Pfaffenhofen
Wie die 112 funktioniert

Jetzendorfer Unternehmen erklärt zum Tag des Notrufs das System

10.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:40 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Vor zehn Jahren wurde in Stuttgart erstmals der Europäische Tag des Notrufs begangen.

EU-Parlament, -Rat und -Kommission hatten den Aktionstag im Jahr zuvor ins Leben gerufen, um die europaweite Notfallnummer 112 in der Bevölkerung noch bekannter zu machen. Der 11.2. steht dabei für die Ziffern der europaweiten Notrufnummer 112. Aber welcher technische Aufwand ist eigentlich notwendig, damit auch ein Notruf vom Handy aus jederzeit schnell und zuverlässig die richtige Leitstelle erreicht?

Das erklärt Georg Kieferl, Leiter Telco Solutions bei Micronova, dem in Jetzendorf gegründeten Sofware und Systemhaus. Die Notrufweiterleitung innerhalb eines Mobilfunknetzes finde in der Vermittlungsstelle statt. "Von dort werden Antennenstandorte und zugehörige geografische Daten der Rufnummer einer Leitstelle eindeutig zugeordnet", erklärt Kieferl. Micronova entwickelt unter anderem Lösungen, mit denen Mobilfunkbetreiber ihre Netze verwalten können - das sei wichtig, da sich die Funkzugangsnetze durch Ausbau und Optimierungen ständig veränderten. Nur so sei eine flächendeckende Notrufversorgung in Europa überhaupt erst möglich. Im Notfall ist unter der Rufnummer 112 in der gesamten Europäischen Union, der EFTA, in Russland, der Ukraine und einigen weiteren Ländern Europas Hilfe erreichbar.

Dabei beträgt die durchschnittliche Wartezeit, bis die Leitstellen einen Anruf entgegennehmen, lediglich etwa zehn Sekunden. Nachholbedarf besteht hingegen bei der Übermittlung des Anruferstandorts: Die Ortsangabe automatisch und sicher zu übermitteln, stellt eine große Herausforderung dar - denn ein per Mobiltelefon abgesetzter Notruf muss die richtige Leitstelle erreichen, um schnellstmögliche Hilfe zu gewährleisten. Diese Information ist ausschlaggebend, um Rettungskräfte schnell auf den richtigen Weg zu bringen. In Deutschland ist darum jeder Festnetz- und Mobilfunkanbieter gemäß Telekommunikationsgesetz (TKG) verpflichtet, eine Notruffunktionalität bereitzustellen. Die zugehörigen Anschlüsse erhalten spezielle, geschützte Nummern, die von regulären Teilnehmeranschlüssen nicht direkt angewählt werden können. Die Telekommunikationsanbieter wandeln eine gewählte 112 in diese reservierten Nummern um und stellen so die Verbindung zur Leitstelle her. Zudem müssen alle Gerätehersteller eine entsprechende Funktionalität auf ihren Endgeräten integrieren, etwa bei Smartphones. Für Handy-Nutzer ist der Notrufdienst unentgeltlich, also auch mit Prepaid-Verträgen ohne Guthaben. Eine PIN-Eingabe ist ebenso überflüssig wie "eigenes" Netz zu haben: Das Mobiltelefon bucht sich gegebenenfalls in ein anderes Netz ein und minimiert dadurch das Problem etwaiger Funklöcher.

Die Funknetze sind technisch bereit, Notrufe optimal weiterzuleiten. Doch nur rund die Hälfte der EU-Bürger weiß überhaupt, dass sie unter der Rufnummer 112 in der gesamten Europäischen Union, der EFTA, in Russland, der Ukraine und einigen weiteren Ländern Europas im Notfall Hilfe rufen kann - und das bereits seit 1991. Neben dem Beschluss eines Aktionstages im Jahr 2007 werden daher EU-seitig zahlreiche Projekte unterstützt, um die Bekanntheit des Euronotrufs weiter zu steigern, darunter eigene Videos und Webseiten.

Ist die Notrufverbindung erfolgreich hergestellt, gilt es, die passenden Informationen zu übermitteln. Auch hier gelten grenzübergreifend grundsätzlich die fünf "W-Fragen": Wo ist das Ereignis? Wer ruft an? Was ist geschehen? Wie viele Menschen sind betroffen? Welche Rückfragen gibt es? Sind diese Punkte geklärt, müssen Anrufer Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten.