Irnsing
Wertschätzung statt Antibiotika

Rupert Ebner plädiert für bessere Bedingungen bei der Tierhaltung

17.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:32 Uhr

Irnsing (PK) Rupert Ebner, Tierarzt und Stadtrat der Grünen in Ingolstadt, hat bei seinem Vortrag bei der Bürgerinitiative "Kein Ferkelnest in Irnsing", gezeigt, dass es auch anders geht: Weder Irnsing noch irgendein anderer Ort brauche Mega-Ställe für mehrere Tausend Tiere.

Ebner (Foto), seines Zeichens auch Sprecher des Landesarbeitskreises Ökologie-Tiere-Natur-Umwelt, sieht sich nicht als jemanden, "der mit seinen Forderungen der Landwirtschaft schaden will". Ihn treibe lediglich die Hoffnung, von der industriellen Produktion von Fleisch einen "Weg in eine ökologische, nachhaltige und bäuerliche Landwirtschaft zu finden". Dazu brauche man neben Obergrenzen in der Tierhaltung lokal erzeugte Futtermittel statt importiertem Soja sowie "eine Subventionspolitik, die den gesamtgesellschaftlichen Interessen dient". Damit werde das Fleisch zwar teurer, was jedoch dessen Wertschätzung innerhalb der Bevölkerung steigern könne und den Verbrauchern Einsicht in die Erzeugung gebe, die sie bei der Massentierhaltung nicht haben. Dort würden regelmäßig Antibiotika, Schmerzmittel und Hormone verabreicht, "worauf sich meist die einzigen Verantwortungsbereiche der Tierärzte beschränken", klagt Ebner. Dennoch würden die Schweine in der Massenhaltung an Entzündungen der Ohren, Schleimbeutel, Sehnen und Brustdrüsen leiden und sich auf dem engen Raum in den Ställen in der Regel gegenseitig die Schwänze abbeißen. Massentierhaltung einschließlich der Tiertransporte, bei denen ein Mastschwein sich auf 0,45 Quadratmetern drängen müsse, widersprächen dem Grund- und dem Tierschutzgesetz, nach denen keinem Tier unnötige Schmerzen und Schäden zugefügt werden dürften.

Ebner bedauert in diesem Zusammenhang die "einseitige Ausbildung der Landwirte". Denn noch immer werde in Berufs-, Meister- und Hochschulen konventionelle Landwirtschaft gelehrt. "Da muss ein Umdenken einsetzen und der Lehrstoff wenigstens zur Hälfte ökologisch ausgerichtet sein", forderte der Referent.

Seit 2014 ist Ebner in Ingolstadt Stadtrat und Chef des Umweltreferats. Nebenbei züchtet er Murnau-Werdenfelser-Rinder auf 35 Hektar, besitzt ein Schwein, einen Hund und einen Kanarienvogel. "Ich bin natürlich ein großer Tierliebhaber", sagt er von sich.

In Irnsing stieß er mit seiner Haltung auf offene Ohren. Er bedauerte aber, dass keine jungen Landwirte zum Informationsabend gekommen sind. Denn genau die, so Ebner, wolle er ansprechen und für ein nachhaltiges Wirtschaften interessieren: "Nur so kann in der Landwirtschaft ein Umdenken in Gang gesetzt werden."