"Wetten, dass . .?" die Technik klappt

250 Mitarbeiter werkeln in Nürnberg an Aufbauten für die letzte Ausgabe der Show – Ein bisschen traurig sind sie schon

11.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:52 Uhr

Aufbauarbeiten in der Nürnberger Messehalle: Techniker auf einer Hebebühne testen die Beleuchtung für die Show - Foto: Pelke

Nürnberg (DK) Mehr Fernsehen geht nicht: Acht Kameras, 500 Scheinwerfer und 2500 Zuschauer werden morgen Abend dabei sein, wenn die allerletzte Ausgabe von „Wetten, dass . .?“ aus Nürnberg gesendet wird.

Seit Tagen sind 250 Mitarbeiter in der Messehalle damit beschäftigt, pünktlich bis zum Beginn der Show alles fertigzubekommen. Die Tribüne für die vielen Zuschauer steht schon. Kameramann Volker Schmidt kontrolliert derweil, ob die unzähligen Lampen unter der Decke richtig funktionieren. „Wir wollen unsere Stars natürlich ins rechte Licht rücken“, sagt der Kameramann und wirft einen kritischen Blick zum Bühnenhimmel.
 
Traurig ist der Kameramann schon, dass es mit dem allerletzten Urgestein des deutschen Fernsehens nicht mehr weitergeht. „Ich glaube, die Quote wurde von außen schlecht geredet. Der Markus Lanz hat wirklich einen tollen Job gemacht“, ist sich der Herr über die vielen Kameras sicher und schickt einen Kollegen mit dem Aufzug unters Dach. Freddy Schmidt schwebt langsam mit der Hebebühne nach oben. „Hier ist das Ding“, sagt der Mitarbeiter der Lichtmannschaft und hantiert an einem Scheinwerfer herum. „Ich bin schon seit 28 Jahren dabei. Schade, dass jetzt alles zu Ende geht. Mein Vater hat schon beim Frank Elstner bei der Show gearbeitet“, erzählt der Kölner und schaut ein bisschen traurig drein. „Die Show war die Lieblingssendung unserer ganzen Familie“, sagt Schmidt und rückt auf Befehl der Bodencrew einen Scheinwerfer zurecht.

Aus der Vogelperspektive erkennt man die ganze Dimension der 50 Meter langen Bühne. In der Mitte steht die berühmte Couch auf einer Drehbühne. Gleich dahinter befindet sich die große Showtreppe. Von dort wird Markus Lanz am Samstagabend zum allerletzten Mal hinunterlaufen. Auf der Couch werden die Größen des deutschen Showbusiness sitzen. Von Jan Josef Liefers bis Otto Waalkes gibt sich das Who is Who der deutschen Unterhaltung die Ehre. Links daneben ist Platz für die Showacts. Gerade wird dort die Lichtanlage ausprobiert. Es funkelt wie in einer Disco. Sperrige Kulissen müssen nicht mehr gebaut werden. Das funktioniert heute alles mit Videoprojektionen.

Auf der rechten Seite der Bühne werden die Kandidaten versuchen, ihre Wetten zu gewinnen. Am Samstag wird dort um die Krone des Wettkönigs gepuzzelt, geküsst und gerannt. Von drei verschiedenen Mischpulten werden die Bühnenlichter gesteuert. „Während der Umbauarbeiten werden die Seitenbühnen verschlossen, damit das Publikum in der Halle nicht abgelenkt wird“, erklärt Uwe Kraus, der Sicherheitsingenieur der Sendung. Als Überraschungsgast wird Samuel Koch nach Nürnberg kommen, der sich beim Versuch, mit Sprungfedern über Autos zu hüpfen, so schwer verletzte, dass er für immer gelähmt blieb. Für viele Beobachter läutete der tragische Unfall vom Dezember 2010 den Anfang von Ende der Show ein. Kurze Zeit später übernahm Markus Lanz die Moderation von Thomas Gottschalk. Die Quoten rutschten peu à peu in den Keller. Nun hat Nürnberg die zweifelhafte Ehre, die Kulisse für die allerletzte Sendung zu bieten.

Derweil steht die nächste Lichtprobe auf dem Programm. „Hier werden die Wettkandidaten Platz nehmen“, sagt Dirk Sawadski und lässt sich in das gemütliche Sofa fallen. Überhaupt wirkt die ganze Crew noch ziemlich entspannt. „Wir sind nicht aufgeregt“, sagt Sawadski und Kameramann Schmidt schüttelt ebenfalls mit dem Kopf. „Wieso auch? Wir sind so super eingespielt. Da läuft alles wie am Schnürchen“, sagt Volker Schmidt selbstbewusst. Kleine Pannen könnten natürlich immer passieren. In der letzten Sendung sei zum Beispiel die Band One Direction nicht pünktlich auf der Bühne erschienen. „Das Publikum saß schon im Nebel und die Band war immer noch nicht da“, erinnert sich Schmidt. Aber das sei jetzt alles Schnee von gestern. Bei der Abschiedsshow am Samstag in Nürnberg seien Überraschungen quasi programmiert, vermutet Schmidt. „Wir werden auf jeden Fall kräftig überziehen. Bis nach Mitternacht wird die Show auf jeden Fall gehen.“

Ein bisschen traurig sind die Männer hinter den Kulissen schon, dass am Samstag endgültig Schluss sein soll. Vorbei die goldenen Zeiten des Fernsehens, in der Geld praktisch keine Rolle spielte. In der sich die Weltstars brav in die Schlange reihten, um Platz auf dem Sofa nehmen zu dürfen. „Die Partys nach der Show sind schon lange nicht mehr legendär“, verrät ein Mitarbeiter hinter vorgehaltener Hand. Zuletzt habe es nichts mehr zum Feiern geben. Das wird sich am Samstag vielleicht ändern, wenn man auf die glorreichen Zeiten noch einmal anstoßen kann.

Zum Abschied von „Wetten, dass..?“ will keiner schlechte Stimmung aufkommen lassen. Auch wenn sich einige bald einen neuen Job suchen müssen. „Es hätt’ noch immer jot jegange“, sagt Freddy Schmidt in schönstem, kölschem Dialekt. Auf die letzte Show in Nürnberg freuen sich alle Mitarbeiter. „Das wird schon ganz schön kribbeln“, ist Volker Schmidt sicher und denkt vielleicht: Topp – die Wette gilt.