Wie der "Schmied-Beck" entstand

16.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:20 Uhr

Eine Postkartenansicht von Rennertshofen aus der Zeit um die Jahrhundertwende mit Blick vom unteren Tor zum Rathaus.? Repro: zbr

Rennertshofen (DK) "Interesse am eigenen Ort und der eigenen Identität" waren die Begrüßungsworte von Vereinsvorsitzendem Wolfgang Fürmann. Ein solches Projekt könne nur dadurch vorangetrieben werden. Zahlreiche Besucher interessierten sich für die Rennertshofener Geschichte.

Mit Postkartenansichten des Marktes Rennertshofen aus der Jahrhundertwende stimmte Karl Heinz Steib in das Thema ein und warf Hausnamen wie Springerl Graf, Eisen Markmiller und Metzger Anderl in die Runde. Hausnamen waren hauptsächlich in Süddeutschland und Österreich gang und gäbe. Allerdings sterben sie aus, da durch die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten der Kontakt zur Nachbarschaft nicht mehr so intensiv ist wie früher. Damals wurden auch die Ehepartner in der näheren Nachbarschaft gesucht.

Über die früheren Hausnamen gibt es wenig schriftliche Aufzeichnungen. Die Unterstützung der Gemeinde Rennertshofen und die Einwohnerverzeichnisse des Landratsamtes Neuburg-Schrobenhausen halfen bei der Recherche. Steib stützte sich jedoch hauptsächlich bei seinen Nachforschungen auf Gespräche mit Rennertshofener Bürgern aus deren Kindheit und seine eigenen Erinnerungen. Die Namen müssen jetzt gesammelt werden, damit sie nicht verloren gehen. Sie seien wichtiger Bestandteil unserer Volkskultur und Quelle für Sprachwissenschaftler.

Hausnamen sind nicht – wie der Begriff zuerst vermuten lässt – Bezeichnungen für Häuser sondern für Personen, Familien und Hausgemeinschaften. Darüber hinaus gibt es auch Häusernamen, die ein Haus, Anwesen oder einen Hof bezeichnen. Hier nennt Steib das Vikarhaus, die Alte Schule sowie die Angermühle und das Armenhaus, die beiden letzten Gebäude gibt es nicht mehr. Namen von Gastwirtschaften wurden ebenfalls als Häusernamen verwendet.

Wie Hausnamen gebildet werden, verdeutlicht Steib anhand ausgewählter Beispiele und früheren Zeichnungen des verstorbenen Rennertshofener Malermeisters Ernst Eisenhofer. Es kann der Familienname sowie die Berufsbezeichnung des Bürgers einbezogen werden, eine Mischung aus beiden ist ebenfalls möglich. Beim Schmied-Beck heiratete der Urgroßvater von Otto Engelhard, Georg Beck, in Rennertshofen auf dem Anwesen ein. Dort befand sich eine Schmiedewerkstatt, so entstand der "Schmied-Beck". Dieser Hausname ist ein Beispiel dafür, dass die mündliche Weitergabe zu verschiedenen schriftlichen Aufzeichnungen führt. So fand Steib die ähnlichen Namen "Schmibeck" und Schidbeck" in Dokumenten. Der Jung-Beck hat nichts mit Otto Engelhard zu tun. Der Urgroßvater von Dora Hartmann, geborene Burzler, war in das Anwesen neben dem Rathaus eingezogen, auf diesem befand sich eine Bäckerei. Nachdem es in Rennertshofen mehrere Bäckereien gab, und die Burzlers damit ebenfalls begannen, war dies der junge Bäcker und somit der "Jung-Beck". Eine Unterscheidung innerhalb einer Familie war ebenfalls notwendig, wenn unterschiedliche Berufe in einer Linie vertreten waren. So betrieb der "Obere-Markmiller" – auch "Stoff-Markmiller" genannt – ein Textilgeschäft und Georgs Bruder Wilhelm Markmiller wurde wegen der Eisenhandlung "Eisen-Markmiller" genannt. Spitznamen und Übernamen trugen auch zur Bildung von Hausnamen bei, zum Beispiel "Chinesen-Sepp", "Planeten-Sepp" oder "Tarre Tarre". Schließlich beeinflusste der örtliche Dialekt die Bildung der Namen. Im Elternhaus des verstorbenen Malermeisters Ernst Eisenhofer im Schlosshof befand sich eine Töpferscheibe, die zur Herstellung von Töpfen und Ofenkacheln benutzt wurde. Nachdem im bayerischen Sprachgebrauch der Topf auch als "Hofa" bezeichnet wird, war der Name "Hofner" entstanden.

In der heutigen Zeit werden lediglich folgende Bezeichnungen noch verwendet: Vikarhaus, Welschbräu, Schmied-Beck, Jung-Beck, Eisen-Markmiller.

Steib hat sich im Laufe seiner Ermittlungen mit dem "Virus Geschichte" infiziert und wird seine Arbeit fortführen. Daher bat er die knapp 60 Anwesenden, deren Durst nach Wissen nach dem Vortrag noch nicht gestillt war, um ihre Mithilfe und Unterstützung. Kreisheimatpfleger Veit bedankte sich beim Historischen Verein für die hervorragende Arbeit und bot seine jederzeitige Unterstützung an. Vorsitzender Fürmann blickte bereits in das kommende Jahr. Horst Schwark wird eine Führung durch die Mauerner Höhlen organisieren und Guy Graf von Moy wird im Pfarrstadel Stepperg über die Kurfürstin Leopoldine referieren. Recherchen zum Asylkindergarten Stepperg laufen auf Hochtouren, hier erhofft sich der Verein Unterstützung der Bürger mit Bildern und persönlichen Berichten.