stadtgeflüster
Wenn's mal wieder länger dauert

03.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:55 Uhr

(sic) Der Steinkohlebergbau in der Bundesrepublik ist seit zwei Wochen Geschichte.

Da wurde das Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop, das letzte seiner Art, feierlich geschlossen. Seither trägt deutscher Boden nur noch Braunkohle zum Strommix bei. Dank dieses historischen Endes lernten die Bundesbürger jenseits des Ruhrgebiets einen tollen neuen Fachbegriff kennen: Ewigkeitsaufgaben.

So nennt man Maßnahmen, die in stillgelegten Minen mindestens bis zum jüngsten Gericht erledigt werden müssen, zum Beispiel die Grundwasserreinigung, der Bau von Poldern oder das Beheben von Bergschäden. So lang in Nordrhein-Westfalen noch Menschen siedeln, wird das jedes Jahr um die 300 Millionen Euro kosten.

In Ingolstadt gibt es schon ganz lange Ewigkeitsaufgaben. Es fehlte bisher nur der Terminus dafür. Zu den Top Ten unserer Ewigkeitsaufgaben gehören die Aufwertung der INVG, die Generalsanierung des Stadttheaters, der Neubau des Apian-Gymnasiums und die Suche nach einem beständigen Mieter für das Fellermeyer-Haus (aber das dauert bestimmt auch noch bis zum jüngsten Tag). Die Neubelebung des Georgianums hat in dieser Reihe indes nichts zu suchen. Die zieht sich erst seit einer halben Ewigkeit hin.

Auch den Kampf gegen steigende Kosten bei öffentlichen Bauprojekten führen die Ingolstädter ungefähr seit der Völkerwanderungszeit mit gleichbleibender Energie und beständig mäßigem Erfolg. Und das trotz des schon immer sehr epochalen Einsatzes der Freien Wähler. Am 29. Januar 2003 meldete der DK: "FW-Fraktion geht bei Finanzierung der Multifunktionshalle auf Konfrontationskurs zu Stadtratsmehrheit. " Unerhört; das würden die sich inzwischen nicht mehr trauen. Gemeint ist die heutige Saturn-Arena. Die stand 2003 vor der Vollendung und wurde - Überraschung! - deutlich teurer als geplant. Die jetzt erreichten Kosten in Höhe von 27,5 Millionen Euro "können nicht mehr akzeptiert werden", klagte FW-Stadtrat Hans Stachel. Hätte er rechtzeitig gewusst, wie teuer die Halle wird, hätte er nie zugestimmt. Er fühle sich bei der Finanzplanung überfahren. "Das hat man so durchgejagt! So kann man nicht miteinander umgehen! "

Konnte man dann aber doch. Was die Saturn-Arena am Ende gekostet hat, will heute besser keiner mehr so genau wissen.

Jetzt droht auf der Baustelle des Kunstmuseums eine kräftige Kostensteigerung. Im Fall dieses gewagten Tiefbaus wäre das aber nicht so schlimm. Sollte er zu teuer werden, kann man die Baugrube immer noch für den Steinkohlebergbau nutzen.