Wie man in den Wald hineinruft

03.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:37 Uhr

Zum Leserbrief von Frau Sarah Reisenauer „Wichtige Sachen sind auf der Strecke geblieben“ (PK vom 31. Mai/1. Juni):

Um es gleich vorwegzusagen: auch ich empfinde es als unangenehm, wenn öffentlich zugängliche Bereiche und Unterstände als Raucher- und Trinkeck zweckentfremdet werden. Wenn in diesem Zusammenhang jedoch fehlender Anstand, Respekt und Höflichkeit der Jugendlichen moniert werden und dies im Wesentlichen den Jugendlichen selber vorgehalten wird, dann muss ich für mich feststellen: auch wir Eltern- und Großelterngeneration sollten uns einmal die Frage stellen, ob wir es uns nicht manchmal zu leicht machen und die „Jugend von heute“ zu pauschal an den Pranger stellen.

Wenn ich in der Samstagsausgabe des PK vom Leserbrief der Frau Reisenauer fünf Seiten zurückblättere und unter der Überschrift „Die Angst vor dem Platzverbot“ lese, dass Anlieger eines Trainingsplatzes in Mitterscheyern dem ortsansässigen Fußballverein behördlich untersagen lassen wollen, dort weiter – wie schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten – trainieren zu können, dann frage ich mich ernsthaft, was denn eine ländliche Gesellschaft wie in unserer Region ihren Kindern und Jugendlichen noch (ver)bieten will?

Ein Sportverein holt die Kinder und Jugendlichen aus ihren Zimmern, weg von Spielekonsolen und Computern; er fördert die Gemeinschaft, steigert das soziale Empfinden und sorgt last, but not least für körperliche Ertüchtigung. Ich habe aus eigener Erfahrung gelernt, dass Kinder, die von klein auf in einem Team zusammenspielen, Rücksichtnahme und Respekt lernen: ihren Trainern gegenüber, ihren Mitspielern und ihren Gegnern; Fair Play eben. Und jetzt kommen die, die sich untereinander scheinbar so respektvoll behandeln, und fordern das Landratsamt auf, den Platz für Trainings zu sperren. Was wird die Konsequenz sein? Der Sportverein in Scheyern wird Jugendmannschaften reduzieren müssen, Kinder und Jugendliche werden mit dem Sport aufhören und sich wieder mehr ihren individuellen Beschäftigungen daheim zuwenden. Soziales Miteinander bleibt auf der Strecke oder wird zumindest drastisch reduziert.

Als respektvoll würde ich dieses Verhalten der älteren Generation gegenüber der jüngeren auch nicht bezeichnen. Und wie heißt es doch so schön im Sprichwort: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

Ralph Steffen

Scheyern