Eichstätt
"Werdet nicht müde"

Dritte "Fridays for Future"-Demonstration in Eichstätt macht auf die Europawahl am Sonntag aufmerksam

24.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:53 Uhr
"Gebt mir lieber die Kohle" - bei ihrem Zug durch die Stadt hatten die Schüler auch dieses Mal wieder kreative Schilder mit dabei. −Foto: Steimle

Eichstätt (tsl) Martha und Elisa dürfen zwar bei der Europawahl noch nicht abstimmen, doch bei der "Fridays for Future"-Demonstration in Eichstätt sind die elf- und achtjährigen Schülerinnen trotzdem dabei.

Denn gemeinsam mit 320 anderen Teilnehmern wollen sie die Älteren dazu bringen, bei der Stimmabgabe an den Klimawandel zu denken.


Mit Blick auf den Sonntag hatte ein Bündnis aus Schülern und Studenten zur mittlerweile dritten Demo in Eichstätt aufgerufen. Das Parlament, das jetzt gewählt werde, sagte Benedikt Schmidmeier, "ist das letzte, das noch so viel gegen den menschengemachten Klimawandel tun kann". Es heiße immer, "dass wir die Zukunft sind, jetzt spricht die Zukunft zu euch". Bis viele der Teilnehmer selbst den Stimmzettel ausfüllen dürften, sei es zu spät. Gemäß dem Motto der Demo "act now" müsse nun gehandelt werden.

Darin waren sich die Redner auf dem Marktplatz einig, gleichzeitig wurde betont, dass man die Verantwortung nicht nur auf die Politiker abwälzen wolle. Zum Kauf von regionalen und saisonalen Lebensmitteln riet etwa Veronika Graf, ebenso zum Verzicht: "Eine Person, die jeden Tag duscht, verbraucht im Jahr 60000 Liter Wasser", machte sie ein einprägsames Beispiel. Wer sich nur jeden zweiten Tag unter die Brause stelle, könne also Wasser einsparen. Johanna Haugg rief in Reimform dazu auf, weniger Plastik zu benutzen.

Frederik Gosau räumte dagegen mit Vorurteilen und Vorwürfen gegenüber Veganern auf. So werde oft gesagt, der Sojaanbau in Brasilien zerstöre die Regenwälder, zur Wahrheit gehöre aber auch, "dass 98 Prozent des Sojas als Tierfutter für die Fleischproduktion verwendet wird". Wer sich abwechslungsreich ernähre, müsse zudem nicht an Mangelerscheinungen leiden. Es sei schwer, Gewohnheiten zu ändern, "das geht nicht von heute auf morgen", aber viele Wege seien denkbar, etwa, nur einmal in der Woche Fleisch zu essen.

Dass die Ersten, die unter der Erderwärmung leiden müssen, die Frauen sind, darauf machte Anna Kramheller aufmerksam. Versiegten aufgrund des Klimawandels die Brunnen, müssten etwa die Frauen in Afrika weiter laufen, um Wasser für ihre Familien zu holen. Bleibe als Ausweg die Flucht, blieben Frauen oft zurück, um sich um Alte und Kranke zu kümmern. Gleichzeitig seien sie bei den Klimaverhandlungen unterrepräsentiert, betonte Kramheller und forderte: "Frauen müssen mehr in politische Entscheidungen mit einbezogen werden. "

Zuspruch bekamen die Jugendlichen auch aus der Wissenschaft: "Ihr habt ein Recht darauf, auf die Straße zu gehen", sagte Ann-Kathrin Bremer, die im KU-Projekt "Mensch in Bewegung" mitarbeitet. Es komme darauf an, die Emissionen von Kohlenstoffdioxid und anderen Treibhausgasen schnell abzusenken. "Werdet nicht müde", riet sie den Zuhörern, denn die Proteste zeigten schon Wirkung. Bei der vergangenen Europawahl erklärten nur 20 Prozent, dass der Umweltschutz bei ihrer Wahlentscheidung eine wichtige Rolle spiele, "jetzt sind es schon 48 Prozent".

Anschließend setzte sich der "Klimawurm" in Bewegung und zog bunt und laut durch die Spitalstadt und über den Residenzplatz. Für eine staunende Hochzeitsgesellschaft vor dem Landratsamt wurde dann noch eben der Schlachtruf geändert: "Bürger, lasst das Glotzen sein, reiht euch in die Demo ein! "