Geisenfeld
Wer fährt wann wohin und warum?

Ergebnisse erst im Sommer: Bei 14-stündiger Verkehrszählung sind in Geisenfeld 62 Realschüler im Einsatz

16.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:07 Uhr

Foto: Magdalena Zurek

Geisenfeld (GZ) Wie viele Fahrzeuge sind zwischen 6 und 20 Uhr in Geisenfeld unterwegs? Und wer fährt von wo weshalb wohin? Auf diese Fragen soll eine umfassende Verkehrszählung Aufschluss geben, die gestern unter Mithilfe von Realschülern und Polizeikräften gestemmt wurde.

Mit der Aktion unter der Federführung des Münchner Planungsbüros Stadt-Land-Verkehr sollen die Verkehrsströme, die durch Geisenfeld fließen, im Rahmen des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Isek) erfasst und ausgewertet werden. Weil das Thema Verkehr am Ort "wirklich wichtig ist", hat sich Realschuldirektorin Sabine Billinger mit ihrer Schule gerne an dem Projekt beteiligt. Außerdem sei die Zusammenarbeit mit der Stadt Geisenfeld "schon immer sehr konstruktiv und wertschätzend, so dass wir gerne helfen, wo wir können" so die Pädagogin. Die natürlich hofft, "dass sich für die Stadt wirklich eine gangbare Lösung findet". Denn, so ihre Überzeugung: "Mit der richtigen Verkehrsführung gewinnt ein Ort absolut an Lebensqualität."

Die Sonne scheint bereits an einem blauen Himmel, als Sophia und Helene um 6.30 Uhr außer Puste ihren Einsatzort erreichen. Insgesamt haben sich 62 Neuntklässler freiwillig dazu bereiterklärt, bei der Befragung und Zählung "Dienst zu schieben". Sie wurden von der Schule offiziell für diese Aufgabe "beurlaubt". Für manche begann der Einsatz schon um 6 Uhr früh. Schulbusse fahren zu dieser frühen Stunde keine. Daniel und Niklas wurden daher von den Eltern gebracht und packen gleich zwei Campingstühle aus - schließlich müssen sie in der ersten Schicht drei Stunden absitzen. An besonders neuralgischen Punkten werden die Verkehrsströme 14 Stunden lang ohne Unterbrechung erfasst, an anderen in drei Blöcken mit jeweils zwei Stunden Pause (diese Ergebnisse werden dann hochgerechnet).

Während die beiden Jungs auf den Campingstühlen gleich loslegen und per Strichlisten Lkw und Pkw erfassen, die in dichter Folge in Richtung Autobahn Langenbruck unterwegs sind, warten Timon und die Mädels auf die Polizei. Die wird an sechs Kontrollpunkten einzelne Fahrer herauswinken, damit die Interviewteams in Ruhe ihre Fragen stellen können. Kaum ist Polizeimeisterin Hannah Schanz eingetroffen, kann es losgehen. Die Beamtin gehört dem Operativen Ergänzungsdienst aus Ingolstadt an. "Wir unterstützen die umliegenden Dienststellen", erklärt die Polizistin die Aufgabe des OED, der heute insgesamt sechs Kollegen für das Projekt abgestellt hat. Hilfe kommt auch vom Bauhof, der fünf Mitarbeitern vor allem für den Bereich Stadtplatz bereitstellt.

Nach einer halben Stunde sind schon die ersten Listen voll. Es ist viel los, Berufsverkehr halt. Katharina und ihre Klassenkameradinnen haben bereits etliche Arbeiter und sonstige Pkw-Fahrer an der Ortsausfahrt Richtung Forstwiesen befragt. Keiner hat die Auskunft verweigert, aber "manche haben´s halt sehr eilig", meint sie. Und der eine oder andere sei ein wenig "geschockt", wenn ihn die Polizei herauswinkt - und erleichtert, wenn es dann "nur" um eine Umfrage geht. Die vier Arbeiter im roten Kastenwagen jedenfalls nehmen es mit Humor. Lachend geben sie Auskunft, woher sie kommen und wohin sie unterwegs sind.

Am Friedhof hat man, wie an den übrigen Befragungsstellen, eigens Parkplätze ausgewiesen, damit der Verkehr nicht unnötig durch die Interviews beeinträchtigt wird. Hier schaut gerade Stefan Amann, Polizeihauptmeister der Polizeiinspektion, "aus purem Interesse" vorbei und lässt sich erste Ergebnisse mitteilen.

Eine endgültige Auswertung wird aber so schnell nicht vorliegen. Da müssen erst noch die Fachleute ran, die die Daten sachgerecht erfassen und interpretieren. Zu ihnen zählt Projektleiter Robert Ulzhöfer vom Stadt-Land-Verkehr-Team, das auch die Resultate einer Befragung unter allen Haushalten im Bereich der Großgemeinde und die Umfrage in Sachen Parkverhalten in sein Urteil mit einfließen lassen wird. Während "die Knotenstromzählung bereits in drei bis vier Wochen ausgewertet sein dürfte", wird mit den Befragungsergebnissen, die erst noch verschlüsselt werden müssen, nicht vor den Sommerferien gerechnet.

Eines aber hält Ulzhöfer, der am Vormittag nach dem rechten schaut, jetzt schon fest: "Die Schüler sind alle pünktlich und arbeiten ebenso engagiert wie sorgfältig", urteilt er und dankt der Realschule für den Einsatz.