Wer war Auftraggeber für Drogenkurier?

12.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:08 Uhr

Ingolstadt (hri) Die Hintergründe eines Drogengeschäfts geben der 1. Strafkammer am Ingolstädter Landgericht Rätsel auf. Dabei geht es um eine Lieferung von 23 366 Ecstasy-Tabletten im Schwarzmarktwert von knapp 200 000 Euro. Auftraggeber soll der 55-jährige Velizar V. sein, doch der will mit dem Rauschgifthandel im großen Stil nichts zu tun haben. Der Fall wird seit gestern verhandelt. Das Urteil musste wegen vieler offener Fragen vertagt werden, Der Fortsetzungstermin ist am 28. Februar.

Ausgangspunkt des gestrigen Prozesses war die Festnahme eines heute 39 Jahre alten Fitnesstrainers aus dem slowenischen Murska Sobota. Zivilfahnder der Ingolstädter Polizei hatten ihn im August 2006 an der Rastanlage Köschinger Forst am Steuer eines Mercedes CLK kontrolliert, weil sie den Mann für einen Autoschieber hielten. Der Verdacht bestätigte sich nicht, denn der teure Wagen gehört der Frau des Slowenen.

Ein Fehlgriff war die Aktion der Polizisten dennoch nicht. Hinter der Kofferraumverkleidung des Mercedes entdeckten sie die in Tüten verpackten Ecstasy-Tabletten. Damit war die Fahrt für den 39-Jährigen zu Ende. In den Vernehmungen wollte er aber keine Namen preis geben und bezeichnete seine Hinterleute verklausuliert nur mit Buchstaben. Erst später war er gesprächiger, um bei seiner Verhandlung Anfang 2007 besser wegzukommen. Tatsächlich erhielt er statt der zunächst angedrohten fünf bis sieben nur drei Jahre Freiheitsstrafe, nachdem er Velizar V. als Drahtzieher genannt hatte. Das Ecstasy habe er in Düsseldorf besorgt und sollte es im Auftrag des 55-Jährigen nach Mailand bringen, erklärte er.

Der mutmaßliche Auftraggeber arbeitet als Juwelier in Maribor und war nach der Aussage des 39-Jährigen im vergangenen Sommer festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert worden. Seither sitzt er in Neuburg in U-Haft.

Er kenne den 39-Jährigen nur als Kunden, weil der einmal Eheringe und später noch einmal einen Ring bei ihm gekauft habe, sagte Velizar V. gestern zu den Vorwürfen, er habe den Fitnesstrainer für 2000 Euro und dem Erlass von 500 Euro Schulden als Drogenkurier angeheuert. Er vermute einen Racheakt aus Eifersucht hinter den Behauptungen des 39-Jährigen, weil er mit dessen Frau einige Mal ausgegangen sei. Auch sein Sohn, der seit zehn Jahren heroinabhängig sei und mit dem er sich nicht recht verstehe, könnte dahinter stecken, sagte der Angeklagte.

Doch der aus der Haft vorgeführte 39-Jährige blieb im Zeugenstand dabei, von dem Juwelier zum Drogenschmuggel angestiftet worden zu sein. Da Aussage gegen Aussage steht und keinerlei Sachbeweise vorliegen, lässt das Gericht nun prüfen, ob sich über eine Telefonauswertung eine Verbindung zwischen den zwei Männern in Zusammenhang mit der Kurierfahrt herstellen lässt.