt. Betzin ist überzeugt, dass es sich lohnt, gemeinsam an der Zukunft der Gemeinde zu arbeiten.

Besonders freute es ihn, dass auch der Bürgermeister der Nachbargemeinde Hilgertshausen-Tandern, Markus Hertlein, Interesse an dieser neuen Form von Bürgerbeteiligung zeigte und auch seine Erfahrungen im Rahmen der Diskussion einbrachte.