Eichstätt
Wie die Ärmsten die Pandemie überstehen

Schwester Karoline informiert über die aktuelle Situation in Südamerika

29.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:15 Uhr
Schwester Karoline erzählt Schülern des Gabrieli-Gymnasiums von ihrer Arbeit in Südamerika. −Foto: Buckl

Eichstätt - "Ich trage den Wunsch in meinem Herzen, ein wenig mit euch zu teilen, was mich bewegt und wie es in diesen Zeiten bei uns in Chile, Bolivien und Peru aussieht", so leitet die aus Pietenfeld stammende Chile-Missionarin Schwester Karoline Mayer ihren neuen Rundbrief ein, in dem sie Freunde und Förderer über die aktuelle Situation ihres Hilfswerks in Südamerika informiert.

Die vergangenen sechs Monate der Pandemie habe man bei ihr "manchmal als unerträglich und oft hoffnungslos" empfunden: "Es war wie in einem Abgrund, in dem wir uns befanden." Bedrängend gewesen seien Arbeitslosigkeit, Not an Lebensmitteln und Gas, Sorge um die Bezahlung der Mieten und die Angst vor Ansteckung oder gar vor dem drohenden Tod.

Zum Trost der Menschen habe man in ihrer Gemeinschaft "die Türen der Gemeinde Cristo Vive weit offen gehalten", ebenso das Gemeindehaus, in dem jeden Sonntag ein Mittagessen für 500 bis 600 Bedürftige gekocht werde.

Aufgrund der Pandemie herrschten viele Einschränkungen: Kindertagesstätten seien noch geschlossen, die Handwerksausbildung durfte zögerlich wieder beginnen. Die Mitarbeitenden in der Fundación Cristo Vive hätten versucht, die Menschen, die am stärksten unter den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie leiden, zu unterstützen: Aufgrund von Spenden konnten seit Mai Lebensmittelhilfen an rund 800 notleidende Familien ausgegeben werden.

Das Team im Gesundheitszentrum, das die Verantwortung für über 23000 Menschen trage, habe neben den Menschen mit anderen Krankheiten auch über 1200 Covid-Kranke behandelt. Die Angst vor der zweiten Welle sei hier sehr hoch.

Trotz aller Probleme konnte "die Betreuung von hundert Menschen auf der Straße sowie die Begleitung von 20 Obdachlosen, die in gemieteten Wohnungen betreut werden, trotz Pandemie durchgehalten werden", sagt sie. Auch hätte man "in diesen schwierigen Monaten keinen Mitarbeiter entlassen, obwohl der Staat keinen Cent für Berufsschulen gezahlt hat, die im ersten Semester 600 junge Menschen in einem Beruf ausbilden sollten". Die Theoriestunden mussten allerdings als Fernunterricht durchgeführt werden.

In ihrem Bemühen anderen in ihren Nöten beizustehen - "manchmal hilft ihnen schon, dass sie sich bei uns ausweinen können" - erlebe sie oft auch kleine Wunder, schreibt Schwester Karoline weiter und erzählt dazu eine Anekdote: "Nach der Beerdigung ihrer Mutter übergibt mir die Tochter das übrig gebliebene Morphium. Ich wollte es in unser Gesundheitszentrum bringen, habe es aber vergessen. In der darauffolgenden Freitagnacht ruft mich ein junger Freund verzweifelt an, dass er unbedingt Morphium, vom Arzt per Telefon verordnet, für seine schrecklich leidende Mutter brauche. Woher es jetzt ohne Rezept bekommen? Da war es, das vergessene Morphium." Mit Hilfe einer Spende konnte man auch Sauerstoffflaschen besorgen, um mittellosen Covid-Erkrankten beizustehen.

Derzeit hoffen sie und ihre Mitarbeiter darauf, dass die Kindertagesstätten bald wieder öffnen dürfen. Auch hoffe sie, "dass die rund 550 SchülerInnen unserer Berufsfachschule Sayarinapaj in Bella Vista das Schuljahr schaffen, auch wenn dieses statt im November, voraussichtlich erst im kommenden Januar enden wird".

Am Ende ihres Rundbriefs spricht die Pietenfelder Missionarin von ihrer Freude über Papst Franziskus Enzyklika "Fratelli Tutti": "Er sagt, was er und ich leben möchten - , zusammen mit allen Menschen aller Religionen und Rassen unserer Erde und mit Respekt vor der Schöpfung, die uns allen miteinander gehört". Schließlich dankt Schwester Karoline "für eure Freundschaft und Solidarität". Sie hoffe, dass sie bald gute Nachrichten aus Chile, Bolivien und Peru schicken kann.

Wer die Arbeit von Sr. Karoline und ihres Hilfswerks Fundación Cristo Vive unterstützen will, kann Spenden auf das folgendes Konto überweisen: Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eG, IBAN: DE96 7216 0818 0006 2700 69 / BIC: GENODEF1INP.

buk