Geisenfeld
Wenn sich die Polizei selbst widerspricht

Liegengebliebene Anzeige gegen Internet-Schlüsseldienst: Betroffene wundert sich über gegensätzliche Auskünfte

22.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr

Geisenfeld (GZ) Von einem Internet-Schlüsseldienst um über tausend Euro "erleichtert": Für die Geisenfelderin Maria Brücklmeier war der 17. August 2017 ein einziges Ärgernis - das jetzt seine Fortsetzung findet. Wegen widersprüchlicher Polizeiaussagen, die Fragen aufwerfen.

Frühmorgens, als sie ihre Wohnung verließ, bemerkte die 53-jährige Geisenfelderin zu spät, dass der Haustürschlüssel innen noch steckte. Trotz vorhandener Ersatzschlüssel ließ sich das alte Schloss deshalb von außen nicht mehr entriegeln. Weil ihr mehrere regionale Schlüsseldienste keinen konkreten Preis für die Türöffnung nennen wollten, orderte sie letztlich einen Schlüsseldienst übers Internet. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Für ein neues Schloss und 15 Minuten Arbeit an ihrer Wohnungstüre wurden ihr von den beiden schnell erschienenen "Experten" 1003 Euro abgenommen.

Einige Tage später beschloss Maria Brücklmeier, die Angelegenheit nicht auf sich beruhen zu lassen. Sie nahm sich einen Anwalt, und der riet ihr, die Polizei einzuschalten und Anzeige zu erstatten. Was die Geisenfelderin auch tat. Doch was ist eigentlich aus der Anzeige geworden?

"Die wurde von der Staatsanwaltschaft eingestellt, die sieht in dem Vorfall wohl doch keinen Wucher." So die Auskunft, die unsere Zeitung am Donnerstagvormittag von Polizeichef Klement Kreitmeier erhielt. Und was sagt Maria Brücklmeier dazu? Ein Anruf bei der Geisenfelderin erbrachte Rätselhaftes: Weil sich in Sachen Anzeige seit Monaten nichts getan habe, sei es ihr an diesem Mittwoch "zu bunt" geworden, erzählt sie. Nach langer Herumtelefoniererei habe sie endlich jene Polizeimeisterin an den Apparat bekommen, die die Anzeige Ende August aufgenommen hatte. Und diese habe letztlich eingeräumt, dass sie die Unterlagen noch gar nicht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet habe - mit der wortwörtlichen Begründung, sie habe schließlich "Wichtigeres" zu tun. "Wenn ich so arbeiten würde, hätten sie mich schon längst rausgeworfen", sagt die kaufmännische Angestellte zu der Tatsache, dass die Akten offenbar seit Monaten liegengeblieben sind. Noch "unglaublicher" findet Maria Brücklmeier freilich die Tatsache, dass die Geisenfelder Polizei am Donnerstag, dem Tag nach ihrem Telefonat mit der Polizeimeisterin, die offizielle Auskunft erteilt, die Anzeige sei von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden. "Will man da was vertuschen?", fragt sie sich.

Ein Rätsel war die Auskunft der Polizei am Donnerstagnachmittag auch der Staatsanwaltschaft Ingolstadt, wo man weder unter dem polizeilichen Aktenzeichen der Anzeige noch unter dem Namen der Geschädigten einen Eintrag finden konnte. Am Freitag fragte Nicolas Kaczynski als stellvertretender Leiter und Pressesprecher der Behörde dann beim Geisenfelder Polizeichef nach. Und er erhielt die Auskunft, dass die Unterlagen tatsächlich noch nicht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurden. Dass Akten mal einen solchen Zeitraum liegenbleiben, sei bei der heutigen Arbeitsbelastung freilich "nichts Ungewöhnliches".

Doch wie kam es dann zur Auskunft des Polizeichefs, dass das Verfahren eingestellt sei? Da habe er wohl "etwas durcheinandergebracht" und den Fall "mit einem ähnlich gelagerten verwechselt", erklärte Klement Kreitmeier gegenüber der Staatsanwaltschaft. Maria Brücklmeier will diese Darstellung nicht kommentieren. Sie hofft freilich, dass die Sachbearbeiterin demnächst dazu kommt, die Unterlagen weiterzuleiten. "Obwohl sie vielleicht etwas Wichtigeres zu tun hat."