Pfaffenhofen
Wie China seinen Handel mit Europa stärken will

Experte Bisle-Müller spricht in Pfaffenhofen über die "Neue Seidenstraße"

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Über den Aufstieg Chinas und seine "Neue Seidenstraße" sprach am vergangenen Sonntag im Hofbergsaal Hansjörg Bisle-Müller (Foto) von der Deutsch-Chinesischen Freundschaftsgesellschaft vor 30 Zuhörern. Veranstalter waren die "Freunde von Valjevo".

Mit 1,4 Milliarden Menschen ist China das bevölkerungsreichste Land der Erde. In wenigen Jahrzehnten ist es dem Land gelungen, zu einer auch technologisch führenden Wirtschaftsmacht aufzusteigen. Davon profitieren, wie Bisle-Müller ausführte, die abhängig Beschäftigten. Deren Realeinkommen haben sich seit 2005 verdreifacht und erreichten mittlerweile ein Niveau wie in Teilen Südeuropas. Dieser anhaltende Aufschwung zeige sich etwa an der steigenden Zahl Chinesen, die sich einen Auslandsurlaub leisten können.

Mit einem gewaltigen Investitionsprogramm von 1000 Milliarden Dollar möchte die Volksrepublik China jetzt das Straßen- und Eisenbahnnetz, Schifffahrts- und Luftfahrtlinien, Pipelines und Informationsnetzwerke nach Europa, seinem größtem Handelspartner, ausbauen. Entlang der diversen Land- und Seerouten dieser "Neuen Seidenstraße" sollen Industrie- und Handelszentren entstehen und den Ländern im Mittleren und Nahen Osten, Nordafrika, auf dem Balkan und Osteuropa einen starken Wachstumsimpuls und damit mehr politische Stabilität bringen, so der Referent. Eine wichtige Rolle bei der Finanzierung der einzelnen Projekte werde die 2014 von Peking gegründete "Asiatische Infrastruktur- und Investmentbank" spielen. An ihr haben sich gegen den Widerstand der USA auch Deutschland, Frankreich und Italien beteiligt. Das Projekt "Neue Seidenstraße" solle auch Vertrauen und politische Zusammenarbeit der beteiligten Länder stärken. Mittlerweile, so Bisle-Müller, haben sich fast 70 Staaten zur Teilnahme entschlossen. Zu den Grundsätzen, auf die sich die Staaten für ihre Zusammenarbeit geeinigt haben, gehöre, dass sie zum gegenseitigen Nutzen sein muss und dass sie untereinander ihre politischen und kulturellen Unterschiede akzeptieren.

Auch das Thema Menschenrechte kam bei der Diskussion zur Sprache. Der Experte sagt, dass in China die sozialen Rechte auf Arbeit, Wohnung, soziale Sicherheit im Vordergrund stehen. Nach Verabschiedung eines modernen Zivil- und Strafrechts, an dem auch deutsche Professoren mitgewirkt hätten, sei jedoch bei den individuellen Freiheitsrechten oder bei den Rechten der Frauen, ein ständiger Fortschritt zu beobachten. ‹ŒFoto: Jürgen Franke