Ingolstadt
Wie eine Familie

Pfarrer der Russisch-Orthodoxen Kirche, Walerij Micheew, wechselt nach Wiesbaden - Priester Viktor Meshko folgt

28.09.2021 | Stand 02.10.2021, 3:34 Uhr
Der Abschied fiel Priester Walerij Micheew schwer. −Foto: Banoiadou

Ingolstadt - Nach zehn Jahren hat sich die christliche Gemeinde von Priester Walerij Micheew verabschiedet.

Viele konnten ihre Tränen nicht verbergen. Am schwersten jedoch fiel der Abschied dem Pfarrer selbst: "Wie ein Vater, dessen Kinder aus dem Haus ziehen, mache ich mir viele Sorgen um sie", sagte er.

Nach der letzten göttlichen Liturgie in der kleinen orthodoxen Kirche hinter dem Finanzamt wollte Priester Walerij Micheew seiner Gemeinde noch zum Abschied folgende Worte mitgeben: "Die wertvollste und begrenzte Ressource, die wir haben, ist die Zeit", sagte er. "Niemand weiß, wie lange man noch lebt. Schätzen Sie das Leben. Lieben Sie Gott. Freut oder leidet füreinander mit. Vergebt einander. Eine andere Zeit dafür werdet ihr nicht haben. "

Um die Dankbarkeit für seine Zuwendung persönlich äußern zu können, luden die Gläubigen Priester Walerij und seine Frau Olga Micheew zur Verabschiedung in ein griechisches Restaurant ein. In den vergangenen zehn Jahren in Ingolstadt habe das Ehepaar ein sehr persönliches Verhältnis zu vielen Mitgliedern der Gemeinde aufgebaut. "Priester Walerij ist ein sehr warmherziger, einfühlsamer, lebenskluger Mensch, ein wahrer Diener Gottes ", meinte der 53-jährige Sergej Prier. "Sein Herz ist offen für jeden Einzelnen. " Alle waren seiner Meinung. "Ich habe seine väterliche Einstellung zu mir gespürt. Jetzt verstehe ich, was Liebe und Sorgfältigkeit bedeuten", sagte die 45-jährige Irina Wolf.

Priester Walerij konnte in seiner Gemeinde Menschen verschiedener Nationalitäten vereinen. Die Mitglieder kommen ursprünglich aus Russland, Griechenland, Ukraine, Rumänien und anderen Ländern. Obwohl einige von ihnen nur wenig Russisch verstehen, ist es kein Hindernis für sie. "Die Sprache ist für mich keine Barriere. Den Gottesdienst spüre ich mit meinem Herzen", sagt der 33-jährige Vladimir Melekidis aus Griechenland. Für die 42-jährige Natalja Pritulenko ist die Zeit bei der orthodoxen Gemeinde in Ingolstadt ein besonderer Lebensabschnitt, denn hier sei sie zu Gott gekommen. "Am Anfang war ich euphorisiert und beflügelt. " Sie unterstützte Olga Micheew, die für den A-Capella-Chor und das Gemeindeleben zuständig war: Organisation von Pilgerreisen und Events, Blumendekorationen in der Kirche und Sonntagsschule. Pritulenko hat dieses aktive Leben in der Gemeinde genossen. In der Corona-Zeit sei leider vieles pausiert worden.

Wie Priester Walerij vergleicht Olga Micheew den Abschied von der Gemeinde mit einem Auszug der Kinder aus dem Haus. Das Elternherz sei nur dann ruhig, wenn es dem Sohn oder der Tochter gut gehe. "Wir wünschen euch, dass in euren Familien immer die Ruhe, der Frieden, das Verständnis und der Glaube herrschen, denn nur in der Familie kann man glücklich sein. "

Die Gemeinde der russisch-orthodoxen Kirche ihrerseits erhofft sich, den Kontakt zu Priester Walerij nicht zu verlieren, und wünscht ihm alles Gute für seine neue Stelle in Wiesbaden. Am vergangenen Sonntag hieß die Gemeinde bereits den Nachfolger Priester Viktor Meshko aus München willkommen.

sav