"Wenns nicht zu nackert seids, ist’s in Ordnung"

29.01.2007 | Stand 03.12.2020, 7:06 Uhr

Egweil (HK) Der Stoff, in dem sich die Faschingsgarden auf den Parketten dieser Welt bewegen, ist sowieso schon nicht üppig. Die Egweiler Eggspatzen setzen noch eins drauf: Für einen Kalender ließen sie ihre Kostüme gleich ganz daheim.

Zum 20-jährigen Bestehen der Faschingsgesellschaft müsse etwas ganz Besonderes her, hatten sich die Gardemädchen Bettina Edler und Tanja Klotz schon in der vorigen Session gedacht – warum nicht ein Aktkalender? Als Ideengeber dienten die Fußballdamen aus Grasheim (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen), die einen solchen bereits ein Jahr zuvor produziert hatten.

Die Kolleginnen dazu zu überreden, war dem Anschein nach nicht allzu schwierig, "nach anfänglicher Skepsis" habe allgemeine Begeisterung geherrscht, betonen die Gardemädchen unisono. Schließlich war man sich einig: "Man darf nicht zu viel sehen."

Darüber wachte auch Rudolf Ernst, Gründer und allmächtiger Präsident der Eggspatzen, der das Projekt absegnen musste: "Wenns nicht zu nackert seids, ist’s in Ordnung." Das Ergebnis findet Ernst übrigens "spitze".

Bis dies zustande kam, gaben sich die insgesamt 13 jungen Frauen – inklusive Prinzessin und die beiden Trainerinnen – im Neuburger Fotostudio von Karin Sander die Klinke in die Hand. Für alle war es das erste Mal, dass sie sich nackt fotografieren ließen – nach etwa zehn Minuten anfänglichen Bauchgrimmens sei die Atmosphäre zusehends entspannter und das Posieren "ganz easy" geworden.

Das lag natürlich zu einem guten Stück an Karin Sander, die ihre Klientinnen mit "Witz und Spaß, Musik und Quatschen" locker machte. "Sie haben dann gar nicht mehr gemerkt, dass sie nichts anhatten", berichtet die 24-jährige Fotografin. Es handelte sich übrigens nicht um Nacktaufnahmen, betont sie, die Fotografien seien "sehr dezent" ausgefallen. Mehr zu sehen als auf Bikinibildern sei hier auch nicht. Sprich: Brust und Schambereich waren tabu.

Nicht ganz: Für den "Privatgebrauch" seien doch etwas freizügigere Porträts entstanden, erzählen die Gardemädchen: "Da kann man dann schon mehr sehen."

Und was sagt das private Umfeld zum Kalender? Die Eltern seien recht begeistert davon, die Stimmungslage bei den Freunden schwankt von "stolz" bis "nicht so begeistert". "Meiner hat ihn noch nicht mal angeschaut", meint ein Eggspatz, was aber gar nicht frustriert klingt.

Was die interne Wertung der Bilder angeht, gebe es keinen "Zickenkrieg", versichern die jungen Frauen im Alter von 19 bis 24 Jahren. Alle Fotos seien sehr schön geworden, es werde lediglich unterschieden zwischen "weniger und besonders nackt". Den erotischen Aspekt siedeln die Mädchen im vernachlässigbaren Bereich an: "Unter Erotik stellt sich die Männerwelt sicher etwas anderes vor", so Bettina Edler.

Das bestätigt ein Stammtischler beim Heindl-Wirt, dem Hauptquartier der Eggspatzen in Egweil: Dies seien "keine anzüglichen Fotos", meint er nach eingehender Betrachtung. Die Wirtin gibt sich da etwas reservierter: "Geschmackssache", findet sie.

Der Kalender ist in einer Auflage von 300 Exemplaren erschienen. Verkauft wird er für zehn Euro bei den Auftritten der Eggspatzen oder beispielsweise in der Raiffeisen-Volksbank Egweil, in der Bäckerei und der Sparkasse in Nassenfels oder bei "Kaffee und Küche genial" in Eichstätt (schließlich ist mit Stefanie Schön auch eine Domstädterin vertreten). Die Hälfte der Auflage ist übrigens schon weg. Der Erlös – die Fotos haben die Mädchen selber bezahlt – geht an den Egweiler Kindergarten.