Pfaffenhofen
Wie gemalt

Maria Cetinbas restauriert alte Fenster – Bewerbung für Gründerpreis läuft

16.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:02 Uhr

Alte Fenster haben es Maria Cetinbas angetan. Sie restauriert sie mit Liebe wie hier im Weberhäusl am Draht 8 in Pfaffenhofen, das sie sich vor drei Jahren gekauft hat. Es ist eines der ältesten noch erhaltenen Häuser in der Kreisstadt, errichtet im Jahr 1705. - Foto: Tölle

Pfaffenhofen (PK) Ihre Bewerbung lag als letzte vor: „Wir haben sie am allerletzten Tag in der allerletzten Minute abgegeben“, erzählt Maria Cetinbas. Die Eile hat sich gelohnt; die Maler- und Vergoldermeisterin hat so 2007 den Businessplan-Wettbewerb, den Vorläufer des Gründerpreises der Region 10, gewonnen.

In Maria Cetinbas’ Haus qualmt es. Es stinkt. Und es ist eiskalt. „Ich habe den falschen Ofenanzünder verwendet“, erklärt die 35-Jährige lachend – „jetzt müssen Sie frieren.“ Die Türen und Fenster stehen offen, die Kälte zieht von draußen herein. Als sich der erste Qualm verzogen hat, offenbart sich dahinter ein Traum für jeden Restaurator. Das Weberhäusl am Draht 8, das sich die Maler- und Vergoldermeisterin vor drei Jahren gekauft hat, ist eines der ältesten in Pfaffenhofen: anno 1705. Dicke, uralte Holzbalken tragen Wände und Decken, ein alter Ofen heizt – normalerweise – den Wohnraum und dreihundert Jahre alte Steinfliesen liegen auf dem Boden.

Es braucht wenig Fantasie, um zu wissen, dass hier einmal eine einmalige Wohnung entstehen wird – aber noch ist es nicht so weit. Seit drei Jahren werkelt Maria Cetinbas in und an diesem Haus, bezugsfertig ist es aber noch lange nicht. Die schlimmsten Bausünden hat sie bereits beseitigt: „Die haben die schönen Holzbalken teils einfach abgesägt, überall Glaswolle in die Wände gestopft und sogar PVC-Boden auf die alten Steinfliesen geklebt“, erzählt Cetinbas. Da blutet das Restauratorherz.

Aber es wird schnell getröstet: „Wissen Sie, es ist einfach total schön, an diesen Mauern vorbeizugehen, sie zu berühren und zu denken, wow, die sind über dreihundert Jahre alt.“ Wie gemalt soll es aussehen in diesem alten Haus mitten in Pfaffenhofen, wo einmal neben ihrer Wohnung auch ihre Werkstatt entstehen soll. Es ist diese Leidenschaft für alles, was alt ist, die Maria Cetinbas zur Künstlerin hat werden lassen.

Zunächst lernte sie Maler- und Lackiererin, dann belegte sie einen Meisterkurs für Kirchenmalerei und Vergoldung. 2005 war sie eine von europaweit 19 Stipendiaten, die für einen dreimonatigen Kurs für Denkmalpflege in Venedig ausgewählt wurde.

Dieser Kurs hat sie begeistert. „Ich habe mich noch an dem Tag, als ich zurückkam, selbstständig gemacht“, erzählt sie. Und mit ihrem Businessplan hat sich die Malermeisterin dann beim Businessplan-Wettbewerb, dem Vorgänger des Gründerpreises, beworben.

Die Maler- und Vergoldermeisterin hat sich darauf spezialisiert, alte Fenster denkmalgerecht zu restaurieren – aber das ist nur ein Teil ihrer Arbeit. „Ich übernehme eigentlich alle möglichen Malerarbeiten, Verputzungen und Vergoldungen, Wandmalereien und Restauration alter Fresken“, erklärt sie. Für ihre Arbeit hat sie klare Regeln: kein Vollwärmeschutz, kein Plastik, nichts Künstliches. „Ich benutze nur natürliche Farben“, erklärt sie. Und über mangelnde Aufträge kann sie sich nicht beklagen. „Im Gegenteil“, erzählt die Künstlerin, „ich muss sogar manchmal absagen.“ Schließlich frisst die Restauration des Weberhäusls Zeit, außerdem hat Cetinbas drei Söhne. „Es ist schwierig manchmal, so ganz alleine“, räumt sie ein. Und dann denke sie auch darüber nach, ob die Selbstständigkeit wirklich das richtige für sie sei. Aber die Tatsache, ihr eigener Chef zu sein, hat nach wie vor ihren Reiz für sie. „Ich habe zwar in den letzten Jahren wahnsinnig viel gearbeitet, aber es war auch eine superspannende Zeit.“