Beilngries
Wie ein Brettspiel entsteht

Von der Idee bis zum Vertrieb: Stefan Kiehl aus Kelheim berichtet in Beilngries von seiner Leidenschaft

16.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:25 Uhr

Testspiel: Die Besucher des Beilngrieser Spieletreffs haben die Werke, die Stefan Kiehl ihnen vorgestellt hat, gleich ausprobiert - Foto: Behringer

Beilngries (ehm) Bei der monatlichen Zusammenkunft von „Spielbar in Beilngries“ ist diesmal ein Spieleentwickler zu Gast gewesen. Stefan Kiehl aus Kelheim stellte zwei seiner Werke vor. „Von der Idee zum fertigen Spiel“ lautete das Vortragsthema.

Er selber sei schon immer an Brettspielen interessiert gewesen, erinnerte sich der 45-jährige hauptberufliche Abwasserzweckverbandsbeamte – und zwar in aller Vielfalt. 1997 machte sich Kiehl Gedanken über ein eigenes Brettspiel. Eine Spielidee reifte heran, mit dem Titel „Moeraki-Kemu“. Inspiriert wurde er bei einem Neuseelandurlaub von den dortigen Moeraki Boulders, den kugelförmigen Felsformationen direkt an der Südküste. „Kemu“ heißt auf Maori „Spiel“.

Diese Idee wurde zunächst nicht weiterverfolgt, es blieb über Jahre bei einer Skizze auf einem Papier. Erst ab 2009 machte sich Kiehl daran, aus der Zeichnung ein Spiel zu entwickeln. Unterstützung erhielt er von seinem heute 31 Jahre alten Neffen Florian Buchner, dessen Handschrift die grafische Gestaltung des Spiels trägt. „Da gab es noch keine Thematik, nur die Idee war da“, sagte Kiehl. Ein längerer Prozess wurde in Gang gesetzt. „Man feilt immer wieder an der Taktik. Das Spiel entwickelt sich selber, mit einer eigenen Dynamik“, sagte der Spieleautor.

Im Wesentlichen geht es bei dem Zwei-Personen-Spiel darum, als Häuptling das Herrschaftsgebiet des eigenen Stammes auszudehnen. Mittlerweile gibt es nach fünf Jahren schon die dritte Auflage. Vor der Spielanleitung habe er gehörigen Respekt gehabt. Es gebe zwar Regelwerke, wie so etwas funktioniert. „Trotzdem machten wir uns viele Gedanken, ob die Beschreibung für Dritte gut zu verstehen ist.“ Spiele mit Testpersonen halfen bei der Feinabstimmung.

Die Entwicklung sei das eine, die Suche nach einem Verlag das andere, berichtete der Experte. Größere Verlage hätten bei einschlägigen Veranstaltungen reges Interesse gezeigt, wollten allerdings nicht in der Qualität produzieren, wie Kiehl es sich vorstellte. „Dann nahmen wir das selbst in die Hand und gründeten einen Verlag. Das ist ein großes Risiko, man muss sehr hoch in Vorleistung gehen. Und sich darum kümmern, dass der Vertrieb gewährleistet ist“, sagte der Sprecher. Für die Fertigung sei es gelungen, Betriebe aus der Heimat oder zumindest aus dem Bundesgebiet zu finden. „Wir wollten es hochwertig haben: Plättchen, Kartonagen, Kriegerfiguren, das Spielbrett. Alles muss einzeln hergestellt und von uns zusammengestellt werden. 56 000 Spielkugeln, die aus Mexiko kommen, weil solche bei uns, etwa aus der Donau, nicht zu bekommen waren, mussten zur Startauflage auf 2000 Säckchen verteilt werden“, erläuterte Kiehl.

Zu seinem Besuch in Beilngries hatte er sogar noch ein zweites Spiel mitgebracht. Es heißt „Shabono“, was in der Eingeborenensprache so viel bedeutet wie „Rundhaus“, und in Venezuela verortet ist. „Das ist ein reines Sammelspiel, man sammelt Muscheln“, erklärte der Autor. Beide Spielkreationen durften in Beilngries dann auch gleich ausprobiert werden.