Schrobenhausen
Wie kalt wird es in der Stadt?

Aus dem Schrobenhausener Raum gibt es nur wenige offizielle Wetterdaten

01.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr

−Foto: selbst

Schrobenhausen (SZ) Das Wetter - eines der Lieblingsthemen der Deutschen, wenn auch nicht ganz oben in den Rankings; da stehen gestiegene Preise, Arbeit, Klatsch und Tratsch, Kinder und Familie - aber dann. In Schrobenhausen ist es allerdings gar nicht so einfach, an Fakten zu kommen.

Tatsächlich ist die Zahl offizieller Messstationen in Schrobenhausen dünn gesät. Deshalb taucht die Stadt auch nicht im Fernsehen auf, wenn Wetterdaten aus ausgewählten Städten während der Vorhersagen eingeblendet werden. Wie beim Deutschen Wetterdienst zu erfahren ist, gibt es seit vielen Jahren in Schrobenhausen keine Wetterdatenerhebung mehr. Das kann dann schon mal dazu führen, dass es Orkanwarnungen für Aichach, Neuburg und Pfaffenhofen gibt, für Schrobenhausen aber nicht.

Ein bisserl was gibt es aber doch: Eine agrarmeteorologische Station existiert, und natürlich gibt es private Wetterfans, die es genau wissen wollen.

Dieter Beifuß aus Drei Linden ist so einer. Daten sind seine Leidenschaft, die sich womöglich schon von Berufs wegen erklärt: Bis er in Rente ging, war er Ingenieur am High-Tech-Standort im Hagenauer Forst. Daheim hat er ein paar Hundert Euro in sein Hobby investiert und kann alle Wetterereignisse genauestens nachvollziehen.

Zum Beispiel, wann es mal richtig kalt in Schrobenhausen war. Die Minus 14 Grad von vorgestern waren nämlich nicht annährend rekordverdächtig, wie er nach einem Blick in seine Datenbank berichten kann. Heilig Abend 2001 hatte es Minus 17, am 28. Februar 2005 Minis 18, und zweimal sogar schon Minus 19 Grad: am 1. März 2005 und am 6. Februar 2012. Alles Drei Lindener Werte von Dieter Beifuß.

Die Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising betreibt eine Messstation in Edelshausen. Auf deren Werte kann übrigens jedermann unter www.wetter-by.de im Internet zugreifen. Die Messgeräte sind nicht im Stadtgebiet, sondern draußen in der Natur - und da war es sogar schon noch kälter. Hier wurden Heilig Abend 2001 Minus 21 Grad gemessen.

Noch kälter hat es Wetterfan Beifuß bewusst übrigens erst ein einziges Mal in seinem Leben in Deutschland erlebt. Im Winter 1962/63, da war er als Praktikant bei Siemens in Norddeutschland unterwegs, und es hatte zapfige Minus 25 Grad.

Es gibt aber auch andere Zeiten. Am 7. August 2015 wurden in Schrobenhausen erwärmende 35,9 Grad gemessen. Gut möglich, dass es bei solchen Werten nicht bleibt. "Es fällt auf, dass es immer mehr heiße Sommer gibt", sagt Beifuß. Seine Auswertung von Werten, die er aus verschiedenen Kanälen zurück bis ins Jahr 1980 bezogen hat, ) belegt das deutlich.

Niederschlagsdaten hat Beifuß natürlich auch. Diese Daten hat er seit 1990, und die Auswertung ergibt einen Jahresmittelwert von 638 Millimetern in Schrobenhausen. Im Februar regnet es in Schrobenhausen am wenigsten (25 mm Mittelwert), im Juli am meisten (85 mm Mittelwert). Den niedrigsten Wert aber registrierte er im Januar 1997 (ein Millimeter), das Maximum im Juni 2007 mit 209 Millimetern. Auch beim Niederschlag gibt es eine leicht steigende Tendenz.

Und auf noch etwas ist der Ingenieur Dieter Beifuß beim Wetterdatensammeln gestoßen: Er weiß nämlich auch, wie warm oder kalt es im Boden ist: Fünf Zentimeter unter der Oberfläche hat es zurzeit knapp drei Grad Minus, im Jahresmittel aber zehn Grad Plus. Und in 20 Zentimetern Tiefe sind es gerade noch Minus 0,4 Grad, der Mittelwert hat hier 10,2 Grad. Da fragt er sich schon manchmal, warum erst bei 80 Zentimetern bei der Planung von Fundamenten von der Frosttiefe gesprochen wird. Beifuß lächelnd: "Immerhin freuen sich die Schnecken . . ."