Dietfurt
"Wenn wir da sind, wirkt das beruhigend"

HvO-Gründungsmitglied Stefan Röll absolviert seinen 1000. Einsatz - Ehrenamtliche gesucht

09.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:01 Uhr
  −Foto: Hradetzky/Patzelt

Dietfurt - 18 Jahre ist es nun her, dass die Dietfurter Helfer vor Ort (HvO) zum ersten Mal ausrückten, um ehrenamtlich qualifizierte Erste Hilfe zu leisten. Stefan Röll war Gründungsmitglied der Ersthelfer, auch First Responder genannt, und damit von der ersten Stunde an mit dabei. Mitte August nun hatte er bereits seinen 1000. Einsatz.

 

"Das war nichts Spektakuläres. Es handelte sich dabei um einen Verkehrsunfall, bei dem ein Fußgänger von einem Auto angefahren und verletzt wurde", sagt Röll. Dabei hat er in den 18 Jahren bei den HvO schon so einiges erlebt. Am 8. November 2002 um 16 Uhr hatten Josef Walter, Konrad Götz, Jürgen Freifahrt und er, Stefan Röll, die HvO als ersten Ersthelferkreis im Landkreis Neumarkt aus der Taufe gehoben. "Mein allererster Einsatz war dann am 10. November 2002, eine erfolglose Reanimation. Damals dachte ich mir: Das geht ja schon mal gut los", erinnert sich Röll.

Schnell zeigte sich allerdings, dass die Institution der Helfer vor Ort in Dietfurt mit seither 4500 Einsätzen gesamt eine Erfolgsgeschichte sein wird. Denn in den meisten Fällen konnte das ehrenamtliche Team eine herausragende erste Hilfe leisten, die sofortigen Basismaßnahmen vornehmen und eine schnelle Lagemeldung an weitere Rettungsmittel weitergeben. Denn meist seien die HvO etwa zehn Minuten vor Eintreffen eines Krankenwagens dort, wo sie gebraucht werden. Im vergangenen Jahr seien es 441 Alarmierungen gewesen, die bei den Helfern vor Ort eingingen, 350 Einsätze konnten gefahren werden.

Trotz zehnwöchiger Corona-Pause kommen die freiwilligen Helfer auch in diesem Jahr bereits auf rund 210 Alarmierungen. Auffallend sei gewesen, dass sie zu Zwischenfällen oder Unfällen, die auf erhöhten Alkoholkonsum zurückzuführen sind, aufgrund der Schließungen von Bars und Kneipen während der Corona-Pandemie nicht gerufen wurden und die Einsätze in diesem Bereich dadurch deutlich zurückgegangen sind. Dabei sei das Spektrum der Einsätze sehr umfangreich: Mal werden Ehrenamtlichen zu Rettungseinsätzen "Großtier" gerufen, zu Brandeinsätzen mit Verletzten oder Verkehrsunfällen, mal zu Arbeitsunfällen oder bei Herz-Kreislaufproblemen und vielem mehr.

"Die chirurgischen Verletzungen wie Kopfplatzwunden, Knochenbrüche oder blutige Verletzungen sind mir persönlich am liebsten, denn dann weiß ich sofort, wo es weh tut, was los ist und kann dementsprechend handeln, kann zum Beispiel eine Wunde versorgen", erklärt Röll. "Schwieriger ist es, wenn die Person, zu der man gerufen wird, bewusstlos ist oder Bauchschmerzen hat, denn dies kann von so vielem herrühren", findet er. "Das Schöne an unserer ehrenamtlichen Arbeit ist die große Dankbarkeit der Menschen, denen man helfen konnte, und die unser Engagement nicht vergessen. Oft sind auch die große Erleichterung und Dankbarkeit von Angehörigen, die mit am Einsatzort sind, zu spüren, wenn wir kommen. Wenn wir da sind, wirkt das beruhigend auf sie, denn dann ist jemand vor Ort, der geschult ist und sich auskenn. Der Angehörige ist somit ein wenig aus der Verantwortung," blickt Röll auf seine Arbeit.

