Wie Lemminge ins eigene Verderben laufen

18.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:57 Uhr

Zu den Artikeln "Kritik an geplanter AG wächst" und "Keinem Mitglied entsteht ein Schaden" (DK vom 16. Mai):

Leidet die Raiffeisenbank Plankstetten unter der derzeitigen Bankenkrise oder hat sie nur eine Führungskrise? Noch 1996 lobte Verbandsdirektor Erhard Gschrey vom GVB, der seine Banklehre bei der Raiba Plankstetten absolviert hat, die Bank und ihr Geschäft.

Ist die Jahrhundertwende oder das neue Jahrtausend Schuld, dass man über die Raiba Plankstetten seit 2000 mit den Worten Karl Valentins sagen könnte: "Früher war die Zukunft auch schon besser." In der Generalversammlung 2000 wurde der amtierende Vorstandsvorsitzende im Rahmen eines inszenierten Tribunals vor allen Mitgliedern mit ungeheuerlichen Vorwürfen überhäuft und seiner Funktion enthoben. Nach einem mehrjährigen, verlustreichen und teuren Prozessmarathon konnte man der Presse entnehmen, dass die verleumderischen Vorwürfe gegen den Vorstandsvorsitzenden in keinem Punkt Stand hielten.

Ist seit diesem Millenniumsjahr die Revolution in der Führung der Raiffeisenbank Plankstetten ausgebrochen, oder gibt es nur einzelne Rebellen? Der Presse konnte man entnehmen, dass der neue Vorstandvorsitzende, Elmar Weiß, im April 2002 sich mit dem Bundesaufsichtsamt, dem Genossenschaftsverband Bayern und dem Kreisverband überworfen hatte. Es folgten, wie der bankinternen Website zu entnehmen ist, unter anderem die Ablehnung der GVB zur jährlichen Kreditprüfung sowie Anträge etwa an den GV Hessen/Rheinland-Pfalz/Thüringen, der jedoch ablehnte.

Die Rebellion der Banker in Plankstetten dauert nun schon das zehnte Jahr, Ausgang ungewiss! Die Mitglieder sollen in wenigen Tagen entscheiden, ob sie den Verantwortlichen von Vorstand und Aufsichtsrat wie die Lemminge bis zum eigenen Verderben folgen.

Die genossenschaftliche Solidarität des Bankvorstandes wurde im Jahr 2008 für Dutzende von Mitgliedern erstmals in der mehr als 110-jährigen Geschichte der Bank außer Kraft gesetzt. Mit der Begründung: "Sie nutzen den Geschäftsbetrieb der Genossenschaft nicht oder nur in geringem Umfang (§ 9 Abs. 1e Satzung)" wurde die häufig Jahrzehnte währende Mitgliedschaft bei der RB Plankstetten vom amtierenden Vorstand zum 31. Dezember 2008 gekündigt. Das Geschäftsguthaben wird ausbezahlt, wenn die ordentliche Generalversammlung im Mai 2009 über den Jahresabschluss 2008 beschließt.

Den ausgeschlossenen Mitgliedern bietet sich eine riesige Anlagechance, denn sie können nunmehr Aktien der Bank erwerben, heißt es. Der erste Kurs der Aktien liegt nach Aussage von Herrn Weiß mindestens beim Fünffachen des Nennwertes. Ich, meine Familie und sicher die Mehrheit der Ausgeschlossenen freuen sich schon auf die Auszahlung des Geschäftsguthabens. Ob ich mir davon die lukrativen Aktien der neuen Aktienbank kaufen werde, überlege ich mir noch gründlich.

Im DONAUKURIER sagte Herr Weiß, dass die Vorteile der Aktionäre sind, dass sie nicht von der Hauptversammlung ausgeschlossen werden können. War das der Grund, warum man Dutzende altgediente Mitglieder ausgeschlossen hat, um sie an der Abstimmung über die Umwandlung der Genossenschaft in eine AG zu hindern?

Herr Weiß hat in den vergangenen Jahren im Rahmen der Tätigkeit der Bank stets seine Verbundenheit mit dem Regionalprinzip versichert. Jetzt hat er einen Verband in Mecklenburg-Vorpommern gefunden, dem er die Mitgliedschaft der Bank anvertraut.

Tröstlich ist, dass bisher jede Rebellion oder Revolution ein Ende gefunden hat. Leider kennt man auch den Ausspruch: "Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder." Hoffentlich wird es in Plankstetten bei der anstehenden Hauptversammlung nicht so schlimm.

Nach meiner Einschätzung wird es nicht so lange dauern, bis es neue Köpfe in Plankstetten gibt, die das genossenschaftliche Solidaritätsprinzip achten. Und in Mecklenburg-Vorpommern wird man sich freuen, wenigstens für kurze Zeit Verbandsbeiträge aus Plankstetten kassiert zu haben.

Herbert Dressler

Berching-Wallnsdorf