Königsmoos
Wenn Wildvögel sich verletzen

Tierhilfe Jonathan und Landesbund für Vogelschutz zu Gast beim Katholischen Frauenbund Königsmoos

26.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:32 Uhr

Praktisches Anschauungsmaterial: Zum Abschluss eines aufrüttelnden Abends wurden die Damen des Katholischen Frauenbunds Königsmoos noch Zeugen einer Wildvogelfütterung durch Günter Neuner - Foto: Hammerl

Königsmoos (SZ) Einen Saal voller Frauen habe er sich schon immer gewünscht, begann Günter Neuner von der Tierhilfe Jonathan seinen Vortrag beim Frauenbund Königsmoos. Neuner, Andreas Kopernik und Rudolf Wittmann vom Landesbund für Vogelschutz machten auf Probleme der Wildvögel aufmerksam.

Denn die hätten mit zunehmend schwieriger werdendem Umfeld zu kämpfen, fänden aber bei Verletzungen keine Aufnahme im Tierheim. Das sei kein Vorwurf, meinte Neuner, doch hier bestehe eine echte Lücke. Mit Martina Oblinger aus Mändlfeld hat der gemeinnützige Verein eine Fachfrau für Vögel. Sie pflegt seit Jahrzehnten verletzte Wildtiere, vor allem Vögel und habe den Sachkundenachweis am Veterinäramt abgelegt. „Wir sammeln keine Tiere“, erklärte Neuner, Ziel sei immer die Auswilderung, „unser Lohn ist es, wenn das Tierchen wieder in die Freiheit zurück kann“.

Insgesamt 130 Fotos von verunglückten oder verletzten Fundtieren hatten die drei Referenten mitgebracht, von 80 Gramm leichten Feldhasenbabys über junge Mauersegler, die mit Heimchen gefüttert werden müssen, Spatzen, die vom Allerweltsvogel mittlerweile zur bedrohten Art avanciert sind oder junge Igel bis hin zum Wildschwein. „Jedes Tier hat seine Geschichte“, ergänzte Wittmann und erzählte von einer Amselmutter mit gebrochenem Bein. In Neuburg häufen sich angeschossene Tauben, berichtete Neuner von einem jährlich wiederkehrenden Problem, das Betroffenheit unter seinen Zuhörerinnen auslöste. Geschichten von Schwanenrettung, vom kleinen Gecko aus Schiffscontainern über Lastwagen in Neuburg gelandet, von Vögeln mit gebrochenem Bein, das in der Hängematte ausheilte und viele mehr waren zu hören.

Tieren zu helfen, sei das eine, meinte Neuner, der andere Aspekt der ehrenamtlichen Arbeit sei ein psychosozialer. Denn wo solle eine Familie beispielsweise hin mit einem vom Sturm herabgewehten Nest voller junger Vögel? Gerade Kinder würden sich immer wieder danach erkundigen, wie es ihren Schützlingen denn gehe. „Es ist ganz schwer, Menschen zu helfen, die einen noch nackten Jungvogel gefunden haben“, bestätigte Wittmann, der in seinem Referatsteil unter anderem auf Artenschwund in Agrarlandschaft und Wald, anhaltenden Vogelmord in Ägypten, Frankreich, Spanien und Italien, Vogelschlag an Glasflächen, Artenschutz in Haus und Garten mit naturnaher Gartengestaltung, Nisthilfen oder Insektenhotels, Veränderungen durch Klimawandel sowie deren Folgen für die Vogelwelt einging. So wandern wegen der Erderwärmung vermehrt Vogelarten südlicherer Gefilde in hiesigen Breiten ein, wie der Bienenfresser. Während das ja recht erfreulich sei, bekämen Schneehühner, Alpenkrähe oder Schneefink ein Problem, weil sie sich in größere Höhen mit weniger Nahrungsangebot zurückziehen müssen. Auch den Seevögeln gehe Lebensraum verloren. Die Sahara breite sich aus – ein „katastrophales Problem für Zugvögel“, so Wittmann.

Während Wittmann vor den Damen des Frauenbundes sprach, verabschiedeten sich Neuner und Kopernik vorübergehend, um ihre Schützlinge zu füttern, denn Jungvögel benötigen tagsüber etwa jede Stunde Futter. Weil die Herren nun aber länger auswärts weilen wollten, hatten sie den jungen Star und die kleine Blaumeise kurzerhand samt Käfig im Auto deponiert, um sie stündlich mit der Pipette füttern zu können. Das Menu bestand aus Brei, Flüssigkeit und als Leckerli gab es zum Nachtisch ein Heimchen.

„Können wir die Vielfalt der Vögel noch retten“, fragte Wittmann abschließend und erinnerte an die Verantwortung jedes Einzelnen, der mit seinem Kaufverhalten mitsteuern könne, beispielsweise indem er sparsamer Baumwollkleidung kaufe – oder solche mit Umweltlabel. Franziska Berger, Vorsitzende des Katholischen Frauenbunds Königsmoos erklärte, ihr sei vieles neu gewesen an dem Vortrag und verabschiedete die Referenten mit je einem Geschenk.