Eichstätt
Widersacher Luthers

Bischof Gabriel von Eyb veröffentlichte als erster die Drohungsbulle des Papstes

07.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr

Das Epitaph, das an Bischof Gabriel von Eyb im Dom zu Eichstätt erinnert, stammt von Loy Hering. - Foto: Schneider

Eichstätt (EK) Gabriel von Eyb galt als einer der gebildetsten Bischöfe seiner Zeit, als umsichtiger Politiker und bedeutender Humanist. Andererseits wurde er zum aktiven Gegner Martin Luthers und der Reformation, der 1520 als erster deutscher Bischof die päpstliche Bannandrohungsbulle gegen die Reformatoren veröffentlichte. Mit ihm endet heute die Vorstellung von Persönlichkeiten aus unserem Raum, die die Reformation entscheidend mitgeprägt haben.

1455 im Schloss Arberg bei Ansbach geboren, war er früh für die geistliche Laufbahn bestimmt, weshalb er ab 1471 weltliche und kirchliche Rechtswissenschaften an den Universitäten Erfurt, Ingolstadt und Pavia studierte. 1496 wurde Gabriel von Eyb, der sich seit 1485 als Rat und Diplomat bewährt hatte, durch das Eichstätter Domkapitel einstimmig zum 52. Bischof gewählt. Sein Regierungsantritt im Jahr 1497 fiel in eine Zeit des geistigen wie gesellschaftlichen Umbruchs vom Mittelalter in die Neuzeit. Er war zum Zeitpunkt seiner Weihe 42 Jahre alt, gereift durch Lebenserfahrung und geprägt durch seine mehrjährige Begegnung mit einem bereits moderneren Italien. Offensichtlich war er keine Kämpfernatur, seine Persönlichkeit wird als um- bis vorsichtig geschildert. Andererseits war Bischof Gabriel wie seine Vorgänger eine Herrscherpersönlichkeit, die konsequent den Übergang zum absolutistischen Territorialstaat und damit den Ausbau einer weltlichen Herrschaft im Sinne der Herrschaftsprinzipien der Renaissance betrieb. Wie seine beiden Vorgänger widmete sich Bischof Gabriel der Kirchenreform, auch wenn die Erneuerungsbewegung bald zunehmend im Zeichen der Abwehr der Reformation Martin Luthers stand.

Gabriel von Eyb stand, sicherlich geprägt durch seinen Onkel, den Humanisten Albrecht von Eyb, in regem Kontakt mit bedeutenden Gelehrten seiner Zeit, wie seinem Vetter Bernhard Adelmann von Adelmannsfelden und dem Prior des Augustinerchorherrenstiftes Rebdorf Kilian Leib, mit dem ihn bis zu seinem Lebensende innigste Freundschaft verband. Bischof Eyb setzte die umfangreiche Baupolitik seiner baufreudigen Vorgänger fort, darf jedoch insbesondere als bedeutender Kunstkenner und Förderer der schönen Künste gelten, wozu sicherlich seine Berührungen mit der Kunst der Antike und Renaissance in Italien beigetragen hatten. Für den Dom stiftete er 1514 die Sitzfigur des heiligen Willibald und machte Eichstätt durch die Ansiedlung des Bildhauers Loy Hering zu einem der Bildhauerzentren der Renaissance in Deutschland.

Insbesondere der Bauernaufstand von 1525 bedeutete einen tiefen Einschnitt in die Regierungszeit Bischof Gabriels. Einerseits hatte der zunehmende Ausbau der fürstbischöflichen Landesherrschaft empfindliche Autonomieverluste für die ländlichen Gemeinden bedingt, andererseits führten hohe grundherrliche Abgaben zur schlechten wirtschaftlichen Lage der bäuerlichen Bevölkerung. Ein weiterer schwerwiegender Auslöser für den Aufstand der Bauern war der übergroße Wildbestand in den Jagdgebieten der Fürstbischöfe, unter denen die Landbevölkerung zu leiden hatte. Die Aufstände hatten sich Jahre zuvor angekündigt, eskalierten jedoch im Frühjahr 1525 bei Obermässing nahe Greding, wo sich etwa 8000 Aufständische sammelten und die Umgebung plünderten und verwüsteten. Der Aufstand wurde durch das Eingreifen weltlicher Fürsten, unter anderem des bayerischen Herzogs Wilhelm IV., blutig niedergeschlagen, wobei sich Bischof Gabriel angesichts der harten Strafaktionen zurückhaltend bis ablehnend zeigte.

Das einschneidendste Ereignis jedoch war der Ausbruch der Reformation. Eyb hatte den Vizekanzler der Universität Ingolstadt, den Theologieprofessor Johannes Eck, durchaus ergebnisoffen interessiert beauftragt, dessen Bedenken gegen Luthers Thesen schriftlich zu formulieren. Obwohl nur zum persönlichen Gebrauch des Bischofs bestimmt, gelangten sie durch die Indiskretion seines Vetters Bernhard Adelmann von Adelmannsfelden über Nürnberg in die Hände Luthers. Als Ergebnis entwickelte sich der erbitterte und ins endgültige Zerwürfnis mündende Diskurs zwischen Eck und Luther. Aus des Bischofs anfänglichem Zögern wurde ein striktes Eintreten für die katholische Kirche, auch wenn Eyb sich seinem Vertrauten Kilian Leib gegenüber zu einer Mitschuld der Bischöfe an der Ausbreitung der Reformation bekannte. Der Fürstbischof konnte zwar verhindern, dass das Hochstift von der Reformation erfasst wurde, aber weite Teile seiner Diözese gingen der alten Lehre verloren.

Am 1. Dezember 1535 starb Bischof Gabriel von Eyb, drei Monate nach seinem 80. Geburtstag und nach fast 39 Jahren auf dem Eichstätter Bischofsstuhl. Er wurde im Ostchor des Domes bestattet.