Schrobenhausen
Wie Phönix aus der Asche

Beim totgesagten FC Schrobenhausen ist ein neues Gemeinschaftsgefühl entstanden

02.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:12 Uhr

Foto: Ute de Pascale

Schrobenhausen (SZ) "Wir sind ein cooler Haufen", kann man zurzeit in den Reihen der FC-Schrobenhausen-Kicker hören. Sportlich wie zwischenmenschlich läuft es derzeit richtig gut. Das bewies auch eine Benefizaktion am Wochenende. Das war auch schon ganz anders.

"Merken sie was", fragt FCS-Fußballboss Peter Fischer - "der ist genauso verrückt wie ich!" Der, von dem er redet, widerspricht auch gar nicht: "Man muss schon positiv verrückt sein, um das hier zu machen", gibt Stephan Rausch zu, "es hängt einfach das Herz dran." Wie gut ihr Team derzeit unterwegs ist - zu erwarten war das noch vor wenigen Monaten nicht. "Beim ersten Training dachte ich: Oh Gott, was haben wir uns da aufgeladen . . .", erinnert sich Peter Fischer. "Die ersten Niederlagen waren dann schon deftig." Aber: Selbst von einem 0:10 - "wo sich in anderen Mannschaften die Spieler gegenseitig an die Krawatte gehen" - ließen sich seine Jungs nicht unterkriegen. "Da war mir klar: Die haben ja immer noch Bock auf Fußballspielen."

Ab da ging's aufwärts. "Man merkte, dass sich die Mannschaft gefunden, eingespielt, auch beim Training viel mehr mitgezogen hat", sagt Fischer. Dann der Knackpunkt: das Thierhaupten-Spiel. Erstmals holten die Schrobenhausener ein Unentschieden raus - und das gegen die bis dato einzige ungeschlagene Mannschaft der Gruppe.

Es tut sich was. Und wer hätt's noch für möglich gehalten: Beim FC Schrobenhausen gibt es Anzeichen dafür, dass hier eine Normalität einkehrt, wie sie bei den anderen Altlandkreisteams seit Jahren gang und gäbe ist. "Es ist der Geist dieser Mannschaft, der mich fasziniert", sagt Peter Fischer. "Wir haben keinen einzigen Stinkstiefel in der Mannschaft." Wenn's auf dem Platz nicht läuft, wird das auch mal untereinander geregelt.

Ein neuer Geist, der sich jetzt auch beim Projekt Umbau zeigt. Fast alle werkeln mit, um sich in dem kleinen Raum neben dem Vereinsheim - das ja derzeit die Heimat des FC Türkenelf ist - ihr eigenes Reich zu schaffen. Wer keine Zeit zum Helfen hat, spendiert einen Kasten Bier. Sich nach den Spielen mit den Fans zusammenzusetzen, auch mal gemeinsam im Fernsehen Fußball zu gucken, ein Grillabend im Sommer - "so was macht ja den Amateurfußball aus", findet Fischer.

Es ist ein Zusammenhalt, den es beim FC Schrobenhausen lange nicht mehr gab. Der zeigte sich auch am Sonntag bei der Benefizaktion für Faridullah Amiri: "Mitgefühl ist die Grundlage jeder Moral - Farid soll bleiben!", hatten die Jungs auf ein Banner geschrieben, um das nötige Geld für Anwalts- und Gerichtskosten für ihren von der Abschiebung bedrohten Kumpel zusammenzutragen. Den Umbau des Vereinsraums finanzieren die Spieler ebenfalls aus eigener Tasche mit, auch die neuen Trikots spendierten sie sich selbst, lediglich die Beflockung sponserte ein Sandizeller Unternehmen. Über weitere Sponsoren würde sich der FC Schrobenhausen freuen, auch neue Spieler sind jederzeit willkommen. Hochgesteckte Ziele setzen möchte Peter Fischer seinen Jungs übrigens nicht. "Die sollen Spaß haben. Und wenn sich der Erfolg wie jetzt einstellt und wir deswegen aufsteigen sollten, dann steigen wir auf. Fertig." Augenzwinkernd fügt er beim Blick auf den gerade entstehenden Vereinsraum hinzu: "Wenn wir dann in der Champions League spielen, müssen wir den natürlich vergrößern."