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Wider die behäbige Stadt

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

In seinem Geschäft "Found. by Markus" in der Plobenhofstraße präsentiert Tobias Markus seine liebsten Fundstücke auf drei Etagen. Jetzt ist er im Quelle-Heizhaus auf eine kreative Goldader gestoßen.

Markus bereitet dem Heizhaus-Kollektiv ab heute eine Bühne mitten in der Stadt. Im Zentrum stehen dabei die Glasarbeiten von Tobias Witt.

Warum wollten Sie die Glasvasen von Tobias Witt unbedingt in Ihrem wundervollen "Zuhause" zeigen?

Markus: Die außergewöhnliche Form der Vasen hat mich sofort fasziniert. Die Herangehensweise von Tobias Witt ist ebenfalls einzigartig. Er hat sich nicht mit dem Ziel an die Arbeit gemacht, eine Vase zu entwerfen. Seine Technik hat die Form vorgegeben. Aus dieser Art des Arbeitens entsteht ein schönes Objekt, weil er sich konsequent der Technik unterordnet. Dieses Tunken, wie er seine Technik nennt, tut etwas mit dem Glas. Ich habe das in der Art und Weise noch nie gesehen.

Welche Ziele verfolgen Sie konzeptionell mit dem "Heizhaus-Kollektiv"?

Markus: Mein Plan ist, einer Gruppe von Menschen, die in Nürnberg eine Ausnahmestellung haben, eine Plattform zu geben. Mir geht es darum zu zeigen, dass es in Nürnberg diese Qualität an Kreativität gibt.

Hatten die Nürnberger dafür weder Augen noch Ohren?

Markus: Ich will die Kreativen aus den Rändern der Stadt ins Zentrum holen. Nürnberg ist durch seine Stadtmauern klar abgegrenzt. Es fehlt der fließende Übergang zwischen Innen- und Außenstadt. Es gibt keine Subzentren. Es gibt sehr wenig Bewegung von innen nach außen und umgekehrt.

Muss sich Nürnberg dahingehend verändern? Immerhin will die Stadt als Europäische Kulturhauptstadt werden.

Markus: Die Historie ist sehr dominant. Das ist das Aushängeschild und an sich nichts Schlechtes. Das soll auch weiterhin bestehen bleiben. Aber ich finde, das kann es alleine langfristig nicht sein.

Sie übernehmen eine Avantgarde-Rolle, um die Stadt aus ihrer Lethargie zu erlösen?

Markus: Das offizielle Nürnberg ist einfach zu behäbig und zu restriktiv in der alltäglichen Gestaltung der Stadt, und versucht das durch kurzfristige, pompöse Events im Stadtzentrum unsichtbar zu machen. Ich möchte, dass aus diesem Kreativpool, der sich in dem Quelle-Heizhaus befindet, etwas Großartiges entsteht.

Das Gespräch führte

Nikolas Pelke