Washington
WhatsApp komplett verschlüsselt

Kommunikationsdienst schafft mehr Datensicherheit Nun droht aber Ärger mit Behörden

06.04.2016 | Stand 02.12.2020, 20:00 Uhr

Foto: DK

Washington (AFP) Der weit verbreitete Kommunikationsdienst WhatsApp erhöht den Datenschutz für seine Nutzer: Für alle verschickten Nachrichten gelte nun die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, teilte das US-Unternehmen mit. Kritik dürfte nun von Sicherheitsbehörden kommen.

Mit dem Schritt können nur noch Absender und Empfänger auf die Inhalte ihrer Nachrichten zugreifen. Konkurrenten des zu Facebook gehörenden Dienstes wie etwa Hoccer aus Deutschland und Threema aus der Schweiz bieten schon länger die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an. Beide Anbieter hatten im vergangenen Jahr auch gute Noten von der Stiftung Warentest erhalten, während WhatsApp bei den Tests wegen Datenschutzmängeln schlecht abschnitt. Allerdings spielt WhatsApp mit rund einer Milliarde Nutzer weltweit in einer anderen Liga.

Nun zieht das Unternehmen nach und rüstet seine Applikation so um, dass Textnachrichten, Fotos und andere Inhalte ebenso wie Anrufe auf dem Gerät des Absenders verschlüsselt und erst beim Empfänger oder einer Gruppe von Empfängern wieder entschlüsselt werden.

"Niemand kann in diese Nachrichten schauen. Keine Hacker. Keine unterdrückenden Regimes. Nicht einmal wir", teilte der Dienst mit. Die Kommunikation werde nun so privat "wie eine Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht". Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung funktioniere in der neuesten WhatsApp-Version automatisch und könne nicht abgeschaltet werden.

WhatsApp-Mitgründer Jan Koum führte auch persönliche Gründe dafür an, dass der Schutz privater Kommunikation für ihn "einer der wichtigsten Punkte" sei. "Ich bin in der Sowjetunion aufgewachsen, und die Tatsache, dass Menschen nicht frei sprechen konnten, ist einer der Gründe, warum meine Familie nach Amerika ausgewandert ist."

Allerdings droht der Firma nun gerade mit den US-Behörden Ärger. Zuletzt hatte sich die US-Bundespolizei FBI mit Apple gestritten, weil sie die Entschlüsselung eines iPhones durchsetzen wollte, das von einem Attentäter benutzt worden war. Einer entsprechenden gerichtlichen Anordnung widersetzte sich Apple. Letztlich knackte das FBI das iPhone selbst.

Berichten zufolge ist Whatsá †App in den USA bereits in einen ähnlichen Streit mit Behörden verwickelt. Der Messenger-Dienst soll außerdem ebenso wie das Konkurrenzprodukt Telegram von den Attentätern benutzt worden sein, die im November in Paris 130 Menschen getötet hatten.

In den USA wird bereits über eine Gesetzesinitiative diskutiert, die Tech-Unternehmen verpflichten könnte, "Schlüssel" zu den Nutzerdaten in ihren Diensten vorzuhalten und für Ermittlungen herauszugeben. Kritiker fürchten, dass dies Hackern und autoritären Regierungen den Zugriff auf die Daten erleichtern würde.

Amnesty International begrüßte den Schritt von Whatsá †App. Es handele sich um "einen großen Sieg für die Menschenrechte" und einen "kräftigen Schub für die Fähigkeit der Menschen, sich auszudrücken und ohne Angst zu kommunizieren", erklärte Tanya O'Connell von Amnesty.