 

Seine Teamkollegen, insgesamt derzeit fünf Fahrer und etwa zwölf Begleitpersonen, haben schon einiges erlebt. Röll erinnert sich noch gut an die Zeit, in der es noch keine digitalen Straßenkarten gab und die Einsatztruppe noch mit ausgedruckten Ortsplänen der Großgemeinde Dietfurt und mit handschriftlichen Markierungen hantierte, um schneller zu den entsprechenden Einsatzorten zu gelangen. "Damals gab es ja schließlich noch keine Navigationsgeräte. Mittlerweile bekommen wir die Meldung mittels SMS-Alarmierung, brauchen auf dem Navi nur mehr aufs Knöpfchen zu drücken und werden automatisch und direkt zur Einsatzstelle hin navigiert", schmunzelt Röll.

Bemerkenswerte Einsätze sind ihm im Gedächtnis geblieben, so etwa ein schwerer Verkehrsunfall in Richtung Mühlbach auf Höhe der Kreuzung nach Wildenstein. "Als wir dort angekommen sind, waren bereits vier Rettungssanitäter aus Ingolstadt am Einsatzort, worüber wir anfangs sehr verwundert waren. Nun, diese wollten ursprünglich zum Minigolfspielen nach Mühlbach und sind zufällig am Unfallort vorbeigekommen, was wirklich ein regelrechter Glücksfall war, da es sich um einen Unfall mit zwei Autos und mehreren Verletzten handelte", erinnert sich Röll. Es sei immer von Vorteil, wenn mehrere helfende Hände vor Ort seien. "Bei einem Verkehrsunfall ist man psychisch schon sehr gefordert."

Heiter ging ein Notfall aus, zu dem die HvO ein andermal gerufen wurden. "Wir wurden auf das Flusskreuzfahrtschiff Swiss Pearl gerufen. Es handelte sich um einen außergewöhnlichen Notfall, der Verunglückte wurde mit dem Rettungswagen abtransportiert und wir erhielten dann eine exklusive Führung durch das Schiff, landeten dann auch im Barbereich mit Klaviermusik", erzählt Röll.

Ein First Responder zu sein bedeutet Röll sehr viel, wenngleich er ursprünglich nach dem 1000. Einsatz aufhören wollte. Leider fehle den Helfern vor Ort allerdings der Nachwuchs. Seine Kollegen und er würden sich sehr freuen, wenn sich Personen ab 18 Jahren für dieses starke Ehrenamt finden würden, gerne auch erst einmal, um zu schnuppern. "Interessierte müssen einen Erste-Hilfe-Kurs haben, die Ausbildung als Helfer vor Ort wird dann aber vom Förderverein übernommen", so Röll. Kontakt können Interessierte über jeden der Helfer vor Ort, über die Bereitschaftsleiterin Gabi Weber oder über die Website www.hvo-dietfurt.de aufnehmen.

Die engagierten Helfer vor Ort werden von Seiten der Bevölkerung und vom Förderverein unterstützt, wenn es etwa darum geht, gut ausgerüstet zu sein. So freut sich die Truppe derzeit über ihr neues Einsatzfahrzeug mit Allradantrieb, der vor allem bei Einsätzen im Wald und Wiese von Vorteil ist. Am 25. September wird es um 18.30 Uhr eine Fahrzeugsegnung beim Gasthaus Zu den drei Heiligen in Griesstetten geben. Hier können sich Interessierte nach der Fahrzeugsegnung auch mit den Einsatzkräften austauschen und Fragen stellen. Alle Bürger der Großgemeinde sind zu dieser Veranstaltung willkommen Selbstverständlich will man sich an die Einhaltung der Corona-Regeln halten.

DK

Katrin Hradetzky