Ingolstadt
Wie ansteckend ist Hepatitis B?

11.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:05 Uhr

Andreas Meier ist Leitender Oberarzt der Inneren Medizin. Auf dieser Station werden Patienten behandelt, die mit Hepatitis B ins Klinikum müssen. - Foto: Klinikum

Ingolstadt (DK) Der Leitende Oberarzt der Inneren Medizin am Klinikum, Andreas Meier, gibt Antworten auf drängende Fragen.

Wir haben mittlerweile einen zweiten bekannten Fall von Hepatitis B in einer Asylbeweberunterkunft im Raum Ingolstadt. Wie ansteckend ist die Krankheit?

Andreas Meier: Sie kann eigentlich durch normale Körperkontakte nicht übertragen werden. Die meisten Übertragungen erfolgen entweder schon bei der Geburt, wenn die Mutter infiziert ist, oder aber durch Bluttransfusionen und durch Geschlechtsverkehr.

 

Eine Übertragung über Tröpfcheninfusion, etwa bei einer Unterhaltung, ist also nicht möglich?

Meier: Nein.

 

Es gibt ja verschiedene Formen von Hepatitis. Ist jede Form ansteckend?

Meier: Die verschiedenen Formen von Hepatitis haben unterschiedliche Übertragungswege. Sie sind im Prinzip alle ansteckend, aber unterschiedlich. Hepatitis A wird im Gegensatz zu Hepatitis B fäkal-oral übertragen, ist von Mensch zu Mensch übertragbar.

 

Weltweit ist Hepatitis B weitverbreitet. Wie häufig sind Asylbewerber daran erkrankt?

Meier: Asylbewerber sind häufig erkrankt, einen genauen Prozentsatz kann ich aber nicht nennen. Aber zur Einschätzung ein paar allgemeine Zahlen: Weltweit sind fünf Prozent der Menschen Hepatitis-B-Virusträger. In Zentralafrika und China sind es über acht Prozent, in Nordafrika und Osteuropa zwei bis sieben Prozent, in Syrien zwei Prozent und in den übrigen Gebieten unter zwei Prozent. In Deutschland sind 0,6 Prozent der Menschen Hepatitis-B-infiziert. Das heißt, von 1000 Deutschen sind sechs Hepatitis-B-Virusträger. Von diesen geht die gleiche Ansteckungsgefahr aus wie von Asylbewerbern, nur, dass diese eben häufiger Hepatitis-B-positiv sind.

 

Geht in Gemeinschaftsunterkünften eine Gefahr für die Mitbewohner aus, wenn ein Asylbewerber erkrankt ist?

Meier: Meiner Meinung nach nicht.

 

Infizierte müssten dann auch nicht sofort isoliert werden?

Meier: Nein. Patienten mit einer chronischen Hepatitis B sind nicht meldepflichtig. Sie müssen auch nicht isoliert werden. Eine akute Hepatitis dagegen muss dem Gesundheitsamt gemeldet werden, ist aber auch nicht von Mensch zu Mensch ansteckend, sondern nur über Blut oder Geschlechtsverkehr.

 

Wie können sich Ehrenamtliche, die in Asylbewerberunterkünften tätig sind, schützen? Wie sollen sie sich verhalten?

Meier: Meiner Meinung nach besteht für die Leute keine Gefahr, sich mit Hepatitis B zu infizieren, wenn sie bestimmte Dinge beachten, etwa Handschuhe tragen. Es wird ja nur durch Blut und Geschlechtsverkehr übertragen.

 

Wenn ein Infizierter blutet?

Meier: Dann könnte sich der Helfer infizieren, wenn er eine offene Wunde hat.

 

Es gibt eine Impfung gegen Hepatitis B. Wer sollte sich impfen lassen, ab wann ist man geschützt?

Meier: Wir im Krankenhaus sind alle gegen Hepatitis B geimpft. Ich bin vor 30 Jahren als Student grundimmunisiert worden, mein Schutz hält seitdem an. Die STIKO (ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts, d. Red.) empfiehlt die Impfung für Personen mit erhöhtem beruflichen Risiko, etwa medizinisches Personal, und für Säuglinge und Kinder, für Kontaktpersonen zu Infizierten sowie für Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern. Flüchtlingshelfer gehören sicher auch zur Risikogruppe. Der Impfschutz beginnt zwei bis vier Wochen nach der ersten Impfung. Es wird empfohlen, vier bis acht Wochen nach der Impfung eine Messung der Antikörper gegen Hepatitis-B-Viren durchzuführen, einen sogenannten Antikörpertiter. Man sieht anhand der Blutwerte, ob die Impfung erfolgreich war.