Hilpoltstein
Widerstand gegen Kanalsanierung in Zell

Freie Wähler monieren Zeitpunkt und Höhe der Kosten – SPD und CSU setzen sich in der Abstimmung durch

17.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:25 Uhr

Hilpoltstein (mes) Bisher ist die Sanierung der Kanäle und Wasserleitungen in Hilpoltstein weitgehend reibungslos verlaufen. Nun ist der Ortsteil Zell an der Reihe. Am Donnerstagabend stand im Stadtrat die Billigung der Planung auf der Tagesordnung. Und da regte sich Widerstand. Man solle die Beschlussfassung verschieben, beantragte Gerhard Schwing (FW). Als einziges Stadtratsmitglied Zells hat er auch das Amt des Ortssprechers inne.

Es gebe noch offene Fragen, so Schwing. Beispielsweise über die Kostenbeteiligung der Bürger: „Die sind nicht ohne, die Bürger sind aufgeregt, wie sie das schultern sollen.“ Deshalb regte er an, wie in Jahrsdorf eine Ortsbegehung an, um Einsparmaßnahmen auf den Weg zu bringen. „Es geht darum, den Bürger mitzunehmen“, sagte Schwing, der auch den Zeitpunkt der Sanierungsarbeiten infrage stellte. Dabei verwies er auf eine Aussage des Bauamts, dass die Zeller Kanalisation „in einem besseren Zustand als erwartet“ sei. Das sei zwar richtig, so Bernhard Kößler, allerdings wenn man eine Kamerabefahrung gemacht habe und Mängel sieht, dann packe man diese auch an. Dabei gehe man Ortsteil für Ortsteil vor.

Für den Fraktionssprecher der FW, Michael Greiner, stellt dies keinen ausreichenden „Handlungsdruck“ dar. Er möchte deshalb zunächst das „Wissen der Bürger abgreifen“. Die Stadt habe eine hohe Schlagzahl bei den Investitionen, „ist das notwendig“. Die Sanierung der Kanäle müsse gemacht werden, aber im Rahmen der Möglichkeiten. „Wir sparen nichts, wenn wir sparen“, entgegnete Bürgermeister Markus Mahl (SPD). Auch werde dort, wo kein dringlicher Bedarf sei, nichts gemacht.

Ingenieur Klaus Eff erläuterte dazu die Probleme in Zell. Zum einen ist es der Zustand der alten Betonröhren. In diese wurden Hausanschlüsse oft unsachgemäß eingeschlagen und Wurzeln wachsen durch. An manchen Stellen sind sie auch nicht mehr dicht. Dazu kommt, dass an einigen Stellen die Hydraulik nicht passt und das Wasser nicht korrekt abfließt. Im Bereich des Löschwasserteichs dringt zudem zusätzliches Fremdwasser ein. Wobei der Fremdwasseranteil mit durchschnittlich 38 Prozent nur wenig über den vorgeschriebenen 25 Prozent liegt.

Was soll gemacht werden? Auf einer Länge von knapp 600 Metern werden Schmutz- und Mischwasserkanäle erneuert, ebenso 30 Hausanschlüsse. Neu gebaut werden rund 240 Meter Drainage- und Regenwasserkanäle. Inlinersanierungen (in die Rohre werden Kunststoffschläuche eingezogen) sind auf einer Länge von 450 Metern geplant. Dazu kommen 110 Sanierungen per Roboter, 5 Kanalsanierungen in offener Bauweise, 45 Schachtsanierungen und neue Schächte. Inklusive der Sanierung der Straße im Bezirk K und 235 Meter Wasserleitungen rech-net Klaus Eff mit Kosten in Höhe von 1,25 Millionen Euro.

Die Gemeinde wird dies nicht alleine schultern, es werden auch die Bürger zur Kasse gebeten. Betroffen sind vor allem die Straßen F, G, H und K. Den größten Anteil haben wohl die Bürger in der Straße K zu schultern. Denn dort wird neben einem 25-prozentigen Anteil am Fremdwasserkanal auch der Straßenausbaubetrag fällig. Laut Bürgermeister Markus Mahl (SPD) werden Schmutzwasser- und Fremdwasserkanal sowie die Wasserleitung saniert. „Da bleibt nicht viel übrig von der Straße.“ In den anderen Straßen wird vornehmlich der 25-prozentige Anteil der Inlinersanierung der Mischwasserkanäle fällig.

„Das ist keine Luxussanierung, das ist ein ganz normales Verfahren – wie in allen anderen Straßen wie Talstraße, Hochfeld oder Bahnhofstraße“, so Mahl. Vergleichbar mit Jahrsdorf sei Zell nicht, denn dort ging es um vornehmlich um die Gehwege, in Zell würde die Straße wieder so hergestellt, wie sie war – und bei der Sanierung von Wasserleitungen und Kanälen haben Bürger kein Mitspracherecht.

Letztlich lehnten 14 CSU- und SPD-Mitglieder gegen 7 FW-Mitglieder ein Verschieben der Entscheidung ab und billigten die Planung. Starten soll die Kanalsanierung noch heuer.