Widerstand gegen Pfadfinder

08.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:58 Uhr

Bolzplatz mit Geschichte: Der siebenjährige David (links) und sein Bruder Jonas (11) spielen regelmäßig auf dem Fußballfeld hinter dem umstrittenen Pfadfinderheim in der Odilostraße. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der Widerstand gegen das umstrittene Jugendheim der Alfons-Liguori-Pfadfinder in der Odilostraße ist nicht erlahmt. Weil das Haus in Ringsee angeblich zu selten genutzt wird, so ein neuer Vorwurf, solle die Stadt nun von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch machen.

Martin Waldstein lässt nicht locker: "Ich will keinen Bürgerschaftskrieg", betont der Anwohner in der Odilostraße. Dennoch meldete sich der Familienvater auch kürzlich wieder bei der Bürgerversammlung Südost zu Wort: Nach seinen Beobachtungen stünden die 2005 errichteten Container, die das Jugendheim der Alfons-Liguori-Pfadfinder beherbergen, häufig leer. "Manchmal sehen wir vier Wochen lang nichts", sagt Waldstein. Die Zahl der Kinder und Jugendliche, die zu den Gruppenstunden der Pfadfinder kommen, sei von Jahr zu Jahr kleiner geworden. "Wenn das Jugendheim nicht genutzt wird, soll es wieder weg", fordert der Nachbar daher.

Rückblende: Als im Frühjahr 2005 die Pläne für den Bau des Container-Komplexes bekannt wurden, sprachen sich zahlreiche Anwohner gegen das Projekt aus. Die Nachbarn wollten damals vor allem den beliebten Bolzplatz an dieser Stelle erhalten. Zudem wurde befürchtet, dass das Pfadfinderheim auch über die Maßen für andere Zwecke genutzt werde. Dem DK lag damals sogar eine Liste mit mehr als 100 Unterschriften von kritischen Anliegern vor.

Die Kritik fand ihren Niederschlag in dem Pachtvertrag, den die Stadt schließlich mit dem Freundeskreis abschloss. Ein Sonderkündigungsrecht in der Vereinbarung, die bis 2015 gilt, soll zum Beispiel sicherstellen, dass das Jugendheim nicht zweckentfremdet wird. Der benachbarte Schlittenberg wurde erhalten, das verkleinerte Fußballfeld um ein paar Meter versetzt. Der Bitte der Anwohner, um den städtischen Platz einen Fangzaun zu ziehen, wurde allerdings bis heute nicht nachgekommen. Für Martin Waldstein ist dies jedoch dringend nötig, denn Bälle landen immer wieder in einem nahe gelegenen Bewässerungsgraben.

Der ehemalige Pfadfinderbetreuer Robert Koller vom Alfons-Liguori-Freundeskreis, der diese Funktion aus pädagogischen Gründen an ältere Jugendliche übergeben hat, ist von den Vorwürfen überrascht. "Wir haben keine Probleme mit den Anwohnern", hebt Koller hervor. Um den Pfadfindern unnötige Fahrten zu ersparen, fänden alle Gruppenstunden konzentriert am Dienstag statt. Etwa 50 Kinder und Jugendliche seien derzeit in insgesamt drei Gruppen angemeldet; zum harten Kern zählten 30 Pfadfinder. Das "offene" Angebot – von Gruppenspielen im Freien über Basteln bis zu gemeinsamen Ausflügen – werde auch von konfessionslosen Mädchen und Jungen genutzt. Einmal im Monat, so Koller, setze sich der Freundeskreis auch für die Erwachsenenbildung ein, meist im Rahmen eines Bibelabends.

Bei einer Umfrage unter Anwohnern der Odilostraße trauerten manche der Zeit nach, als am südöstlichen Stadtrand noch eine "kleine Wildnis" für die Kinder und Jugendlichen bestand. Obwohl das Gelände geschrumpft ist, werde es jedoch durchaus genutzt. Gründe zum Klagen nannte niemand. Im Gegenteil: "Ich sehe überhaupt kein Problem", meint Jutta Kornprobst, deren Söhne regelmäßig die Pfadfinderstunden besuchen.