Eichstätt
"Wichtiges Zeichen der Zukunftsmusik"

Eichstätter Christen begehen Auferstehung Jesu Tauffeier von Anna Sophia Demeter im Dom

17.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:18 Uhr

Am fast zwei Meter vom Eichstätter Domplatz aus in den Himmel lodernden Osterfeuer entzündete Bischof Gregor Maria Hanke die Osterkerze. Das Licht verteilten die Ministranten an die Gläubigen im voll besetzten Dom. Foto: Schneider

Eichstätt (EK) Mit feierlichen Gottesdiensten begingen die Christen in Eichstätt am Wochenende die Auferstehung Jesu. Im Dom brach Bischof Gregor Maria Hanke bei der Osternacht eine Lanze für die Kindertaufe. Während der Feier spendete er der vier Monate alten Anna Sophia Demeter das Sakrament.

Diakon Michael Krämer trug die aus echtem Bienenwachs hergestellte und in der Abtei St. Walburg von Schwester Caritas Dirr verzierte Osterkerze in den dunklen Dom. Bischof Gregor Maria Hanke hatte sie zuvor auf dem Domplatz am Osterfeuer entzündet - zweimal, weil der Wind sie zunächst ausgepustet hatte. Hunderte Kerzen erhellten dann das Gotteshaus, nachdem Ministranten das Licht an die vielen Gläubigen verteilt hatten. Bischof Hanke erinnerte an die Auferstehung Jesu und sagte: "Die Kirche in der ganzen Welt hält diese Nacht heilig: Sie lädt ihre Söhne und Töchter, wo immer sie wohnen, ein, zu wachen und zu beten."

In einer sehr persönlich gehaltenen Predigt wandte sich der Oberhirte an die Familie des Täuflings: Die vier Monate alte Anna Sophia Demeter empfing in der Osternacht die Taufe - während an zehn anderen Orten der ganzen Diözese Erwachsene in die Kirche eingegliedert wurden. Das kleine Mädchen ist die zweite Tochter des Sekretärs von Bischof Hanke, Markus Demeter, und dessen Frau Katharina, die vormals Chefsekretärin war. Hanke brach in der Ansprache eine Lanze für die Kindertaufe, die immer wieder der Kritik ausgesetzt sei. Sie sei aber eine freie Entscheidung. Er verglich sie mit Elternentscheidungen für Kindergarten oder Schule: Diese, so seien Eltern überzeugt, dienten dem Wohl des Kindes. So sei es auch mit der Taufe. Letztlich müsse man das Reich Gottes - auch später im Erwachsenenalter - immer als Geschenk annehmen und sich immer wieder neu dafür entscheiden, sagte der Bischof.

Er dankte den Demeters, dass sie auch bei ihrem zweiten Kind - Sohn Jakob wurde 2015 in der Osternacht getauft - für das Sakrament entschieden haben: "Ihr Familien seid zuständig, dass in der Kirche etwas nachwächst, was Hand und Fuß hat." Dass die Demeters nun auch ihr zweites Kind in der Osternacht haben taufen lassen, hat für sie eine Symbolkraft, sagte der zweifache Familienvater Markus Demeter am Rande der Feier: "Das heute ist ein hervorgehobener Tauftermin von Alters her und für uns ist das eine Ehre, unsere Tochter heute hier vom Bischof taufen lassen zu dürfen." Weil das kleine Mädchen die Feier über immer wieder lautstark auf sich aufmerksam machte, sagte der Bischof an die Gläubigen gewandt: "Stört Sie das Schreien? Mich nicht. Im Gegenteil, es ist für mich ein wichtiges Zeichen der Zukunftsmusik in unserer Kirche."

Wenige Stunden nach den Katholiken feierten die evangelischen Christen Auferstehung: Sie kamen am frühen Ostersonntagmorgen zusammen. Konfirmand Philipp Dräger trug die Osterkerze in die gut besuchte Kirche, Kirchenvorsteherin Dr. Ute Pittrof stimmte dreimal den Ruf "Christus, Licht der Welt" an. Pfarrer Sieghart Schneider veranschaulichte die Osterbotschaft mit einer Fesselmeditation. Jeder Gottesdienstbesucher hatte dafür am Eingang eine Schnur bekommen. Mit ihr fesselten alle symbolisch dem jeweils rechten Nachbarn die Hände. So konnte jeder nachempfinden, was es bedeutet, gefesselt zu sein, und nicht mehr das tun zu können, was man will. Im Leben gebe es viele Fesseln, sagte Schneider: sichtbare, wie die des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel, und unsichtbare, wie die Bindung an Geld, Besitz oder Alkohol.

Jesus sprenge an Ostern Fesseln. Selber könne man sie nicht lösen. "Jesus Christus hat sie uns Menschen abgenommen. Mit der Auferstehung reißen die Stricke des Todes entzwei." Der Osterglaube mache sichtbar: "Das Leben ist stärker als der Tod. Die Liebe größer als Ablehnung und Hass." Pfarrerin Edina Negele predigte im Festgottesdienst am Ostertag am Beispiel eines Schmetterlings über den lebenslangen Verwandlungsprozess, der ein Christenleben prägt.

Bischof Hanke richtete im Hochamt die Osterbotschaft an die Gläubigen. Er ermutigte sie, die Welt und Gesellschaft mitzugestalten, gerade in einer Zeit, die von Angst geprägt sei. "Wir erleben global einen wachsenden Egoismus in vielfältiger Ausformung wie Nationalismus, Protektionismus, als Suche nach ökonomischer Vorherrschaft und eigennütziger Sicherung von Ressourcen." Durch Kreuzestod und Auferstehung habe Jesus die Grenzen der Endlichkeit überwunden: Davor müsse man sich nun nicht mehr ängstigen. "Für den österlichen Menschen öffnet sich das Leben nach vorne. Zugleich gewinnt das Leben vor und in den Grenzen der Endlichkeit neue Kraft, die Hoffnung. Ostern ist Durchblick, die Sehkraft heißt Hoffnung."