Neuburg
Werben um gegenseitiges Verständnis

Ahmadiyya-Gebetszentrum in Neuburg öffnet zum Tag der Einheit seine Türen

04.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:24 Uhr
Ins Gespräch kommen: Zum Tag der Offenen Tür waren 55 Besucher ins Ahmadiyya-Gebetszentrum in Neuburg gekommen. Links im Bild Imam Usman Naveed. −Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Am Vormittag war es wetterbedingt etwas ruhiger vor und im Ahmadiyya-Gebetszentrum in der Schrannenstraße, am Nachmittag wurde das Angebot des Tages der offenen Tür der muslimischen Gemeinde besser angenommen.

Etwa 55 Besucher zählten die Organisatoren im Gebetshaus.

Zusätzlich seien etwa 100 Flyer draußen am Informationsstand mitgenommen worden, berichtete Wakas Ashraf. "Wir öffnen uns für den Dialog", sagte Imam Usman Naveed, der sich erhofft hatte, "dass sich mehr Deutsche trauen, auf Muslime zuzugehen". Sein Ziel sei gegenseitiges Verständnis, denn "wir bilden eine Gesellschaft, die darf nicht gespalten werden - ob Muslim, Christ oder Atheist". Die Ahmadiyya wollten klarstellen, "dass wir zu Deutschland gehören". Der Imam aus Neufahrn hat elf Gemeinden zwischen Kempten, Hof und Traunstein zu betreuen und ist deshalb nur in unregelmäßigen Abständen in Neuburg. Zum Tag der Deutschen Einheit, den die Ahmadiyya deutschlandweit für einen Tag der offenen Tür nutzen, war er auf Bitte von Ubada Ahmed, dem Präsidenten der Neuburger Gemeinde, in die Ottheinrichstadt gekommen.

Manche Besucher schauten nur kurz herein, durchquerten, nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatten, den größeren Männergebetsraum, um auch einen Blick in den kleineren, hinteren Frauengebetsraum zu werfen und verabschiedeten sich bald wieder. Andere gingen in den Dialog. "Wir haben viele Ähnlichkeiten festgestellt", bilanzierte Monika Becker. "Im Gegensatz zum Christentum sind wir Zeugen Jehovas und der Islam eine monotheistische Religion", führte Jochen Becker die Worte seiner Frau näher aus - das Christentum sei für ihn keine monotheistische Religion, da sie vom dreieinigen Gott ausgehe. Auch Ashraf, der sich mit den beiden ausgetauscht hat, fand es interessant, festzustellen, dass viele Religionen den gleichen Stamm hätten, wie ein riesiger Baum mit vielen Ästen. So gebe es viele Interpretationen und es lohne sich, sich geistig auszutauschen.

Komplizierter wurde es, wenn es um Frauenrechte ging. Der Imam versteckte seine Hand blitzschnell hinter seinem Rücken, wenn ihm eine Frau zur Begrüßung die Hand hinstreckte. Zum Abschied erklärte er dann, das sei ein Zeichen des Respekts der Frau gegenüber. Dass ein Moslem sehr wohl eine Jüdin oder Christin heiraten darf, ohne aus der muslimischen Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden, während eine Muslima aus der Gemeinde austreten muss, bevor sie einen Christen oder Juden ehelicht, erklärt er so: "In jeder Gemeinschaft gibt es Regeln, das sind die islamischen Gesetze". Und das Grundgesetz? Das habe Religionsfreiheit zu gewähren, antwortet er. Der Frau stehe es ja frei, auszutreten, daher sehe er keine Benachteiligung der Frau gegenüber dem Mann. Zwei verschleierte Frauen und zwei kleine Mädchen befanden sich im hinteren Raum, wollten sich aber im Gegensatz zu den Männern nicht fotografieren lassen.

Ein Tisch mit verschiedenen Koranausgaben nahm die hintere Wand ein, daneben standen Banner, die unter anderem den Dschihad als missverstandenen Begriff darstellten. Der größte Dschihad sei der Kampf gegen das eigene Ego, der große Dschihad sei die Verkündigung des Korans und der kleine Dschihad die Verteidigung gegen Aggressoren. Waffeneinsatz sei Muslimen nur zur Verteidigung erlaubt, war da zu lesen.

Nach oder während des geistigen Austauschs wurde fürs leibliche Wohl mit Kaffee und süßen sowie herzhaften Leckerbissen aus der pakistanischen Heimat der Ahmadiyya gesorgt.