Kösching
"Wichtiger als das Haus sind die Menschen"

Klinik Kösching feiert 50-jähriges Bestehen mit einem vielfältigen Tag der offenen Tür - trotz Finanzsorgen

13.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:58 Uhr
Patient und Ärzte bei der Kniespiegelung waren Dummies. Umso lebhafter schilderte Elke Albrecht - hier mit Drainage-System in der Hand - den Eingriff. −Foto: Kügel

Kösching (DK) Am Sonntag feierte die Klinik Kösching ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür, der den Gästen einen Blick in viele Bereiche des Krankenhauses sowie Informationen und Vorträge rund um Therapie und Vorsorge bei Krankheiten bot.

 


Wenn ein Krankenhaus Geburtstag feiert, kann man nicht einfach mal den Laden zusperren. "Wir haben uns bewusst entschieden, uns nicht abzumelden", sagt Betriebsdirektorin Irina Bader. Und so herrscht auch an diesem Sonntag in der Notaufnahme reger Echtbetrieb, lange bevor der Festtag von Regionaldekan Johannes Hofmann aus Neustadt mit einem Gottesdienst in der Klinikkapelle eröffnet wird. Gottes Segen wünscht der Geistliche dem Haus mit seinen Patienten und Beschäftigten, aber auch denen, die politisch dafür Verantwortung tragen. "Und du wirst sehn, wie Wunder geschehn", heißt es im Schlusslied der Flotten Töne aus Oberdolling.

 

Dass das frühere Kreiskrankenhaus Kösching Segen, ja Wunder brauchen könnte, hört man aus den Begrüßungsreden heraus. Auch wenn Betriebsdirektor Marco Fürsich aus Eichstätt, der in Vertretung für seinen erkrankten Kollegen Alfred Schimmer die Veranstaltung eröffnet, zunächst auf die "vielfältigen Entwicklungen und Erfolge" verweist. So seien aus anfänglich zwei Abteilungen inzwischen sechs geworden. Und statt 211 Vollzeitkräften kümmerten sich jetzt 315 um die Patienten: insgesamt 26000 pro Jahr und davon 10000 stationär. Die Besucher lädt er ein, trotz der aktuell diskutierten finanziellen Probleme, sich selbst ein Bild vom Haus zu machen.

Landrat Anton Knapp wird da schon deutlicher: "Die in Berlin sehen jeden Tag die große Charité und können gar nicht verstehen, wie wichtig ein 180-Betten-Haus in unserem Flächenlandkreis ist", schimpft er und fordert eine kostendeckende Bezahlung der Leistungen durch die Krankenkassen. "Es kann nicht Aufgabe des Landkreises sein, Betriebskostendefizit in Millionenhöhe zu tragen", sagt Knapp, legt aber gleichzeitig ein Bekenntnis zu Investitionen ab. "Wir haben zweimal den OP-Trakt saniert, 2014 die Intensivstation neu aufgebaut, 2016 den Röntgenbereich erneuert und das Katheterlabor gebaut und 2018 einen neuen Entbindungsbereich eröffnet", zählt der Landkreischef auf. "Wichtiger als die Hülle, sind die Menschen, mit ihrem Sachverstand, ihren Kenntnissen und ihrer Zuwendung zu den kranken Menschen", sagte Knapp verbunden mit einem Vergelt's Gott. "Die Klinik Kösching hat sich in den letzten 50 Jahren behauptet, sie wird sich auch in Zukunft behaupten", übt er sich in Zuversicht. Seine Landkreisbürger ruft er auf, die Dienste der Klinik Kösching zu nutzten und beim Tag der offenen Tür einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. "Auch in Bereiche, in die sie sonst nur mit Vollnarkose kommen", scherzt er.

Die zahlreichen Besucher, die an diesem spätsommerlichen Tag nach Kösching kommen, nutzen das Angebot gerne. Ein echter Hingucker bei den Führungen, die im Halbstundentakt im Foyer starten, ist natürlich der begehbare Dickdarm. Chefärztin Claudia Plesnar nutzt die Gelegenheit, um eine Lanze für Darmkrebsvorsorge zu brechen: "50 Prozent der Erwachsenen haben Divertikel, die Ärger machen können", warnt sie. Bei einer Spiegelung könnten dann auch gleich Polypen abgetragen werden.

Ihre Kollegin Ursula Caissier führt derweil eine Magenspiegelung an einem Dummy vor. Bei Darmspiegelungen sei es nicht mehr notwendig, zwei Liter Abführmittel zu trinken. "Von mir aus können Sie zu dem Mittel trinken, was sie wollen, auch Bier", sagt die Chefärztin. "Aber kein Dunkles", scherzt Monsignore Hofmann, der die Klinik sonst nur von Besuchen bei Patienten aus seiner Pfarrei kennt.

Dicht umlagert ist der Operationstisch im Schockraum, in dem eine Kniespiegelung simuliert wird. Georg Schneider aus Manching nutzt die Gelegenheit, sich zwischen zwei Führungen genauer nach den Erfolgsaussichten einer Knieoperation zu erkundigen. "Wir haben gute Ärzte", sagt Schwester Elke Albrecht. Die Erfahrung hat der 78-Jährige selbst schon gemacht. "2012 habe ich eine neue Hüfte bekommen, die passt hundertprozentig", verrät er gerne, bevor er weiter zur Diabetesberatung geht.

Diabetes-Assistentin Kristin Laber hat in einen Korb mit künstlichen Früchten eine Breze drapiert. "Brezen sind nichts für Diabetiker, weil sie den Blutzucker schnell erhöhen", erklärt sie. Sie hält aber auch nichts von veganer Ernährung. Genügend Eiweiß müsse sein; auch Milch und mal ein Stück Fleisch: "Die Mischung macht's. Schließlich ist der Mensch ein Allesfresser. " Fastenspeisen, schränkt sie zum Leidwesen der "Süßen" unter ihren Zuhörern ein, seien allerdings nichts für Diabetiker: zu viel Zucker und zu wenig Ballaststoffe.

Die Geräte der physikalischen Therapie im Keller wirken etwas antiquiert, erfüllen aber ihren Zweck, wie Claudia Rietzschel betont. "Krankengymnastik am Gerät" sei verschreibungsfähig und diene dem Muskelaufbau zum Beispiel nach Schulterverletzungen. Die sind schneller passiert, als man glaubt. Zum Beispiel bei Fahrradunfällen, wie dem, den das Rote Kreuz zusammen mit der First-Responder-Gruppe Oberdolling inszeniert: Zuschauer willkommen - ausnahmsweise!
 

Sebastian Kügel