Wer wird Polizeipräsident in Ingolstadt?

01.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:10 Uhr

Ingolstadt (DK) Für die zwei hohen Herren von der Polizei mag es ein merkwürdiges Gefühl gewesen sein, als es am Freitag bei einer Pressekonferenz um die Zukunft des künftigen Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord mit Sitz in Ingolstadt ging. Wer denn da der Chef sein werde, lautete die Frage an Ludwig Egner (59), Leiter der Polizeidirektion Ingolstadt, und Johann Rast (53), Vizepräsident beim Polizeipräsidium Oberbayern.

Da sei noch nichts entschieden, hieß es mit einem verlegenen Lächeln bei den heimlichen Konkurrenten. Mehr wollte man zum Thema Präsidium nicht sagen, nur soviel: "Wir liegen absolut im Zeitplan", erklärte Egner. Die neue Einsatzzentrale solle am 19. August in Betrieb gehen, und die übrigen Bauarbeiten seien bis zum Jahresende erledigt. Die künftige Zuständigkeit erstrecke sich bis in die Kreise Fürstenfeldbruck und Erding.

Es dauert in der Tat noch mindestens bis zur Sommerpause im Juli, bis das bayerische Kabinett sich mit der Frage der Stellenbesetzung in Ingolstadt befassen wird, hatte ein Sprecher des Innenministeriums bereits am Donnerstag auf Anfrage bestätigt. Über Präferenzen lasse sich derzeit nichts sagen. Der Startschuss für das neue Präsidium Oberbayern-Nord solle im Dezember 2008 fallen, hieß es.

Bei der Polizeidirektion Ingolstadt ist es ein offenes Geheimnis, dass ihr derzeitiger Leiter Ludwig Egner gerne Präsident werden möchte. Mit Elan hatte er an der Umsetzung der Polizeireform mitgewirkt, die die Auflösung sämtlicher Polizeidirektionen Bayerns zum Ziel hat, um die Strukturen zu straffen. Entgegen den Planungen verzögerte sich die Umsetzung des Projekts aber, so dass die Endphase nun in etwa mit dem 60. Geburtstag und damit der Pensionierung Egners zusammenfällt.

Der Eichstätter soll, so ist aus gut informierten Kreisen zu hören, zwar bereit sein, seine Dienstzeit bis zu drei Jahren zu verlängern, doch sei es aufgrund seines Alters politisch schwierig, ihn als Präsidenten durchzusetzen. Es deute einiges darauf hin, dass der neue Innenminister Joachim Herrmann bei der Besetzung solcher Posten auf eine Verjüngungsstrategie in Bayern setze. Der studierte Rechtswissenschaftler Johann Rast hätte demnach bessere Karten. Der Führungsbeamte kann zudem auf vielfältige Erfahrungen verweisen und hat gute Kontakte ins Innenministerium, wo er unter anderem ein Jahr lang im Büro des Staatssekretärs gearbeitet hatte.

Allerdings soll es weitere Interessenten geben. Dazu gehört angeblich der jetzige Leiter der Polizeidirektion Augsburg, Walter Böhm. Ihm stünden aber die neuen Präsidien Schwaben-Süd in Kempten, wo sich sein Kollege Hans-Jürgen Memel Hoffnungen machen soll, und Schwaben-Nord in Augsburg als Alternativen zur Verfügung. Die dortigen Führungsstellen sollen laut Plan im späten Frühjahr 2008 bestimmt werden.

"Ist die Entscheidung in Schwaben erst einmal gefallen, dürfte auch die Ingolstadt-Frage einfacher zu beantworten sein", sagte ein Insider. Gute Chancen für Oberbayern-Nord hat angeblich auch Winfried Bischler. Dem Abteilungsführer der Bereitschaftspolizei Dachau werden ebenfalls Ambitionen nachgesagt, an die Donau zu wechseln. "Letztlich ist es vor allem eine politische Entscheidung, wer welchen Posten bekommen wird. Und da kann es noch manche Überraschung geben", war von einem Gewährsmann zu erfahren.