Schrobenhausen
Wertschätzung für Interessen der Kinder

Gärnter-Projekt zum Fördern von Talenten steht in den Startlöchern

19.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

Begeistert vom Baumeisterprojekt: Verkehrsstaatsministerin Dorothee Bär (2.v.r.) mit André Ponndorf (l.), Margit Bauer und Thomas Bauer. - Foto: Mayer

Schrobenhausen (DK) Das Problem heißt Bildungsblase. Und zwar nicht nur in Schrobenhausen. „Die heutige Gesellschaft hat sich etwas Dummes angewöhnt“, sagt André Ponndorf. „Wir erziehen unsere Kinder nicht mehr nach ihrem Wesen, sondern nach dem Motto ,gut gemeint’.“ Der Projektmanager bei der Firma Bauer macht sich seit einigen Jahren stark für flexible Lösungen für berufstätige Eltern und ihre Kinder – und kämpft gegen engstirnige Ansichten. „Dabei kommt es schon einmal vor, dass ich bei meinen Vorträgen den Eltern auf den Kopf zusage, dass sie Teil des Problems sind“, erklärt Ponndorf. Die bessere Schule, immer höhere Abschlüsse, ausgezeichnete Noten, immer mehr Nachhilfe. „Diese Erwartungshaltung macht uns krank.“

Was uns heutzutage oft abgeht, sagt Ponndorf, ist die Wertschätzung für das, was unsere Kinder wirklich interessiert und was sie richtig gut können. „Wir brauchen jeden da, wo er am besten ist. Und wenn es die Mittelschule ist, dann sollte das nicht zum Problem werden.“ Sprüche wie „Du musst lernen, sonst wirst du nur Maurer“ hält der Schrobenhausener für völlig verkehrt. „Kein Kind will sich als Verlierer fühlen, weil es keine Eins in Mathe oder Deutsch hat oder den Übertritt nicht schafft.“ Außerdem wären handwerkliche Berufe zu Unrecht mit einem negativen Touch behaftet. Vielmehr seien sie mehr denn je das Fundament unserer Gesellschaft. „Jeder braucht den Bäcker, den Metzger und den Friseur. Wir brauchen alle Baumeister!“Aus diesem Gedankengang entstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bauindustrieverband ein Projekt, das seit gut einem Jahr Vorschulkinder, ihre Eltern und Erzieher begeistert.

„Baumeister gesucht“, heißt es seither für Mädchen und Buben, die sich zusammen mit Harry Hammer und Nicki Nagel an der Werkbank zu schaffen machen – mit echtem Werkzeug, versteht sich. „Kinder können mit einer scharfen Säge umgehen, wenn man sie denn lässt“, weiß Ponndorf. Für Kindergärten gibt es also eine Werkbank plus Werkzeug plus Anleitungen für kleine Bauprojekte. Schritt für Schritt entstehen so Blumenkästen für Mamas Petersilie oder Wohnhäuser im Kleinformat. „Auf diese Weise bauen sie eine ganze Stadt an einem halben Tag“, berichtet Ponndorf. Die leuchtenden Kinderaugen seien in diesem Zusammenhang keine leere Phrase, die man einmal zu oft verwendet, sondern die Realität.

Das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern. Diesmal sind Alfons Apfel und Maria Möhre mit von der Partie. Wie die Namen schon verraten geht es dabei um Gartenarbeit, genauer gesagt um Gemüsebeete. Im Bausatzsystem erhält jedes Vorschulkind dabei einen halben Quadratmeter Fläche, den es eigenverantwortlich hegt und pflegt. Vorher soll eine Fläche von 20 Quadratmetern zusammen mit einem Landwirt umgegraben und vorbereitet werden. „Der Landwirt soll dann während des halben Jahres, das das Projekt läuft, immer mal wieder vorbeischauen, und den Kindern erklären, was eigentlich auf und unter der Erde passiert.“ Theorieunterricht, sozusagen. Die Praxis überwiegt aber. „Am Ende ernten die Kinder ihr Gemüse und kochen gemeinsam eine Suppe.“ So sollen sie lernen, woher Lebensmittel kommen, dass es Spaß macht, sie anzubauen, und was man daraus alles machen kann.

Im März werden Alfons Apfel und Maria Möhre in einem Kindergarten einen finalen Versuch durchlaufen. „Wir wollen sehen, was noch nicht ganz so gut funktioniert, und es dann an die Praxis anpassen“, begründet Ponndorf. Anfang 2016 geht es dann so richtig los. Ein Gärtner-Paket wird für 200 Euro zu haben sein. Ponndorf ist noch auf der Suche nach Sponsoren und Landwirten, die sich bereit erklären, den Vorschulkindern die Natur näher zu bringen.